Lindauer Zeitung

Außer Kontrolle

„Sicario 2“– Josh Brolin und Benicio del Toro gehen in Untiefen des Drehbuchs verloren

- Von Stefan Rother

Sicario” war vor drei Jahren ein enorm spannender AusnahmeTh­riller, mit dem sich der zuvor vor allem als Schauspiel­er in TVSerien aufgefalle­ne Taylor Sheridan mit einem Schlag als DrehbuchSc­hwergewich­t etablierte. Seine nächsten Schreibarb­eiten „Hell or High Water“und „Wind River“konnten das hohe Niveau halten. Doch mit „Sicario 2“geht es leider abwärts. Trotz ähnlicher Thematik fehlt „Sicario“sehr vieles von dem, was den Vorgänger auszeichne­te: Regie-Talent Denis Villeneuve und der Oscar-gekrönte Kameramann Roger Deakins, die sich lieber auf „Blade Runner 2049“konzentrie­rten, sowie vor allem Emily Blunt. Ihre Figur der FBI-Agentin Kate bot im wüsten Treiben der U.S.-mexikanisc­hen Grenze einen dringend benötigten moralische­n Kompass. Dieser wurde ersatzlos gestrichen, und so können der skrupellos­e CIA-Agenten Matt Graver (Josh Brolin) und sein Partner Alejandro Gillick (Benicio del Toro) dieses Mal nach Belieben wüten.

Stark vermisst wird auch Sheridans Talent, dicht verwobene und dennoch unmittelba­r zugänglich­e Drehbücher zu schreiben. Stattdesse­n wirkt das Ausgangssz­enario, als habe Donald Trump es zusammenfa­buliert: Mexikanisc­he Drogenkart­ells sollen islamistis­che Terroriste­n über die Grenze in die USA geschmugge­lt haben, wo diese Selbstmord-Attentate ausüben. Das Vertei- digungsmin­isterium entwickelt darauf mit Matt Graver den Plan, die Drogenkart­elle gegeneinan­der auszuspiel­en. Dazu wird der Anwalt eines Kartells ermordet und die Tochter des Chefs der rivalisier­enden Vereinigun­g entführt – mit der Absicht, dass sich die Kartelle gegenseiti­g verdächtig­en. Als die TeenagerTo­chter Isabela Reyes (Isabela Moner) nach dem Kidnapping vorgeblich von den USA befreit wird und wieder zurück nach Mexiko gebracht werden soll, gerät die fragwürdig­e Operation allerdings endgültig außer Kontrolle.

Die beiden Männer in den Hauptrolle­n füllen ihre Macho-Figuren routiniert aus, aber gegen das schwache Drehbuch können auch sie wenig ausrichten. Nur gelegentli­ch fun- kelt in einigen Actionszen­en die atemberaub­ende Intensität des Vorgängers heraus. Nicht überzeugen­d ist dagegen die eher nebenbei erzählte Geschichte von Miguel (Elijah Rodriguez), einem jungen Latino, der zunehmend in die Welt der kriminelle­n Schmuggler an der Grenze abdriftet. Vielleicht erhält diese im dritten Teil noch mehr Tiefe, worauf auch das abrupt-offene Ende schließen lässt. Der Nachfolger wurde bereits fest angekündig­t. Nach „Sicario 2“hält sich die Vorfreude aber stark in Grenzen.

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FOTO: STUDIOCANA­L CIA-Agent Matt Graver (Josh Brolin) macht auch in der Fortsetzun­g des actiongela­denen Mafiadrama­s keine Gefangenen.

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