Die Burghalde wachgespielt
„Alice im Wunderland“holt Kemptener Freilichtbühne aus dem Dornröschenschlaf
KEMPTEN - Lang währte der Dornröschenschlaf der Freilichtbühne Burghalde: Mit dem Märchenspaß „Alice im Wunderland ... neu erträumt!“hat das Theater in Kempten (TiK) die idyllische Spielstätte nun wiederbelebt. Über 1300 Besucher sahen die ersten vier Vorstellungen. Noch bis 19. August wird das Märchen mit Musik, das für Kinder von vier bis zwölf Jahren konzipiert ist, gezeigt.
Die Idee dazu hatte Theaterchefin Silvia Armbruster, die von der Burghalde angetan war, und gleich an eine Kooperation mit dem Märchensommer Niederösterreich dachte. Diesen hatte ihre Freundin, die Schauspielerin und Regisseurin Nina Blum (die Tochter des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel) 2006 ins Leben gerufen. Seit 2008 findet das Festival auf Schloss Poysbrunn statt. Die Idee: Jedes Jahr erfinden Theater-Profis ein neues Märchen oder bearbeiten einen bekannten Märchenstoff. Wichtig ist dabei der interaktive Aspekt: Das Publikum soll mitmachen, mittanzen, mitsingen. Der Märchensommer Niederösterreich ist eine Erfolgsgeschichte: Anfangs kamen 3000 Besucher jährlich, mittlerweile sind es 12 000. Seit 2014 gibt es in Graz (Steiermark) einen Ableger, und nun auch in Kempten. Die erste Produktion des „Märchensommers Allgäu“ist eine teilweise Übernahme aus Graz. Dort hatte die TiK-Chefin „Alice im Wunderland .... neu erträumt“2017 inszeniert. Auf der Burghalde zeigt Armbruster aber eine etwas andere Version. Denn unter den acht jungen professionellen Schauspielerinnen und Musicalsängerinnen sind zwei aus Kempten (Nadine Schneider, Erika Ceh) und eine aus Betzigau (Eva Maria Schindele). Zudem wirken insgesamt 60 Allgäuer Kinder mit. Armbruster übernahm vom Grazer Märchensommer Buch, Musik, Liedtexte und Kostüme sowie Grafik und Internet-Auftritt. Ihre sehenswerte Inszenierung ist speziell auf die Freilichtbühne an- gepasst. Dieses Konzept wird übrigens auch im nächsten Jahr weitergeführt. Am Donnerstag, 19. Juli, feiert „Der Zauberer von Oz“unter Regie von Kemptens Theaterchefin beim Märchensommer Steiermark in Graz Premiere. Das Stück ist analog zu „Alice“im Sommer 2019 auf der Burghalde zu sehen. Das Buch hat wieder die steirische Autorin Michaela Riedl-Schlosser verfasst.
Zunächst auf drei Jahre angelegt ist der Märchensommer Allgäu. „Diese Zeit braucht es auch“, sagt die österreichische Intendantin Nina Blum. Ein Kindertheater-Festival zu etablieren sei ein langsamer Prozess, bei dem es vor allem auch auf Mundpropaganda ankomme. Das Konzept Blums, mit dem Märchensommer ein „gemeinsames Erleben“für die ganze Familie anzubieten, ist auch in Graz aufgegangen: Über 5000 Besucher kommen jährlich zu den Vorstellungen an fünf Wochenenden in den Priesterseminarhof.
Nach der ersten Staffel erscheint diese Besucherzahl auch für Alice in Kempten realistisch. Unter den begeisterten Premierengästen waren auch einige Kemptener Stadträte. Die staunten über die spritzige Märcheninszenierung – und darüber, was auf der fast in Vergessenheit geratenen Burghalde mit viel Engagement und Professionalität alles möglich ist.