Handwerksgruppe kündigt Klage an
Aus Sorge um das Trinkwasser will Verband den Kiesabbau in Grod verhindern.
SIGMARSZELL - Der Zweckverband Wasserversorgung Handwerksgruppe versorgt 12 000 Menschen mit Trinkwasser. Seine beiden Quellen in Handwerks (Gemeinde Hergatz) sieht er durch einen geplanten Kiesabbau im etwa ein Kilometer entfernten Grod gefährdet. Die Rede ist von einem „Damoklesschwert“, seit die Allgäuer Kies- und Schotterwerke (AKS), die heute zur GeigerUnternehmensgruppe gehören, vor fast 20 Jahren erstmals ihr Interesse an dem Gebiet bekundeten. Jetzt hat die Firma Geiger das Planfeststellungsverfahren in dieser Sache wieder aufgenommen. Sollte sie Erfolg haben, will die Handwerksgruppe juristisch dagegen vorgehen, erklärt Zweckverbandsvorsitzender Hans Kern im Interview mit Ingrid Grohe.
Herr Kern, die Trinkwasserquellen der Handwerksgruppe liegen fast einen Kilometer von dem von der Firma Geiger vorgesehenen Kiesabbaugebiet entfernt. Welche Beeinträchtigung befürchten Sie?
Aufgrund unserer gutachterlichen Feststellungen müssen wir davon ausgehen, dass die hervorragende Qualität und die Quantität unseres Wassers beeinträchtigt würde.
Die Handwerksgruppe lässt Untersuchungen durchführen, seit die Allgäuer Kies- und Schotterwerke (AKS) die Kiesvorkommen bei Grod Ende der 1990er-Jahre ins Auge gefasst haben. Welche Zusammenhänge zwischen Kiesabbaugebiet und Quellen und welche möglichen Gefahren für die Trinkwasservorkommen lassen sich aus den Untersuchungsergebnissen schließen?
Die Offenlegung des Grundwassers durch die geplante Nassauskiesung im Gebiet Grod würde die Grundwasserfließverhältnisse entscheidend verändern. Dies würde eine bisher nicht absehbare Veränderung des Grundwasserzustroms aus dem oberstromigen Argental zu unseren Brunnen III und IV nach sich ziehen. Zusätzlich ist auch eine Verschlechterung der Sauerstoff-Verhältnisse am Förderwasser der Brunnen zu befürchten. Aus diesem Grund würde es notwendig werden, das Förderwasser durch Belüftungsmaßnahmen aufzubereiten.
Die Firma Geiger schlägt als Lösung die Verlegung eines der beiden Brunnen, genauer des Brunnens III, vor. Dieser sei langfristig sowieso nicht für die Trinkwasserentnahme geeignet, sagte ein Vertreter des Unternehmens im Hergatzer Gemeinderat. Stimmt das aus Ihrer Sicht?
Das ist die Sicht des Unternehmens, welche wir nicht nachvollziehen können.
Wie kommt die Firma Geiger darauf: Hat sie mehr oder andere Erkenntnisse zu den Brunnen der Handwerksgruppe?
Uns fehlt ein tieferer Einblick zu den Erkenntnissen der Firma Geiger. Aus diesem Grund können wir hierzu keine Aussage treffen.
Kommt eine Verlegung des Brunnens infrage?
Aufgrund des bereits geschilderten Gefahrenpotenzials lehnen wir dieses Ansinnen entschieden ab. Wir sind nicht gewillt, den Brunnen zu verlegen.
Dr. Christoph Heim von der Firma Geiger wirft der Handwerksgruppe „Sturheit“vor, weil sie keine Alternativen zur Erweiterung des Wasserschutzgebiets in Richtung Argental prüft.
Das ist die persönliche Bewertung von Herrn Heim, die wir nicht kommentieren. In einer Erweiterung des Schutzgebiets Richtung Argental sehen wir keine sinnvolle Option.
Wie viel Geld hat die Handwerksgruppe in Gutachten in Zusammenhang mit dem geplanten Kiesabbau gesteckt?
Bisher etwa 500 000 Euro.
Angenommen, das Planfeststellungsverfahren zum Kiesabbau ist erfolgreich und das Landratsamt Lindau erteilt die Genehmigung. Wie gehen Sie weiter vor?
Gegen einen solchen Planfeststellungsbeschluss würden wir Klage vor dem Verwaltungsgericht Augsburg erheben.