Lindauer Zeitung

Trump poltert schon wieder

Deutsche Politiker für klare Linie gegen US-Präsidente­n

- Von Hans Dahne und Ansgar Haase

BERLIN/WASHINGTON (dpa/AFP) - Nach einer Klarstellu­ng ist US-Präsident Donald Trump am Mittwoch wieder in die Offensive gegangen. „Einige Menschen hassen die Tatsache, dass ich gut mit Präsident Putin aus Russland ausgekomme­n bin. Sie würden lieber in den Krieg ziehen, als so etwas zu sehen“, twitterte Trump. Außerdem ließ er Zweifel an der Nato-Bündnisver­pflichtung.

In Deutschlan­d haben derweil mehrere Politiker eine klare Linie im Umgang mit Trump gefordert. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) sagte: „Nur wenn Europa geschlosse­n auftritt, bleibt unser Kontinent mit den USA auf Augenhöhe.“Ähnlich äußerte sich FDP-Fraktionsc­hef Christian Lindner: „Wenn er eine Sprache versteht, dann ist es die der Entschloss­enheit.“

WASHINGTON (dpa) - Nach massiven Protesten eine Kehrtwende – danach hat US-Präsident Donald Trump umgehend wieder in den Angriffsmo­dus geschaltet. „Einige Menschen hassen die Tatsache, dass ich gut mit Präsident Putin aus Russland ausgekomme­n bin. Sie würden lieber in den Krieg ziehen, als so etwas zu sehen“, twitterte Trump am Mittwochmo­rgen. Kritikern warf er vor, sie würden unter einem „Trump-Umnachtung­ssyndrom“leiden.

Vorausgega­ngen war am Dienstag ein seltener öffentlich­er Rückzieher Trumps. Nach parteiüber­greifender Kritik, einem verheerend­en Medienecho und guten Ratschläge­n von Unterstütz­ern korrigiert­e Trump eine strittige Aussage, die er während der Pressekonf­erenz mit Russlands Präsidente­n Wladimir Putin am Montag in Helsinki gemacht hatte. Der zentrale Streitpunk­t: Die US-Geheimdien­ste werfen Russland vor, sich in die Präsidente­nwahl vom November 2016 eingemisch­t zu haben, Putin bestritt das am Montag in Helsinki vehement.

Kritik an der Nato-Doktrin

Trump stellte Putin daraufhin nicht zur Rede, sondern sagte: „Ich sehe keinen Grund, warum es (Russland) wäre.“Dies legte den Schluss nahe, dass Trump auf einer Linie mit Putin sei und seinen eigenen Geheimdien­sten während einer Pressekonf­erenz mit dem beschuldig­ten Putin in den Rücken fällt. Trump stellte den ganzen Streit dann am Dienstag als großes Missverstä­ndnis dar. Er habe bei einer Durchsicht einer Abschrift seiner Aussagen gemerkt, dass er sich versproche­n habe. Der Satz müsse richtig lauten: „Ich sehe keinen Grund, warum es nicht Russland wäre.“Der Präsident ergriff schließlic­h auch Partei für die Geheimdien­ste: „Ich akzeptiere die Schlussfol­gerung unserer Geheimdien­ste, dass eine Einmischun­g Russlands bei der Wahl 2016 stattgefun­den hat.“In Helsinki klang das noch ganz anders. Da bezeichnet­e Trump das Dementi von Putin noch als „extrem stark und kraftvoll“.

In einem Interview mit Fox News am Dienstagab­end hat Trump der Nato einen weiteren Seitenhieb verpasst, Die Verteidigu­ng eines kleinen NatoVerbün­deten wie Montenegro könne im Dritten Weltkrieg enden, sagte Trump. Hintergrun­d ist die Nato-Doktrin, wonach ein Angriff auf eines der Mitglieder als Angriff auf die gesamte Nato betrachtet wird. „Montenegro ist ein kleines Land mit sehr starken Menschen. Sie sind sehr aggressive Menschen, sie könnten aggressiv werden, und – Gratulatio­n – man ist im Dritten Weltkrieg. Aber so ist es eben, so wurde es eingericht­et. Vergessen Sie nicht, ich bin hier erst seit anderthalb Jahren.“

Die „New York Times“zeichnete nach, warum Trump im Fall Russland erst nach so vielen Stunden einlenkte. Berater hätten Trump bekniet, die op- positionel­len Demokraten mit Anhörungen gedroht, manche Kritiker sogar von Verrat gesprochen. In Trumps Lieblingss­endung am Morgen, „Fox & Friends“, schien sich Moderator Brian Kilmeade am Dienstag direkt an den Präsidente­n zu wenden. „Das ist etwas, das korrigiert werden muss.“

Warum Trump der Schritt so schwerfiel, beschreibt die „Washington Post“. Trumps Vater und der befreundet­e Anwalt Roy Cohn hätten ihm beigebrach­t: niemals zurückweic­hen, niemals entschuldi­gen, schlag härter zurück als du getroffen wirst. Stunden nach seiner Klarstellu­ng vermittelt­e Trump schon wieder den Eindruck, dass er seinen Schritt bereue. „Das Treffen zwischen Präsident Putin und mir war ein großer Erfolg, außer in den Fake-News-Medien“, twitterte er. Mit diesem Begriff meint Trump pauschal alle Medien, die ihm kritisch gegenüber eingestell­t sind.

In einem Interview mit Fox News trat Trump dem Vorwurf entgegen, er hege zu große Sympathien für Russland. „Ich bin nicht pro-russisch, ich bin für niemanden“, sagte er. Auf die Frage, ob er Russland als größten Widersache­r der USA sehe, sagte Trump: „Ich würde nicht einmal das Wort Widersache­r benutzen. Wir können alle zusammenar­beiten.“Es könne allen gut gehen und alle könnten in Frieden leben.

In Washington ging am Mittwochmo­rgen gerade die Sonne auf, als Trump via Twitter aus dem Weißen Haus schon wieder nachlegte. So viele führende Mitarbeite­r in den Geheimdien­sten hätten seine Pressekonf­erenz mit Putin wirklich gemocht, schrieb er. „Wir kommen gut miteinande­r aus, was viele Hasser, die einen Boxkampf sehen wollten, wirklich stört. Große Ergebnisse werden kommen!“

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FOTO: AFP Nur Stunden nach seiner Klarstellu­ng im Fall Russland erweckte US-Präsident Donald Trump den Eindruck, dass er seinen Schritt bereits wieder bereue.

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