Das Stubenküken folgt der Avocado
Fachkräfte für Gastronomie und Hotel legen in der Lindauer Berufsschule ihre Prüfung ab
LINDAU (cf) - Insgesamt neun Köche und 22 Fachkräfte für Gastronomie und Hotel haben in der Lindauer Berufsschule vor der Industrie- und Handelskammer ihre Prüfungen absolviert. Bei einem Prüfungsessen durften sie zeigen, was sie auf dem Herd einerseits, im Service andererseits gelernt haben.
Angesichts der Tatsache, dass vor zwei Jahren so wenig Köche zur Prüfung angetreten waren, dass zwei angehende Köche des zweiten Lehrjahres eingesprungen waren und die Prüfungssituation im Vorfeld trainieren konnten, war es erfreulich, dass dieses Mal wieder mehr die Ausbildung durchgezogen haben. Wobei, auch bei diesem Jahrgang war in den drei Jahren ein deutlicher Schwund zu verzeichnen, wie die Jungköche nach ihrer Prüfung erzählten.
Darüber hinaus hoffte der Lindauer Geschäftsführer der IHK, Markus Anselment, dass auch die Servicekräfte zum allergrößten Teil in ihrem Beruf bleiben werden. „Ihr habt alle Chancen in dieser Sparte, auch international!“, rief er ihnen aufmunternd zu. Auch Schulleiter Dietmar Bauer und der stellvertretende Landrat Johann Zeh waren wegen des dreigängigen Menüs gekommen.
Dieses Menü für sechs Personen mussten die sechs Köche aus exakt drei Avocados, 300 Gramm Ziegenfrischkäse für die Vorspeise, drei Stubenküken für den Hauptgang sowie drei Mangos und 500 Gramm Himbeeren zusammenstellen. Das war der sogenannte Pflichtwarenkorb. Mit diesen Zutaten lässt sich noch kein Menü zaubern, daher konnten die Prüflinge die Zutaten aus einem breiten Sortiment, dem Wahlwarenkorb, aussuchen. Dabei mussten genaue Mengen angegeben werden und, was wichtig war, der Wareneinsatz durfte 50 Euro nicht übersteigen. Jeder Prüfling durfte noch drei Joker mitbringen, die er selbst besorgen musste.
In der Frühe ging es los in den beiden Küchen der Berufsschule, um exakt 12.35 Uhr sollte die Vorspeise fertig sein. Bis dahin mussten auch die Redner ihre Plätze wieder eingenommen haben, „sonst gibt es Probleme mit den Prüfern“, wie Anselment verschmitzt meinte und damit die Lacher der Gäste auf seiner Seite hatte. Dann wurde es stiller, denn die Vorspeise wurden von den Servicekandidaten gereicht. Klagen waren da aber keine zu hören. Ähnlich auch beim Hauptgang an den sechs Tischen. Die Nachspeisen wurden mit genüsslichen Begleitkommentaren vertilgt.
Viel Applaus erhielten die Prüflinge, die sich nach getaner Arbeit vorstellten und ihre Zukunftspläne preisgaben. Zwei von ihnen werden in ihren Ausbildungsbetrieben vorerst bleiben, einer zunächst eine Ausbildung zum Barkeeper absolvieren und später wieder weiterkochen, zwei werden in die Schweiz wechseln, einer davon zu seinem Onkel nach Zürich und ein weiterer hofft für die nächsten zwei, drei Jahre auf eine Tätigkeit in Deutschland, bevor er wieder nach Griechenland zurückkehren wird. Was dafür spricht, dass zumindest dieser Jahrgang die Not der Restaurants, Köche zu finden, etwas lindern wird, auch wenn es nur ein Tropfen auf der heißen Herdplatte sein wird.