„Wir wollen Werbung fürs Singen machen“
Elf Chöre treten am Sonntag in Meckatz auf – Bodensee-Sängerkreis-Vorstand Josef Fink freut sich auf einen davon besonders
KREIS LINDAU - Sängerinnen und Sänger aus dem bayerischen und dem württembergischen Allgäu sowie vom Bodensee kommen an diesem Sonntag, 8. Juli, im Brauereihof von Meckatzer Löwenbräu zum dritten Chortreffen des Bodensee Sängerkreises zusammen. Dessen Vorsitzender Josef Fink erklärt im Interview mit Ingrid Grohe, warum das Chorsingen immer mehr Zuspruch erfährt.
Herr Fink, zum Chortreffen beim Meckatzer Bräustüble erwarten Sie elf Chöre. Finden da überhaupt noch Gäste Platz an den Tischen im Brauereihof?
Ja klar. Die Chöre kommen alle nacheinander. Beim Gottesdienst mit Pfarrer Martin Weber um 10 Uhr sind vielleicht noch viele Heimenkircher da; danach wird das ein Kommen und Gehen – wie bei einem Standkonzert. Jeder Chor hat 20 bis 30 Minuten Zeit für drei bis vier Lieder. Nichts ist abgesprochen. Für die Gäste ist das ganz zwanglos und offen. Es kostet keinen Eintritt, und jeder kann so lange zuhören, wie er möchte. Jeder Chor stellt sich und sein Programm selbst vor, ich leite ein bisschen durch das Programm.
Was macht Ihnen persönlich mehr Freude: selbst zu singen oder guten Chören zu lauschen?
Beides. Ich bin ein begeisterter Sänger, und ich besuche sehr gern die Chorkonzerte in unserer Region.
Auf welchen Chor am Sonntag freuen Sie sich besonders?
Auf den Kinderchor der Singund Musikschule Westallgäu bin ich sehr gespannt. Den kenne ich noch nicht. Und es freut mich riesig, dass erstmals ein Kinderchor beim Chortreffen dabei ist.
Gibt das eine neue Note im Programm?
Ja. Und wir wollen uns in diesem Bereich künftig auch stärker engagieren. Unsere Jugendbeauftragte Angelika Kettler plant für nächstes Jahr ein Kinderchortreffen. Im Bodensee-Sängerkreis sind 501 Erwachsene gemeldet und 139 Kinder. Es gibt viele Kinderchöre – und vermutlich sind nicht mal alle im Verband gemeldet.
Die Chöre im Westallgäu erleben in den vergangenen Jahren wieder Zulauf. Wie kommt das?
Viele Leute schätzen die lockere Gemeinschaft, ohne Leistungsdruck. Klar wollen auch Chöre weiterkommen und setzen sich Ziele. Im Vordergrund stehen aber der Spaß und das Zusammenkommen. Ich beobachte, dass Menschen beim Singen richtig entspannen. Du bist vom All- tag weg, machst ganz was anderes. Und auch das Repertoire wird immer interessanter. Es gibt Arrangements von Schlagern, Rock- und Popstücken: Helene Fischer zum Beispiel für Kinderchor, Frauenchor – sogar für Männerchor. Die Chöre singen das, was man am Radio mitsingt. Klar sollte man die klassischen Sachen nicht vergessen. Aber bei Konzerten spürt man: Wenn man Stücke von den Toten Hosen, von Reinhard Mey oder den Kriminaltango singt, gehen die Leute mit.
Chorleiter zu finden ist dagegen schwierig.
Ja, die meisten Leute haben schon im Beruf einige Päckle zu tragen und scheuen sich, auch noch in der Freizeit Verantwortung übernehmen. Man geht ja auch eine Verpflichtung ein. Mein Leben zum Beispiel richtet sich nach dem Männerchor. Ich bin da reingewachsen, über alle Stationen. Ich habe als Fahnenabgeordneter angefangen, war später dann Vorsitzender und bin jetzt Chorleiter.
Sänger pflegen bei ihren Chorproben Gemeinschaft und singen vor Publikum bei Konzerten. Was ist das Besondere an Chortreffen?
Das Zusammenkommen mit Leuten, die man zwar kennt, aber selten trifft. Und es interessiert einen, was die anderen machen. Was singen die? Was kommt an? Wie stehen sie auf der Bühne? Von diesen Eindrücken nimmt jeder Chorleiter und jeder Sänger etwas mit. Gäste, die am Singen interessiert sind, können sich orientieren, ob vielleicht der richtige Chor für sie dabei ist. Wir wollen auch Werbung fürs Singen machen.
Fühlt sich der Auftritt vor anderen Chören anders an als vor Konzertpublikum?
Ja, es ist schon eine andere Spannung da. Meine Sänger sind locker bis kurz vor dem Auftritt. Aber dann haben sie eine noch höhere Konzentration als beim Konzert.
Wie eifrig nutzen die Westallgäuer Chöre den Bodensee-Sängerkreis als Netzwerk und Dachorganisation?
Sie kriegen über uns alle Informationen vom Chorverband BayerischSchwaben. Die Nachfrage nach den Angeboten ist aber eher schleppend. So etwas kann man auch nicht mit der Brechstange durchsetzen. Es kommt darauf an, was man anbietet. Wir haben vor, in nächster Zeit Stimmbildung anzubieten, im oberen und im unteren Landkreis. Der Chorverband stellt die Dozenten – von so einer Fortbildung kann jeder was mitnehmen.
Das Chortreffen am Sonntag, 8. Juli, ab 10 Uhr im Meckatzer Bräustüble findet nur bei gutem Wetter statt. Die Chorgemeinschaft Heimenkirch-Opfenbach
unter Leitung von Gottfried Duller umrahmt den Gottesdienst.