Nicht viele Hüttenwirte unter Strom
Immer mehr E-Radler fahren auf Oberallgäuer Alpen, finden aber kaum Ladestationen
OBERALLGÄU - Immer mehr EMountainbiker erobern locker tretend auch im Oberallgäu Hütten und Alpen. Doch die sind auf die motorisierten Hobbyradler oft nicht ausreichend vorbereitet. Ladestationen für E-Bikes gibt es nur wenige. Und viele Hüttenwirte zögern aus Kostengründen, sich die technische Ausstattung anzuschaffen. Ladestationen kämen vor allem jenen Urlaubern zugute, die sich vor Ort ein E-Bike ausleihen, um auf eine Alpe zu radeln. Einheimische E-Biker haben dagegen meist ihr Ladegerät im Rucksack und benötigen auf der Hütte lediglich eine Steckdose.
Walter Schmid, Chef des Giebelhauses in Hinterstein, hat sich im vergangenen Jahr eine E-Bike-Ladestation angeschafft. „Die Station wird sehr gut angenommen und soll unseren Gästen einen zusätzlichen Service bieten“, sagt Schmid. Vor allem Biker, die von weiter weg zum Giebelhaus radeln, würden die Einrichtung schätzen. Bis die Anschaffung refinanziert sei, „rechne ich mit fünf Jahren“, berichtet Schmid. Seit es die Ladestation gibt, „kommen immer mehr E-Biker.“
„Trend sei nicht aufzuhalten“
Diese Erfahrung hat auch Hüttenwirt Uli Haas von der Unteren Ochsenalpe in Oberjoch gemacht. Auch er hat sich 2017 eine Ladestation angeschafft. Seitdem stehen immer mehr E-Bikes vor seiner Alpe. Der Trend, dass immer mehr mit motorisierten Mountainbikes auf die Berge fahren, sei nicht aufzuhalten. „Bei diesem Trend möchte ich dabei sein“, sagt Haas.
Dagegen zögert Helmut Luxenhofer von der Alpe Rothenfels in Immenstadt noch. „Da es so viele unterschiedliche Ladesysteme gibt, müsste ich einige tausend Euro investieren“, sagt der Hüttenwirt. Da er Strom mit Hilfe einer Fotovoltaikanlage produzieren könne, „reicht der Strom aus der Steckdose, den viele Biker nutzen, um ihr Batterie-Ladegerät anschließen zu können“.
Dieses Angebot macht auch Andrea Buhl ihren Gästen, wenn sie auf die Strausbergalpe in Imberg bei Sonthofen kommen. Buhl ist auch zweite Vorsitzende des Vereins Allgäuer Alpgenuss, zu dem unter anderem 65 Alpen zählen.
„Bisher vermarkten wir regionale Produkte, aber das Thema E-Biken und die entsprechende Infrastruktur wird auch in unserem Verein ein Thema sein, über das wir diskutieren werden“, sagt die Strausberg-Älplerin.
Wie viele Ladestationen bereits auf Alpen und Hütten in Oberstaufen und Umgebung vorhanden sind, weiß Andrea Presser von der Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH (OTM) nicht. „Eine öffentliche Ladestation steht bei uns vor der Tourismus-Information“, sagt Presser. „Aus meiner Erfahrung haben die meisten Biker ihr eigenes Ladekabel dabei und können bei Bedarf den Strom auf den Alpen nutzen“, berichtet die Staufnerin. Denn dort gebe es in der Regel genug Steckdosen.
Viele kommen mit Ersatz-Akku
Das Thema Hütten und Alpen sei spannend, wenn es darum gehe, diese möglichst schnell mit einem fahrbaren Untersatz zu erreichen, sagt Alexander Schütz von der Stadt Sonthofen. „Hier ist Sonthofen infrastrukturell gut aufgestellt. Lademöglichkeiten gibt es bereits in der Dreiangelhütte und der StrausbergHütte. Um die Versorgung kümmern sich die Wirte selbst.“Die Anfragen für die Ladestationen seien noch nicht sehr hoch, „da die Radfahrer meistens mit einem ErsatzAkku oder genügend Akku-Ladung ausgestattet sind“.
Was den Ausbau der Infrastruktur für E-Biker angeht, „haben wir in Bad Hindelang kein einheitliches Ladestellennetz vorgesehen. Aus meiner Sicht ist das aber auch nicht mehr notwendig“, sagt Tourismusdirektor Max Hillmeier. Handelsübliche Bike-Akkus reichten locker für einen Ausflug vom Illertal zum Giebelhaus oder ins Retterschwanger Tal. „Einige unserer Ausflugsgaststätten, Berggasthöfe und Alpen bieten gängige Ladesysteme für Gäste an“, berichtet Hillmeier.
Als Service für Urlauber und Hobbyradler wäre allerdings ein Netz von E-Bike-Ladestationen auch auf Alpen und Hütten wünschenswert, sagt Lucky Hehl, Inhaber von Rad & Sport in Blaichach. „In Südtirol und Österreich ist man diesbezüglich bereits einen Schritt weiter“, sagt der Blaichacher Radhändler. Nur wenige Hüttenwirte und Touristiker im Oberallgäu hätten bisher erkannt, welches Potenzial E-Bikes für zusätzliche Einnahmen bieten, wenn man für die nötige Infrastruktur sorge.