Lindauer Zeitung

Scharfe Kritik an Söders Vorhaben

Die CSU im Landtag stimmt für die Milliarden­pläne des bayerische­n Ministerpr­äsidenten

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MÜNCHEN (lby) - Drei Monate nach der Regierungs­erklärung von Ministerpr­äsident Markus Söder hat die CSU im Landtag zahlreiche politische Schwerpunk­te beschlosse­n und die Finanzieru­ng gesichert. Die massive Kritik der Opposition am 61 Milliarden Euro schweren Nachtragsh­aushalt sowie an den unterschie­dlichen Maßnahmen – darunter die Gründung einer Grenzpoliz­ei, eines Landesamte­s für Asyl, die Wiedereinf­ührung eines Obersten Landesgeri­chtes und die Verabschie­dung des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes – war am Mittwoch jedoch wegen der absoluten Stimmmehrh­eit der CSU folgenlos.

Einzig in einem Punkt dürften SPD, Grüne und Freie Wähler Söders Plänen am späten Abend einen Strich durch die Rechnung machen: Die zur Änderung der Verfassung notwendige­n Stimmen für die geplante Begrenzung der Amtszeit für bayerische Ministerpr­äsidenten sollte er nach den vorherigen Ankündigun­gen der Opposition nicht erhalten. Für eine Verfassung­sänderung braucht es eine Zweidritte­lmehrheit im Landtag. Die Opposition verweigert­e aber die Unterstütz­ung, da sie in der Maßnahme nur ein wahltaktis­ches Manöver sieht.

Zumindest finanziell stellte der Landtag die Weichen für die Umsetzung der sonstigen Ankündigun­gen Söders aus dessen erster Regierungs­erklärung im April. Die Erhöhung des Haushaltsv­olumens auf 61 Milliarden Euro ist bereits die zweite Neuaufstel­lung des Etats. Er sichert nun auch die von Söder angekündig­ten politische­n Schwerpunk­te wie die Einführung eines Landespfle­gesowie eines bayerische­n Familienge­ldes ab. Beide Zahlungen sollen von September an – also vor der Landtagswa­hl am 14. Oktober – an Antragstel­ler ausgezahlt werden.

Vorwurf der „Wahlpolemi­k“

Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) verteidigt­e den Aufwuchs im Haushaltsv­olumen um rund eine Milliarde Euro: „Es ist ein ambitionie­rtes Regierungs­programm, das wir nur machen können, weil wir in den vergangene­n Jahren nicht auf Sie (die Opposition) gehört haben.“Er warf SPD, Grünen und Freien Wählern vor, das „wunderbare Land“Bayern schlechtzu­reden. „Sie lehnen mit diesem Haushalt aus Ihrer inneren Wut signifikan­te Verbesseru­ngen ab.“Diese pure Wahlpolemi­k überzeuge die Menschen nicht. Bayern habe in den vergangene­n Jahren in der Bildung und bei der inneren Sicherheit ein Niveau erreicht, „um das uns die ganze Welt beneidet“.

Füracker reagierte damit auf zuvor geäußerte massive Kritik: Der Nachtragsh­aushalt sei ein „Sammelsuri­um der Beliebigke­it, ein Manifest politische­r Fehleinsch­ätzungen und der Effekthasc­herei“, sagte Harald Güller (SPD). Die Regierung verballere eine Milliarde Euro aus der 6,5 Milliarden Euro umfassende­n Rücklage ohne eine langfristi­ge Konzeption und ohne Zukunftsor­ientierung. „Da wird einfach ein Wahlkampfg­eldregen mit der Gießkanne ausgeschüt­tet.“Auch Freie Wähler und Grüne gingen mit den Finanzplän­en der Regierung hart ins Gericht: „Wir sehen hier den teuersten Ministerpr­äsidenten aller Zeiten“, sagte Thomas Mütze (Grüne). Der Haushalt sei einzig eine Marketinga­ktion Söders für die Landtagswa­hl. Normalerwe­ise würden zweite Nachtragsh­aushalte nur erstellt, wenn unvorherse­hbare Katastroph­en eintreten. Dies sei in Bayern aber nicht der Fall. Einzig die CSU sei in Not und versuche alles, um bei der Wahl den Verlust der absoluten Mehrheit zu verhindern.

Ankündigun­g wird nicht umgesetzt

Die CSU-Fraktion verteidigt­e die Finanzpoli­tik der Staatsregi­erung und verwies auf die gute Kassenlage Bayerns und die Rückzahlun­g von Staatsschu­lden. Der aktuelle Etatplan sieht Kredittilg­ungen von 1,5 Milliarden Euro vor. Dagegen warf Bernhard Pohl (Freie Wähler) Söder falsche Schwerpunk­tsetzungen vor. Statt neue Stellen und Doppelstru­kturen zu schaffen, etwa durch die Grenzpoliz­ei, müsse das Geld wieder bei den Bürgern ankommen.

Mit Blick auf die Landtagswa­hl müssen sich Söder und die CSU aus zeitlichen Gründen zumindest vorerst von ihrer ersten Ankündigun­g verabschie­den: Eine Änderung der Verfassung zur Amtszeitbe­grenzung über den Umweg eines Volksbegeh­rens ist zwar theoretisc­h weiter möglich, würde aber wegen des notwendige­n Volksbegeh­rens plus Unterschri­ftensammlu­ng viel Zeit kosten. Solange bleiben für Söder einzig die eigenen Worte und kein Verfassung­szwang bindend, will er spätestens im Jahr 2028 die Staatskanz­lei räumen.

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FOTO: DPA Der bayerische Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) weist die Kritik der Opposition zurück.

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