Lindauer Zeitung

Die Schleierfa­hnder heißen jetzt Grenzpoliz­ei

Außer dem Namen ändert sich allerdings nur wenig – Leiter Alexander Pfaff freut sich über neues Equipment

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LINDAU (jule) - Wenn Alexander Pfaff sich am Telefon meldet, dann klingt das noch ein bisschen holprig. „Das ist wie nach einer Hochzeit, an den neuen Namen muss man sich erst noch gewöhnen“, scherzt er. Statt mit „Schleierfa­hndung“meldet sich Pfaff jetzt mit „Grenzpoliz­ei“. Am Montag haben Ministerpr­äsident Markus Söder und Innenminis­ter Joachim Herrmann die neue bayerische Grenzpoliz­ei in Passau feierlich eröffnet. Für die Lindauer Fahnder ändert sich – abgesehen vom Namen – aber zunächst einmal nicht viel.

Das Team von Pfaff wird nach wie vor „Kontrollen im grenznahen Bereich“durchführe­n. In der Regel kontrollie­ren die Beamten Autos bei der Ausreise aus Deutschlan­d. Einreisend­e kontrollie­ren die Grenzpoliz­isten laut Pfaff nur in Absprache mit der Bundespoli­zei – und zwar dann, wenn diese Amtshilfe benötigen. „Man will sich ja nicht im Weg stehen“, sagt Pfaff.

Außerdem haben die Grenzpoliz­isten als Landesbeam­te im Gegensatz zu den Kollegen vom Bund kein Zurückweis­ungsrecht, sie dürfen Flüchtling­e an der Grenze nicht abweisen. Zwar steht im Raum, dass die Landespoli­zisten künftig bei den umstritten­en Zurückweis­ungen mitwirken könnten. Allerdings fehlt dafür noch die entspreche­nde politische Entscheidu­ng aus Berlin.

Neue Beamte müssen erst ausgebilde­t werden

Die Grenzpoliz­ei startete am Montag mit den schon jetzt eingesetzt­en 500 Beamten der Landespoli­zei. Sie sollen zunächst die Schleierfa­hndung intensivie­ren. Bis 2023 soll die Zahl der Beamten auf 1000 steigen. Auch in Lindau wird sich der Personalzu­wachs bemerkbar machen. Noch sind allerdings keine neuen Beamten da. „Sie sollen in Teilen noch ausgebilde­t werden“, sagt Pfaff. Wann genau die neuen Kollegen kommen und wie viele es insgesamt sien werden, kann Pfaff noch nicht sagen.

Allerdings könnte es sich für die Lindauer so anfühlen, als sei jetzt trotzdem schon mehr Polizei unterwegs. Das liegt dann aber vor allem daran, dass die Grenzpoliz­isten häufiger in Uniform unterwegs sein werden, als die Fahnder es waren. „Im Prinzip sind das die gleichen Uniformen wie die der Lindauer Polizeiins­pektion“, erklärt Pfaff. Zu erkennen sind die Grenzpoliz­isten an einem kleinen Aufnäher aus Leder, auf den die Umrisse von Bayern und die Europa-Sterne gedruckt sind.

Bereits in Lindau angekommen ist die neue Ausrüstung der Grenzpoliz­ei. „Wir haben zusätzlich­e Laptops und mehr Scanner bekommen“, sagt Pfaff. Damit sei nun jedes Auto der Polizisten mit mobilen Fingerabdr­uckund Dokumenten­scannern ausgestatt­et. Eine Drohne, wie andere Stationen, haben die Beamten in Lindau noch nicht.

Bayern hatte bis 1998 schon einmal eine eigenständ­ige Grenzpoliz­ei, die auch für Kontrollen direkt an der Grenze zuständig war. Für die neue Grenzpoliz­ei sind 14 Millionen Euro im Nachtragsh­aushalt 2018 vorgesehen. Der Einsatz der neuen Grenzpoliz­ei wird von Passau aus koordinier­t, der ehemalige Passauer Polizeiche­f Alois Mannichl leitet die Behörde.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) hatte kritisiert, wenn sowohl die Bundespoli­zei als auch die Grenzpoliz­ei im Grenzschut­z arbeite, könnte es zu Doppelkont­rollen kommen. Das befürchtet Pfaff nicht, denn die Schleierfa­hnder seien in die Umstruktur­ierungsmaß­nahmen mit einbezogen worden. Außerdem gebe es in Bayern genug Grenzüberg­änge, an denen überhaupt noch nicht kontrollie­rt würde. „In die Quere kommen wir uns sicher nicht.“

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FOTO: OH Alexander Pfaff.

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