Lieb gemeint mit üblen Folgen
Wer Pferden Leckerlis über den Zaun reicht, verursacht womöglich Vergiftungen
BUCHENBERG - Pferde sind anmutige und sympathische Tiere. Da wundert es nicht, wenn Spaziergänger an Koppeln den hochgewachsenen Vierbeinern etwas Gutes tun wollen und ihnen etwas zum Fressen entgegenstrecken. Doch gut ist das leider nicht immer. So manches, das harmlos wirkt, kann den Tieren lebensbedrohliche Probleme bereiten.
Petra Kerner hat das bereits erlebt. Zitternd lag ihr Wallach in der Box, erzählt die Buchenbergerin. Der Tierarzt habe um das Leben des Pferdes gerungen. Die Ursache? Der Wallach hatte Bergahorn gefressen – für Pferde giftig.
„Von der Wiese fressen Pferde meist nur das, was sie vertragen. Da schützt sie ihr Instinkt“, sagt Kerner. Wird ihnen aber etwas entgegengestreckt, melde sich der Futterneid. Auch kleine Pflanzen können den großen Tieren zusetzen. Das für Menschen als Heilpflanze bekannte Johanniskraut etwa sei für Pferde giftig. Tödlich wirken mitunter Bucheckern, Bärlauch, Buchs und Blauer Eisenhut. Zumindest giftig sind Efeu, Farne, Kartoffeln, Kreuzkraut, Hahnenfuß, Tomaten und Kohl. Auch altes Brot sei bedenklich: Selbst, wenn es außen trocken ist, verstecke sich innen oft Schimmel. Feuchtes Brot quelle im Magen auf.
Anfällig für Koliken
„Pferde sind Anziehungspunkte“, sagt Yvonne Bischlager, die in Eschach Pferde hält. „Einem fremden Hund wirft niemand einfach eine Wurst hin. Pferde dagegen will jeder füttern.“Gerade sie aber sind anfällig für sogenannte Koliken, also Schmerzen aufgrund von MagenDarm-Erkrankungen. Grund ist unter anderem eine komplizierte Anordnung der Organe. Koliken können so ernst werden, dass die Tiere daran sterben. Pferde können aber auch Allergien haben. Und manche Krankheiten werden schlimmer, wenn zu viel Gras gefüttert wird.
Um dem vorzubeugen, hat Kerner an ihren Koppeln bei Eschach nun Schilder aufgehängt: „Füttern verboten“. Über einen solchen Zaun wurde einst ihrem Pferd Zucker gereicht. An sich schon ungesund, für dieses Tier aber ein besonderes Problem. Sein Körper konnte Zucker nicht verarbeiten, bekam deshalb Medikamente. Doch da die Besitzerin von dem Leckerli nichts wusste, konnte sie die Dosis nicht anpassen.
Bischlager hat mittlerweile an ihrer Koppel zwei Zäune: einen für die Tiere und einen, um Menschen abzuhalten. Schilder hätten nichts geholfen, eine Frau habe direkt neben einem Verbotsschild Pferde gefüttert.
Dabei kann selbst das, was nicht giftig ist, zu Problemen führen: wenn damit das falsche Pferd gefüttert wird. „Pferde haben eine Hierarchie. Wenn ein unterlegenes Tier Futter bekommt, sorgt der Chef unter den beiden dafür, selbst zum Zuge zu kommen“, erklärt Bischlager. Dann werde gerangelt und gebissen. Also doch nur streicheln? Selbst da gibt es Dinge zu beachten. Denn wegen der Position ihrer Augen sehen Pferde nicht, was vor ihrem Maul ist, sagt Kerner. Also: streicheln ja – aber mit Vorsicht. Bei Pferde- wie bei Rinderbesitzern sorgen Hunde nicht nur mit ihren Hinterlassenschaften immer wieder für Unmut. Laufen Hunde auf die Tiere zu, verletzen sich diese auf der Flucht. Oder die Kühe greifen selbst an, sagt Kreisbäuerin Monika Mayer und rät: Hunde zur Sicherheit an die Leine nehmen.