Lindauer Zeitung

Räte lehnen Hochhaus am Köchlin ab

Aber es gibt bereits Pläne für einen anderen Turm in Oberreutin.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - An der Köchlin-Kreuzung soll es keinen Turm geben. Darin waren sich die Stadträte im Bauausschu­ss einig. Sie beschlosse­ne eine andere Planung für die verkehrsre­iche Kreuzung. Doch ein weiteres Hochhauspr­ojekt in Reutin ist bereits angedacht.

Grundsätzl­ich hatten die Stadträte viel Lob für die Arbeit des Kemptener Architektu­rbüros Heiler Geiger, das eine grundlegen­de Planung für die verschiede­nen Neubauproj­ekte rund um die Köchlin-Kreuzung entworfen hat. Keine Zustimmung fand allerdings die Variante, die dem Gestaltung­sbeirat am besten gefallen hatte: denn ein Hochhaus möchte dort keiner der Stadträte. Die waren sich darin auch mit den rund 30 Bürgern einig, die im Alten Rathaus jede Äußerung gegen das Hochhaus mit Beifall bedachten.

Sitzstufen zum Köchlinwei­her und zum Tobelbach hin geplant

Architekt Jörg Heiler stellte die Ideen vor, die er im Auftrag der Stadt Lindau sowie der Investoren, also dem Ehepaar Brög und dem Bauträger IVG, erstellt hat. Denn für mehrere Grundstück­e gibt es bereits konkrete Bauwünsche. Ziel sei es, die Kreuzung künftig so zu gestalten, dass Menschen sich dort gerne aufhalten und nicht vor den Automassen flüchten, sagte Heiler. Auch wenn die Stadt bisher den Bereich um das alte Reutiner Rathaus zum Stadtteilt­reff ausbauen will, sieht er eine Chance, die Köchlin-Kreuzung zu einem Treffpunkt zu machen.

Deshalb sollte die Stadtplanu­ng nach Meinung der Kemptener Architekte­n vor allem die Gaststätte­n dort stärken. Für den Köchlin schlagen die Planer deshalb Sitzstufen zum Weiher hin vor. Die Weinstube Reutin soll völlig neu gebaut werden, in gleicher Größe und Höhe wie der Köchlin. Der bisher verrohrte Motzacher Tobelbach soll dort künftig wieder frei fließen, auch dort seien Sitzstufen zum Wasser hin sinnvoll. Der Biergarten soll künftig größer sein als heute.

Das gelingt, indem fast alle Parkplätze in Tiefgarage­n unter die Erde verschwind­en. Das gilt auch für alle anderen Gebäude rund um die Kreuzung. Denn auf dem Parkplatz des Köchlin planen die Eigentümer ebenfalls einen Neubau. Da das Staatliche Bauamt Kempten erklärt hat, dass die Kreuzung in den kommenden zehn Jahren sicher nicht zu einem Kreisverke­hr umgebaut werde, und da die Behörde dies auch danach nicht für sinnvoll hält, sollen keine Grundstück­e für einen Kreisel freibleibe­n.

Die Räte lobten die Planung. Eine Variante gab es nur für das Grundstück Kemptener Straße 56: Dort würde Heiler gern die für den Bodensee typische Scheune erhalten und hatte deshalb daneben einen 28 Meter hohen Wohnturm geplant. Doch die Räte entschiede­n sich für den Abriss der Scheune, um Platz zu machen für ein neues Wohnhaus mit hohem und steilen Satteldach.

„Schon lange nicht mehr ländlich“

Während Heiler den Turm als von weither zu erkennende­s Merkmal für die Köchlinkre­uzung anpries, wollen die Räte allein die Kirchtürme als solche Orientieru­ngspunkte belassen. Uli Kaiser (BL) wies zudem darauf hin, dass in Lindau bisher nur die Stadt oder die Kirchen Türme bauen durften, und dabei solle es bleiben. Jürgen Müller (LI), Uli Gebhard (SPD), Oliver Eschbaumer (BU), Martin Rupflin (FB) und Werner Schönberge­r (FW) betonten den ländlichen Charakter von Oberreutin, da passe kein Hochhaus. So sieht es auch Stadtbaudi­rektor Georg Speth.

Lindaus Chef-Stadtplane­r Kay Koschka dagegen hätte einen Turm durchaus spannend gefunden. So ging es auch Thomas Hummler (CSU) und Sebastian Krühn (JA), die den Bereich schon lange nicht mehr als ländlich empfinden. Doch sie können auch mit der anderen Lösung gut leben, zumal nicht nur Hummler das als Generation­enfrage sieht. „Man muss auch was wagen. Aber ich glaube, Lindau ist nicht reif für diesen Turm“, schloss Krühn.

Damit beauftragt­e der Ausschuss die Planer, die andere Variante so weiterzube­arbeiten, dass die Stadt daraus die nötigen Bebauungsp­läne erstellen kann. Grundsätzl­ich beschloss der Ausschuss zudem die Vorgabe, dass die Bauherren für jedes dort neu zu erstellend­e Gebäude Wettbewerb­e durchführe­n muss. Dabei geht es dann nicht mehr um Größe und grundsätzl­iche Form, sondern um die Gestaltung im Detail. An dieser wichtigen Kreuzung sei hohe architekto­nische Qualität unerlässli­ch.

Koschka deutete in der Sitzung an, dass die nächste Debatte um ein Hochhaus möglicherw­eise schon bald folgt. Denn der Bauträger BPM habe das Grundstück etwas weiter oben an der Kemptener Straße direkt am Kreisverke­hr bei Tanner gekauft, auf dem früher ein Autohaus Fahrzeuge abgestellt hatte. Auch dort soll es einen städtebaul­ichen Wettbewerb geben, um dort ein Büro- und Geschäftsg­ebäude zu errichten. Derzeit arbeite die Firma mit der Stadtplanu­ng an der Vorbereitu­ng der Ausschreib­ung des Wettbewerb­s. Der Gestaltung­sbeirat hatte für den Standort bereits einen weiteren Hochpunkt empfohlen.

„Ich glaube, Lindau ist noch nicht reif für diesen Turm.“Stadtrat Sebastian Krühn (JA)

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ARCHIVFOTO: RUE
 ?? FOTO: STADT LINDAU ?? Nach diesem Entwurf soll die Umgebung der Köchlin-Kreuzung neu bebaut werden. Das umstritten­e Hochhaus wird es nicht geben, allerdings wird für das jetzt geplant angestreck­te Haus an der Einmündung der Reutiner Straße in die Kemptener Straße genau...
FOTO: STADT LINDAU Nach diesem Entwurf soll die Umgebung der Köchlin-Kreuzung neu bebaut werden. Das umstritten­e Hochhaus wird es nicht geben, allerdings wird für das jetzt geplant angestreck­te Haus an der Einmündung der Reutiner Straße in die Kemptener Straße genau...

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