Mein Haus, mein Auto, mein Grill
Früher, als bekanntermaßen sowieso alles viel besser war, da hat das Grillfest noch Grillfest geheißen und nicht Barbecue-Party. Also damals, als es noch wichtiger war, was auf den Grill hinaufkommt, anstatt was der Grill ist und welche Ausstattung er hat. Aber weil es heute, da zum Beispiel Autos sowieso allesamt wie deformierte Joghurtbecher aussehen, immer schwieriger ist, sich von anderen Menschen abzugrenzen, hat der Grill in all seinen bizarren Ausformungen einen immer höheren Stellenwert eingenommen. Der Gipfel des Statuswettbewerbs ist die Hydra 9000. Die komplett aus Edelstahl gefertigte Monstrosität kostet 39 000 Euro. Dafür sind Grillrost und Zange bereits im Preis inbegriffen. Das Gerät besitzt die Optik eines feuerspeienden Drachen. Der Käufer bekommt eine mehrstündige Einweisung durch einen anerkannten Grillexperten. Davon abgesehen: Wer ein solches Ding im Vorgarten aufstellt, der signalisiert den ganzen Verlierern da draußen in der Reihenhaussied- lung, wer das wahre Alphatierchen der Straße ist.
Damit sich ein solcher Anschaffungspreis rentiert, muss der Grill natürlich ununterbrochen vor sich hin glühen, und das Leben muss ein fort- und immerwährendes Grillfest sein. Von der Wiege bis zur Bahre, vom Frühstück bis zum Abendbrot im Zeichen von Rostbratwurst und Halssteak. Bleibt die Frage: Wo wird uns die Reise auf der Suche nach neuen Statussymbolen noch hinführen? Der Thermomix mit seinem Kaufpreis von lächerlichen 1199 Euro jedenfalls taugt nicht dafür. Und grillen kann er auch nicht. (nyf)