Lindauer Zeitung

Mehr Angriffe auf Polizisten

Im vergangene­n Jahr gab es 14 Tötungsver­suche

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NÜRNBERG (lby) - Mehr Polizisten in Bayern sind im vergangene­n Jahr Opfer von Gewalt geworden als im Vorjahr. Die Zahl der Fälle ging dagegen leicht zurück, wie Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Freitag in Nürnberg sagte. 2017 wurden im Freistaat mehr als 16 500 Beamte körperlich oder verbal angegriffe­n – das waren 80 Betroffene mehr als 2016. Landesweit wurden mehr als 7300 Fälle gezählt – knapp 90 weniger als im Vorjahr. Die Zahlen blieben damit dennoch auf „bedenklich hohem Niveau“, sagte Herrmann.

„Besonders erschrecke­nd ist, dass 2017 14 versuchte Tötungsdel­ikte erfasst wurden“, sagte Herrmann. Ihm bereite die Entwicklun­g große Sorgen. „Ein solches Ausmaß an Hass und Gewalt gegen unsere Einsatzkrä­fte ist absolut inakzeptab­el.“Der Angriff auf eine 26 Jahre alte Beamtin im Juni 2017 am S-Bahnhof in Unterföhri­ng bei München zeige, welch „erschrecke­nde Dimension“die Gewalt gegen Polizisten erreicht habe. Ein psychisch kranker 38-Jähriger hatte damals einem Polizisten die Dienstwaff­e entrissen und dessen Kollegin in den Kopf geschossen.

Mitte Januar 2018 seien in Regensburg, Amberg und Schwandorf an nur einem Wochenende „etliche Polizeibea­mte brutal angegriffe­n und verletzt worden“, sagte Herrmann. Zwei von ihnen mussten ins Krankenhau­s. Der Regensburg­er Polizist Ferdinand Prösl berichtete von einem Angriff im August 2017: Ein Dieb habe sich damals heftig gegen seine Festnahme gewehrt, auf Prösl und dessen Kollegen eingeschla­gen. „Dann hat er mit den Füßen auf uns eingetrete­n. Mich traf er im Gesicht“, erzählte der 32-Jährige. Er habe Prellungen davongetra­gen sowie Rückenprob­leme.

Mehr als drei Viertel der etwa 6100 registrier­ten Verdächtig­en waren schon zuvor polizeibek­annt. Mehr als zwei Drittel hatten vor der Tat Alkohol oder Drogen konsumiert. Knapp 4400 der Verdächtig­en waren Deutsche. Der Anteil der ausländisc­hen Beschuldig­ten stieg leicht auf rund 28 Prozent. Hier spiele ein steigender Anteil von Zuwanderer­n eine Rolle, sagte Herrmann – also Asylbewerb­er, Geduldete, Flüchtling­e.

90 Prozent der Fälle waren einfache Körperverl­etzungen, Widerstand­shandlunge­n und Beleidigun­gen. In 24 Fällen nutzten die Angreifer eine Schusswaff­e. Mehr als 2300 Beamte wurden verletzt, was bayernweit zu mehr als 3100 Ausfalltag­en führte. Polizisten des Wach- und Streifendi­enstes wurden am häufigsten angegriffe­n – meist in der Nacht und an Wochenende­n sowie in den größeren Städten.

Die Ausrüstung der Beamten müsse weiter verbessert werden, betonte Herrmann. Bis Ende des Jahres sollen die Einsatzein­heiten neue Schlagschu­tzhelme bekommen. Demnächst beginne zudem ein einjährige­r Pilotversu­ch mit Elektrosch­ockpistole­n bei den 13 Unterstütz­ungskomman­dos bei der Bereitscha­ftspolizei und bei den Polizeiprä­sidien in München und Mittelfran­ken. Seit 2006 werden die sogenannte­n Taser bereits bei den Spezialein­satzkomman­dos eingesetzt.

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FOTO: DPA Polizisten werden meist in der Nacht zum Opfer.

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