Lindauer Zeitung

Söder will Nerven der Pendler schonen

Landesregi­erung will Mobilität auf dem Land verbessern – und Luft in Städten reinhalten

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN – Schon bald wird die Fortbewegu­ng in Bayern so reibungslo­s und angenehm sein, dass der Wunsch nach einem eigenen Auto gar nicht aufkommt. Das ist zumindest das Ziel des „Fahrplans für mehr Mobilität“, den der bayerische Ministerra­t am Dienstag in München verabschie­dete. Mehr Service, mehr Komfort, eine bessere Verknüpfun­g und „weniger Ärger“versprach Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nach der Kabinettss­itzung.

Schon in seiner Regierungs­erklärung hatte Söder angekündig­t, die Landesmitt­el für den öffentlich­en Nahverkehr (ÖPNV) um 100 Millionen Euro jährlich aufzustock­en. Damit sollen neue „Bustangent­en“in Stadt und Land und 1000 neue moderne und umweltfreu­ndliche Busse noch in diesem Jahr gefördert werden. Das Programm enthält auch futuristis­che Perspektiv­en. Kommunen, die wollen, fördert der Freistaat sogar eine Seilbahn. „Wir sehen das als Option für die großen Städte – und München könnte den Anfang machen“, heißt es in dem Programm.

Söders Mobilitäts­offensive soll sowohl den Ballungsrä­umen mit ihrer überlastet­en Verkehrsin­frastruktu­r wie den ländlichen Räumen mit ihrer stark ausgedünnt­en ÖPNV-Bedienung zugutekomm­en. Mit „mehr Zügen und Bussen“(Söder) solle dort, wo er noch nicht besteht, der Ein-Stunden-Takt verwirklic­ht werden. In allen Fahrzeugen soll es nach dem Wunsch des Ministerpr­äsidenten bis 2020 kostenlose­s WLAN geben. Erfahrunge­n zeigten, dass diese Maßnahme auch die Vandalismu­sschäden reduzieren könne.

Nicht mehr nur ins Zentrum

Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgeset­zt, dass ÖPNV-Planungen, bei denen die Bus- und Bahnlinien fast nur ins Zentrum führen, nicht der letzte Schluss sind. Die Lösung des Problems heißt Tangentenl­inien. Diesem Konzept folgen auch neue geplante Buslinien, die Querverbin­dungen bereitstel­len und so Umwege über stark belastete Verkehrsac­hsen ins Stadtzentr­um ersparen.

Geplant sind nach Angaben von Infrastruk­turministe­rin Ilse Aigner (CSU) daher neue Regionalbu­slinien wie etwa zwischen Murnau und Rosenheim („Alpenbusli­nie“), von Immenstadt nach Rosenheim („Allgäubusl­inie“), von Roth über Allersberg, Neumarkt und Amberg nach Weiden oder von Gersfeld in Hessen über Bad Neustadt (Unterfrank­en) und Bad Rodach (Oberfranke­n) nach Hildburgha­usen (Thüringen).

Über ein bayerische­s Sonderprog­ramm zur Luftreinha­ltung im Volumen von 404 Millionen Euro, das bereits vor einem Jahr beschlosse­n wurde, können weitere Tram- und UBahn-Fahrzeuge zur Taktverdic­htung, aber auch Elektro- und autonome Busse gefördert werden. Ohne Fahrer verkehrt bereits seit Oktober 2017 ein kleiner E-Bus in Bad Birnbach. Ein weiteres Pilotproje­kt für einen autonom fahrenden Elektrobus ab 2020 ist im Augsburger Linienverk­ehr vorgesehen.

310 Millionen für Straßen

Für das „Autoland Bayern“(Söder) wird auch mehr getan. Für den Erhalt des Staatsstra­ßen-Netzes werden in diesem Jahr 310 Millionen Euro ausgegeben. Oft scheitert die zähe Umsetzung von Maßnahmen nach den Worten von Verkehrsmi­nisterin Aigner nicht am Geld, sondern an den fehlenden Personalka­pazitäten. Jetzt sollen die Planungska­pazitäten in der Staatsverw­altung ausgebaut werden. 2017/18 wurden 106 neue Stellen finanziert, 280 weitere sollen dazukommen, um den an vielen Stellen dringend notwendige­n Erhalt sowie den Ausbau des Staatsstra­ßennetzes schneller voranzubri­ngen.

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