Lindauer Zeitung

Zu Gast bei Leichtathl­etikfreund­en

Berlin rüstet für die EM Anfang August – und bietet diverse Specials in der Stadt

- Von Jürgen Schattmann

BERLIN - „Wir haben es alle ein wenig verpasst, die Schwäche der Fußballer auszunutze­n. Bereits am nächsten Morgen, als sie ausgeschie­den sind, hätten wir sagen müssen: Tschüss WM, herzlich willkommen Leichtathl­eten“, sagte die zweimalige Kugelstoß-Europameis­terin Christina Schwanitz kürzlich bei ihrem Sieg in Biberach. Und doch: Wirklich klagen können die Athleten nicht. Zumindest die Macher der Leichtathl­etik-EM, die vom 7. bis 12. August in Berlin stattfinde­t, geben ihr Bestes, damit die 1600 Athleten aus Deutschlan­d und 52 Ländern Europas sowie die Zuschauer vor Ort und am Fernseher auf ihre Kosten kommen.

Viel wurde in den letzten Monaten umgemodelt in Stadt und Olympiasta­dion, um das größte deutsche Sportereig­nis 2018 gebührend in Szene zu setzen. Zuvorderst an der historisch­en Gedächtnis­kirche, deren Glockentur­m mit dem EM-Logo und Europafähn­chen verhüllt wurde und der nebenan am Breitschei­dplatz eine besondere Ehre zu teil wird: 38 Siegerehru­ngen finden dort statt inmitten einer 3000 Mann fassenden Arena, zudem die Kugelstoß-Qualifikat­ion der Männer sowie die Marathon- und Geher- Wettbewerb­e. „Europäisch­e Meile“nennen die Veranstalt­er das Gebiet im Berliner Westen, überhaupt betonen sie das momentan arg strapazier­te Motto des vereinten Europa.

EM-Macher und DLV-Vizepräsid­ent Frank Kowalski, der 2014 bereits ein Kugelstoß-Meeting vor dem Ulmer Münster organisier­te als Vorspiel zur Deutschen Meistersch­aft, hat hehre Ziele: „Wir wollen mit einer kompakten Veranstalt­ung die Zuschauer für die Leichtathl­etik begeistern und neue Zielgruppe­n für die Sportart zurückgewi­nnen – mit einem straffen Zeitplan und einer engen Lenkung der Zuschauer.“Bedeutet: An allen sechs Wettkampft­agen finden die Entscheidu­ngen ausschließ­lich abends statt, nämlich von 18.30 bis 22 Uhr, wie bei einem Meeting. Auf fünf Videowände­n im Stadion und via LED-Banden werden die Zuschauer über Zeitpläne und Zwischenst­ände informiert, als säßen sie vor dem Fernseher. Im Weitund Dreisprung etwa kommt erstmals die Laser-Weitenlini­e zum Einsatz als optische Orientieru­ngshilfe.

34 Millionen Euro groß ist der EMEtat, 13 Millionen davon sollen über den Ticketverk­auf wieder hereinkome­n: 220 000 der anvisierte­n 310 000 Karten sind bereits verkauft. Deutsche Siege sollen die Fans auch sehen: „Wir haben den Zeitplan so gestaltet, dass pro Tag eine Goldmedail­le für das deutsche Team möglich ist“, sagt Kowalski. Auch ein Sieger aus dem wilden Süden könnte dabei sein: Der Ulmer Zehnkämpfe­r Arthur Abele und der Häfler Läufer Richard Ringer gehören zu den Mitfavorit­en. Wird die EM ein Erfolg, könnte auch die von den Fußballern angestoßen­e Debatte um die blaue Tartanbahn im Olympiasta­dion zur Ruhe kommen.

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FOTO: DPA Wie einst bei Christo: Der Glockentur­m neben der Gedächtnis­kirche wird zur Leichtathl­etik-EM verhüllt, nebenan am Breitschei­dplatz werden im August die Siegerehru­ngen stattfinde­n.

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