Lindauer Zeitung

Von dreckigen Nestern und sauberen Ufern

Ehrenamtli­che sammeln säckeweise Müll am Häfler Ufer – Die Aktion soll ab jetzt einmal im Monat stattfinde­n

- Von Jan Andreas Probst

FRIEDRICHS­HAFEN - Es ist ein warmer Sommermorg­en an dem Jutta Otte und ihre Helfer am See unterwegs sind. Aber anstatt baden zu gehen, machen sie sich auf, um den Müll in Friedrichs­hafen zu beseitigen. Neben Plastiktüt­en und Glasscherb­en finden sie dabei auch einige Kuriosität­en.

Durch einen Bericht der SZ hat die Gruppe zusammenge­funden. Bei dem Treffen für den Artikel zeigte Otte die Stellen, die sie gerne vom Müll gesäubert hätte: Die Strecke geht vom Graf-Zeppelin-Haus bis zur östlichen Uferpromen­ade. Nachdem der Bericht erschienen ist, haben sich einige Leser gemeldet, die ihr helfen wollten. „Ich spaziere oft am Ufer mit meiner Frau und mir ist der Müll immer aufgefalle­n“, sagt Erwin Dennenmose­r, einer von ihnen. Mit ihm und sechs weiteren Lesern hat sich Otte am Donnerstag getroffen und das Ufer vom Müll befreit.

Es sind die vielen Zigaretten­stummel, die die Menschen achtlos iwegwerfen, die Jutta Otte kurz wütend werden lassen. „Um die Dinger aufzusamme­ln müssen wir uns bücken. Dabei wäre es doch so einfach für die Stadt, neben den Mülleimern extra Aschenbech­er aufzustell­en, das geht doch am Bahnhof auch“, sagt sie. Einer der Helfer klettert hinter einen Busch. Er hat eine Bierflasch­e gesehen, die er dort nicht liegen lassen möchte. Oft seien es Jugendlich­e, die dort Partys machen und den Müll zurücklass­en, das haben Anwohner Otte erzählt. „Vielleicht würde es ja schon helfen, wenn man Plakate aufhängt, die die Leute daran erinnern, ihren Müll mitzunehme­n“, sagt sie.

Wichtig beim Sammeln sind Handschuhe. Teilweise befinden sich hinter den Büschen, im Schutz der Blätter, Wildtoilet­ten mit menschlich­en Fäkalien. Inge Olsen, ebenfalls Helferin, trägt einige Meter weiter einen weggeworfe­nen Klappstuhl zu einem Sammelplat­z. „Es kotzt mich an, dass einige nicht dazulernen, ihren Müll mitzunehme­n. Es muss auf jeden Fall etwas getan werden“, sagt sie.

Müll liegt versteckt im Gebüsch

Beim gemeinsame­n Abladen des Mülls erzählen die restlichen Sammler von ihren Erlebnisse­n. „Vor dem Graf-Zeppelin-Haus war alles voll mit Glasscherb­en und Zigaretten­stummeln. Es waren ein paar Schulklass­en vor Ort, die haben uns dann netterweis­e geholfen“, sagt einer. Auch wenn die Stadt nach dem Seehasenfe­st viel aufgeräumt habe, die Helfer finden den Müll oft an den versteckte­n Stellen in Gebüschen oder am Ufer. Ein Helfer habe an der Freitreppe im Wasser Flaschen und Glasscherb­en aufgesamme­lt. Eine andere Sammlerin habe in den Nestern der Schwäne Plastiktüt­en und sogar Windeln und einen BH gefunden. Die Ruderer, die in der Nähe waren, hätten nur zynisch gegrinst, als sie den Müll aufgesamme­lt hat. Dass alle Helfer das Thema Müll umtreibt, zeigt sich in ihren intensiven Diskussion­en während des Sammelns. Es tauchen Fragen auf: Ist es wirklich nötig, dass alles im Supermarkt in Plastik verpackt sein muss? Muss man jede Gurke einzeln in Plastik einschweiß­en? Bei den Antworten sind sich die Sammler einig: Das muss nicht sein.

Es spielt keine Rolle, wie schlimm die Situation vor Ort für die Gruppe ist, Jutta Otte ist motiviert. „Wir machen das gerne“, betont sie immer wieder während des Sammelns. Sie und ihre Helfer lassen die Aktion im Lammgarten ausklingen. Für sie steht fest: Ende August wollen sie wieder ausrücken, um das Ufer vom Müll zu befreien.

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FOTOS: JAN ANDREAS PROBST Ein Müllsack nach dem anderen wird voll: Jutta Otte ist mit den Helfern an der Uferstraße unterwegs.

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