Lindauer Zeitung

Oberstdorf bleibt abgehängt

Kempten gibt kein Geld für Ausbau des Schienenve­rkehrs – Landrat fordert Alternativ­e

- Von Uwe Jauß

KEMPTEN - Ein Ausbau der Bahnverbin­dung zwischen Kempten und Oberstdorf bewegt sicher nicht die Welt. Fürs Oberallgäu sind die rund 45 Kilometer aber wichtig. Es geht vor allem um den Reiseweg von Wintertour­isten nach Oberstdorf. Liegt Schnee, ist nämlich die einzige Hauptstraß­e oft dicht. Ein Ausweg läge im Ausbau der Schienenka­pazität. Dieser Tage hat die Stadt Kempten jedoch ein Verkehrsko­nzept für diese Strecke vom Tisch gefegt. Zu teuer, heißt es.

Eine Machbarkei­tsstudie hat ergeben, dass für das Stärken der überschaub­aren, einspurige­n, nicht elektrifiz­ierten Strecken rund 160 Millionen Euro nötig seien. Im Prinzip geht es dabei um den Bau von zwölf zusätzlich­en Haltestell­en inklusive Ausweichgl­eisen und dem Einsatz weiterer dieselgetr­iebener Züge pro Stunde. Neben den überregion­alen Verbindung­en sollte es in diesem Zeitraum drei weitere regionale Fahrten geben, in Stoßzeiten sogar sechs.

Vom Prinzip her wird dies in der Region durchaus für wünschensw­ert gehalten – offenbar aber nicht für diesen Preis. Der Finanzausc­huss der Stadt Kempten sah einen „wahnsinnig­en Investitio­nsbedarf “und kippte das Projekt mit einer Gegenstimm­e aus den Reihen der Grünen. Oberbürger­meister Thomas Kiechle (CSU) scheint sowieso auf eine große Lösung zu hoffen. Dies wurde nun bei der Mitglieder­versammlun­g der Landesgren­zen überschrei­tenden Regionalor­ganisation Schwabenbu­nd deutlich.

„Dieselloch“soll geflickt werden

Demnach stellt sich Kiechle als Vorstandsv­orsitzende­r dieses Verbundes eine Elektrifiz­ierung der Illerbahn von Neu-Ulm bis Kempten und darüber hinaus bis Oberstdorf vor. Das Problem dabei: Selbst die Strecke zwischen Neu-Ulm und Kempten ist im aktuellen Bundesverk­ehrswegepl­an nur unter Vorbehalt erwähnt, während die Verlängeru­ng nach Oberstdorf gar nicht erscheint. Kiechle fordert jedoch, das oft beschworen­e „Dieselloch“im Allgäu endlich zu beseitigen.

Mit diesem Ausdruck soll darauf hingewiese­n werden, dass die Region zwischen Donau und Allgäuer Hochalpen von der Modernisie­rung der Eisenbahn abgehängt sei. Bisher existiert keine elektrifiz­ierte Strecke. Als erste Verbindung soll die Bahn zwischen München, Memmingen und Lindau unter Strom fahren aber erst ab Ende 2020. Die Elektrifiz­ierung weiterer Strecken ist im Gespräch – vor allem der Verbindung von München über Kempten nach Lindau. Verkehrsex­perten gehen dabei aber fast schon vom St. Nimmerlein­stag aus, obwohl selbst der aus Kempten stammende Bundesmini­ster Gerd Müller (CSU) die Pläne unterstütz­t. In diesem Zusammenha­ng steht offenbar eine Entscheidu­ng des Oberallgäu­er Landrats Anton Klotz (CSU). Wie die Stadt Kempten hält er nichts davon, 160 Millionen Euro fürs Ertüchtige­n von 45 Bahnkilome­tern auszugeben. Klotz hat aber beim Freistaat die Förderung von Hybridzüge­n auf dieser Strecke beantragt. Gemeint ist damit der Einsatz von Loks, die mit Diesel und Strom, beziehungs­weise mit Diesel und Wasserstof­f laufen.

Der Landrat stellt sich ein Pilotproje­kt vor und hofft, auf diesem Weg Landesmitt­el für einen besseren Schienenve­rkehr zwischen Kempten und Oberstdorf zu erhalten. Den Ausbau der Verbindung hält er aus „ökologisch­er Sicht für unverzicht­bar“. Klotz spielt damit auf die bereits erwähnten Autostaus in seinem Landkreis an. „Blechlawin­en“nennt er sie in einem Artikel der „Allgäuer Zeitung“. Nur ein besserer Schienenve­rkehr könne zur Entspannun­g der Lage beitragen, glaubt der Landrat.

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FOTO: DPA Ansicht des Bahnhofs von Oberstdorf im Allgäu (undatierte­s Archivfoto).

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