Räte lehnen Hochhaus am Köchlin ab
Aber es gibt bereits Pläne für einen anderen Turm in Oberreutin.
LINDAU - An der Köchlin-Kreuzung soll es keinen Turm geben. Darin waren sich die Stadträte im Bauausschuss einig. Sie beschlossene eine andere Planung für die verkehrsreiche Kreuzung. Doch ein weiteres Hochhausprojekt in Reutin ist bereits angedacht.
Grundsätzlich hatten die Stadträte viel Lob für die Arbeit des Kemptener Architekturbüros Heiler Geiger, das eine grundlegende Planung für die verschiedenen Neubauprojekte rund um die Köchlin-Kreuzung entworfen hat. Keine Zustimmung fand allerdings die Variante, die dem Gestaltungsbeirat am besten gefallen hatte: denn ein Hochhaus möchte dort keiner der Stadträte. Die waren sich darin auch mit den rund 30 Bürgern einig, die im Alten Rathaus jede Äußerung gegen das Hochhaus mit Beifall bedachten.
Sitzstufen zum Köchlinweiher und zum Tobelbach hin geplant
Architekt Jörg Heiler stellte die Ideen vor, die er im Auftrag der Stadt Lindau sowie der Investoren, also dem Ehepaar Brög und dem Bauträger IVG, erstellt hat. Denn für mehrere Grundstücke gibt es bereits konkrete Bauwünsche. Ziel sei es, die Kreuzung künftig so zu gestalten, dass Menschen sich dort gerne aufhalten und nicht vor den Automassen flüchten, sagte Heiler. Auch wenn die Stadt bisher den Bereich um das alte Reutiner Rathaus zum Stadtteiltreff ausbauen will, sieht er eine Chance, die Köchlin-Kreuzung zu einem Treffpunkt zu machen.
Deshalb sollte die Stadtplanung nach Meinung der Kemptener Architekten vor allem die Gaststätten dort stärken. Für den Köchlin schlagen die Planer deshalb Sitzstufen zum Weiher hin vor. Die Weinstube Reutin soll völlig neu gebaut werden, in gleicher Größe und Höhe wie der Köchlin. Der bisher verrohrte Motzacher Tobelbach soll dort künftig wieder frei fließen, auch dort seien Sitzstufen zum Wasser hin sinnvoll. Der Biergarten soll künftig größer sein als heute.
Das gelingt, indem fast alle Parkplätze in Tiefgaragen unter die Erde verschwinden. Das gilt auch für alle anderen Gebäude rund um die Kreuzung. Denn auf dem Parkplatz des Köchlin planen die Eigentümer ebenfalls einen Neubau. Da das Staatliche Bauamt Kempten erklärt hat, dass die Kreuzung in den kommenden zehn Jahren sicher nicht zu einem Kreisverkehr umgebaut werde, und da die Behörde dies auch danach nicht für sinnvoll hält, sollen keine Grundstücke für einen Kreisel freibleiben.
Die Räte lobten die Planung. Eine Variante gab es nur für das Grundstück Kemptener Straße 56: Dort würde Heiler gern die für den Bodensee typische Scheune erhalten und hatte deshalb daneben einen 28 Meter hohen Wohnturm geplant. Doch die Räte entschieden sich für den Abriss der Scheune, um Platz zu machen für ein neues Wohnhaus mit hohem und steilen Satteldach.
„Schon lange nicht mehr ländlich“
Während Heiler den Turm als von weither zu erkennendes Merkmal für die Köchlinkreuzung anpries, wollen die Räte allein die Kirchtürme als solche Orientierungspunkte belassen. Uli Kaiser (BL) wies zudem darauf hin, dass in Lindau bisher nur die Stadt oder die Kirchen Türme bauen durften, und dabei solle es bleiben. Jürgen Müller (LI), Uli Gebhard (SPD), Oliver Eschbaumer (BU), Martin Rupflin (FB) und Werner Schönberger (FW) betonten den ländlichen Charakter von Oberreutin, da passe kein Hochhaus. So sieht es auch Stadtbaudirektor Georg Speth.
Lindaus Chef-Stadtplaner Kay Koschka dagegen hätte einen Turm durchaus spannend gefunden. So ging es auch Thomas Hummler (CSU) und Sebastian Krühn (JA), die den Bereich schon lange nicht mehr als ländlich empfinden. Doch sie können auch mit der anderen Lösung gut leben, zumal nicht nur Hummler das als Generationenfrage sieht. „Man muss auch was wagen. Aber ich glaube, Lindau ist nicht reif für diesen Turm“, schloss Krühn.
Damit beauftragte der Ausschuss die Planer, die andere Variante so weiterzubearbeiten, dass die Stadt daraus die nötigen Bebauungspläne erstellen kann. Grundsätzlich beschloss der Ausschuss zudem die Vorgabe, dass die Bauherren für jedes dort neu zu erstellende Gebäude Wettbewerbe durchführen muss. Dabei geht es dann nicht mehr um Größe und grundsätzliche Form, sondern um die Gestaltung im Detail. An dieser wichtigen Kreuzung sei hohe architektonische Qualität unerlässlich.
Koschka deutete in der Sitzung an, dass die nächste Debatte um ein Hochhaus möglicherweise schon bald folgt. Denn der Bauträger BPM habe das Grundstück etwas weiter oben an der Kemptener Straße direkt am Kreisverkehr bei Tanner gekauft, auf dem früher ein Autohaus Fahrzeuge abgestellt hatte. Auch dort soll es einen städtebaulichen Wettbewerb geben, um dort ein Büro- und Geschäftsgebäude zu errichten. Derzeit arbeite die Firma mit der Stadtplanung an der Vorbereitung der Ausschreibung des Wettbewerbs. Der Gestaltungsbeirat hatte für den Standort bereits einen weiteren Hochpunkt empfohlen.
„Ich glaube, Lindau ist noch nicht reif für diesen Turm.“Stadtrat Sebastian Krühn (JA)