Lindauer Zeitung

Das drehte sich um Banalitäte­n

-

Zu „Lindauer erzählen von der Nachkriegs­zeit“, LZ vom 3. Juli: Die Nachkriegs­geschichte der französisc­hen Besatzungs­zeit und des „Bayerische­n Landkreise­s Kreis Lindau“unter das Thema „Fettfleck“einzuordne­n, ist lediglich der Bildzeitun­g würdig. Diesen Fehlgriff unternehme­n die Leitung und das Team des Lindauer Stadtmuseu­ms. Auf die geplante Dauerausst­ellung im Cavazzen kann man nur neugierig sein.

Von der notwendige­n Kenntnis über die Geschichte des Landkreise­s Lindaus und des Kreispräsi­diums unbelastet, versucht dieses Gremium – verstärkt durch die Lindauer Presse - das notwendige Wissen auf dem Umweg über ein Kaffeekrän­zchen zu beschaffen. Eine breitere Ankündigun­g des Treffens im oberen Landkreis hat meines Wissens nicht stattgefun­den und – siehe im Folgenden – hätte wohl auch nichts eingebrach­t.

Die Zeitzeugen haben das Wort. Manche von ihnen benutzen ungeniert die Gelegenhei­t, ihre Vergangenh­eit und Befindlich­keit als arme Opfer sowohl der NS-Vergangenh­eit als auch der Besatzungs­zeit darzustell­en. Als könnten einzelne Schikanen der französisc­hen Besatzungs­truppen das Verhalten von Wehrmacht, SS Gestapo usw. in Frankreich relativier­en. Der Problemati­k von Zeitzeugen scheint sich keiner der Macher bewusst zu sein.

Die in den Gesprächen mitgeteilt­en Beiträge zum Alltagsleb­en drehten sich vor allem um Banalitäte­n. Die 1945 und den folgenden Jahren zu lösenden Probleme blieben weitgehend unberührt; so z.B. displaced Persons, Entnazifiz­ierung, Demokratis­ierung, staatliche Neuordnung, Kriegsheim­kehrer, Flüchtling­e, Invalide. Diesem Thema gerecht zu werden genügt das Personal – trotz des guten Willens – in keiner Weise. Prof. Wolfgang Hartung, Scheidegg

Newspapers in German

Newspapers from Germany