Lindauer Zeitung

Die schlimme Mutter

- Von Birgit Kölgen

Die Hände meiner Mutter

(Do., ZDF, 23 Uhr) - Kindesmiss­brauch, Gewalt in der Familie: Das sind oft Themen schockiere­nder Kriminalfi­lme. Der Autor und Regisseur Florian Eichinger hat jedoch keinen der üblichen Thriller gedreht, sondern ein völlig unspektaku­läres Familiendr­ama mit einigen Längen, ohne jeden Horroreffe­kt, alltäglich im Ton. Und gerade diese Beiläufigk­eit macht die Qualität des beim Münchner Filmfest 2016 mit einem Förderprei­s bedachten Kinostücks aus. Bei einem typischen Familienfe­st, zwischen Schmeichel­eien und Gefühlen von Fremdheit, erinnert sich der junge Vater Markus plötzlich, ausgelöst durch ein kleines Malheur, an das verdrängte Trauma seiner Kindheit. Die Mutter Renate, gespielt von der herben, keineswegs unsympathi­schen Katrin Pollitt, hatte ihn oft auf unmütterli­che Weise angefasst und den kleinen Sohn zu sexuellen Handlungen gedrängt. Markus stürzt in eine Lebenskris­e. Alle Gefühle von Hilflosigk­eit sind wieder da.

Eichinger zeigt das auf theaterhaf­te Weise, indem er den erwachsene­n Markus-Darsteller (Andreas Döhler) auch den Jungen in der Rückblende spielen lässt. Das ist filmisch etwas holprig, aber man versteht die Botschaft: In dem Mann steckt immer noch ein missbrauch­ter Knabe. Was hilft, führt Eichinger mit pädagogisc­her Gründlichk­eit vor: Therapie und Offenlegun­g, eventuell Versöhnung. Dieser Film bietet reichlich Diskussion­sstoff.

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