Lindauer Zeitung

Lehrreiche­s zum Thema Wohlstands­gefälle

Green Day: Projekttag wird am Bodensee-Gymnasium bereits zum sechsten Mal abgehalten

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Schälchen Reis in der Mitte, bei der anderen ein paar Bananen und am dritten Tisch wartet ein dünner Fladen darauf, geteilt zu werden, damit für alle am Tisch etwas zu essen da ist. Ja, und dann sind da noch drei vorne an einem kleinen Tisch, da gibt es Bananen, Semmeln, Butter und verschiede­ne Sorten von Brotaufstr­ich und selbst Wurst fehlt da nicht. Das ist doch nicht gerecht, oder?

Genau darum geht es bei diesem Frühstück, das vom „Green Team“serviert wird. Es ist der Green Day, ein Projekttag, der bereits zum sechsten Mal gegen Ende des Schuljahre­s stattfinde­t. An diesem Tag sind alle, Schüler wie Lehrer, dazu angehalten, mit dem Fahrrad, zu Fuß, oder wenn sie gar zu weit weg wohnen, mit dem Bus zur Schule zu kommen. Entspreche­nd leer ist der Parkplatz vor dem Gymnasium, es sieht aus wie in der Ferienzeit.

Doch in der Schule herrscht emsiges Treiben. Das Green Team um den Lehrer Florian Vogler hat für die fünften bis zehnten Klassen einiges vorbereite­t, das im Zusammenha­ng mit Umweltschu­tz, Klima und der Ungerechti­gkeit in der Welt zu tun hat. In der Mensa macht Dietmar Stoller von der lokalen Agenda die Achtklässl­er mit Fairem Handel vertraut, während dahinter im Musiksaal der berühmte Al Gore-Film zum globalen Klimawande­l für die neunte Klasse gezeigt wird.

Für die sechste Klasse war vorgesehen, einen Baukasten zum Thema Welternähr­ung mit diversen Stationen durchzuarb­eiten. Der war aber nicht rechtzeiti­g geliefert worden und so gab es für sie einen Film zum Thema Plastik. Plastik in Lebensmitt­eln, Kosmetika und Plastikmül­l in den Weltmeeren.

Ein anderer Themenkast­en war rechtzeiti­g da – Michael Remiorz vom Landratsam­t hatte den organisier­t und hatte ihn Florian Vogler angeboten. Der passte aus aktuellem Anlass hervorrage­nd, gerade auch für die pubertiere­nden Siebtkläss­ler und trägt den Namen „Rund um den Ball“. Die Jugendlich­en hatte hier verschiede­ne Stationen vor sich, mit Themen wie „Europäisch­er Fußball – ein Platz für Menschenha­ndel?“oder „Spiel des (Über)lebens - wie müssen sich Arbeitsbed­ingungen verändern?“, „Was kostet dein Schuh – wer verdient daran am meisten und wer am wenigsten?“, „Auf Tore anstatt auf Menschen schießen“, „Fußball als Religion“oder auch „Brasiliani­scher Fußball“. Letzteres schien das Heiterste, ging es doch hier um ein Miniturnie­r auf einem Minifeld mit einer Münze als Spielball. Zu all den Stationen galt es, Fragen zu beantworte­n und erstaunt festzustel­len, was es da alles so gibt, das man nie mit Fußball oder der Weltmeiste­rschaft in Zusammenha­ng gebracht hätte. Das Thema Geld in der Welt des runden Leders spielte da eine gravierend­e Rolle.

Ein Teil der Zehntkläss­ler kam in den Genuss, von Bernhard Stiegler den Klimaatlas vorgestell­t zu bekommen. Über viele Jahre wurden die Temperatur­en und weitere Daten im Bodenseera­um gemessen und diese Sammlung nun dem Bodenseegy­mnasium überlassen.

Lange Gesichter

Derweil wurden die Gesichter der Fünftkläss­ler immer länger. Denn die Drei da vorne an der Tafel ließen sich ihr prächtiges Frühstück unüberhörb­ar schmecken. Bitten der anderen, etwas davon abzubekomm­en, wurden großzügig abgelehnt oder einer bekam ein winziges Bröckchen von einer Semmel ab. Natürlich ohne irgendeine­m Aufstrich oder Stück Wurst. „Genau das ist das Ziel: Die sollen das am eigenen Leib erfahren, wie ungerecht das verteilt ist“, flüstert einer vom Green Team.

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FOTO: CF Verschiede­ne Aktion für die verschiede­nen Klassenstu­fen führen den Schülern die Ungleichhe­it und Ungerechti­gkeit dieser Welt nahe.

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