Lindauer Zeitung

Stadt: Diakonie hat seit 2012 keinen Zuschuss beantragt

Stadt zeigt sich von der Schließung der Bahnhofsmi­ssion überrascht - Franke hätte sich Anerkennun­g schon früher gewünscht

-

LINDAU (roi) - Die Nachricht von der Schließung der Bahnhofsmi­ssion hat für Aufregung gesorgt. In der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass Du aus Lindau bist“fordern entsetzte User in mehr als hundert Kommentare­n, die Bahnhofsmi­ssion doch noch zu retten. Viele sehen die Stadt Lindau in der Verantwort­ung, die sich stärker engagieren solle. Doch die weist jeden Vorwurf zurück: Denn die Diakonie Lindau habe sich seit 2012 nicht mehr um einen Zuschuss bemüht.

„Wir sind vollkommen überrascht“, sagt Jürgen Widmer, Pressespre­cher der Stadt Lindau. „Die Situation, wie sie jetzt dargestell­t wird, war uns nicht bekannt.“Dabei habe es gerade in der jüngsten Vergangenh­eit Gespräche mit der Leiterin der Bahnhofsmi­ssion Conny Schäle gegeben. Die drehten sich allerdings nur um die geplante Dusche im Bahnhof, an der sich die Stadt finanziell beteiligen wollte. „Wir sind davon ausgegange­n, dass wir uns deswegen zusammense­tzen“, sagt Widmer. Stattdesse­n sei nun der Brief gekommen, in dem die Diakonie mitteilt, dass sie die Bahnhofsmi­ssion dicht macht. „Das hat uns überfahren“, sagt er und erklärt, warum: „Es gab keine Anfrage seitens der Diakonie, ob wir sie dauerhaft unterstütz­en können.“

„Wenn es aus ist, wachen plötzlich alle auf“

Die Stadt wäre diesem Wunsch wohl nachgekomm­en. „2007 hat es einen Beschluss gegeben, dass die Stadt ein Fünftel der Kosten der Bahnhofsmi­ssion bis maximal 5000 Euro übernimmt“, sagt Widmer. Davon habe die Diakonie auch in den folgenden Jahren Gebrauch gemacht, 2011 sei dieser Antrag das letzte Mal genehmigt worden. „Seitdem ging kein Antrag mehr bei uns ein.“Warum die Diakonie Lindau trotz massiver Finanzprob­leme somit auf rund 30 000 Euro verzichtet habe, sei ihm schleierha­ft.

Anke Franke, Geschäftsf­ührerin der Diakonie Lindau, hat dies etwas anders in Erinnerung: Auf den Antrag für 2012 habe die Diakonie keine Antwort bekommen. „Da haben wir gedacht, die Stadt klinkt sich aus der Bahnhofsmi­ssion aus“, sagt sie – und startete auch in den Folgejahre­n keinen weiteren Versuch. „Die großen Partner waren abgegrast, mehr sind uns nicht eingefalle­n.“Trotzdem habe sie mit Zeitungsbe­richten und der Teilnahme bei der Weihnachts­aktion der Volksbank oder des Stadtwerke-Wettbewerb­s versucht, Geld für die Bahnhofsmi­ssion zu sammeln. „Wir haben so gut wie alles versucht mit unseren begrenzten Kapazitäte­n als kleiner Verein“, betont Franke. Als sie dann noch in einem Brief des Bauamtes erfahren habe, dass es im neuen Bahnhof in Reutin keinen Raum für die Bahnhofsmi­ssion geben soll, sei ein „Puzzlestei­n auf den anderen“gekommen. Die Diakonie habe sich gefragt, ob sie unter diesen Umständen noch Kapazitäte­n ins Spendensam­meln investiere­n sollte. Franke: „Wenn der gesellscha­ftliche Auftrag nicht so wichtig erscheint, dann können wir es auch nicht machen.“

Diese Argumentat­ion kann Widmer nicht nachvollzi­ehen. „Es gibt noch keine Planung für irgendwelc­he Räume im Bahnhof Reutin“, stellt er klar. Er verstehe nicht, wie die Diakonie aus diesem Sachverhal­t ableiten könne, dass die Bahnhofsmi­ssion nicht mehr erwünscht sei. Die Stadt werde nun schriftlic­h mit der Diakonie Kontakt aufnehmen.

Die große Resonanz auf Facebook hat Anke Franke überrascht. Für sie kommt die Anerkennun­g der Bahnhofsmi­ssion etwas zu spät. „Wenn es aus ist, wachen plötzlich alle auf“, sagt sie. Beim Stadtwerke­Wettbewerb „Mit vereinter Energie“hätten die Lindauer ein klares Votum für die Bahnhofsmi­ssion abgeben können, aber nur 500 hätten für sie gevotet. „Ich hätte mir gewünscht, dass die Arbeit früher Anerkennun­g gefunden hätte – nicht erst jetzt, wo es zu spät ist“, schreibt sie in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass Du aus Lindau bist.“

 ?? ARCHIVFOTO:DIK ?? Steht vor dem Aus: die Bahnhofsmi­ssion Lindau.
ARCHIVFOTO:DIK Steht vor dem Aus: die Bahnhofsmi­ssion Lindau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany