Lindauer Zeitung

Messeratta­cke in Lübecker Linienbus

Zehn Verletzte bei Messerangr­iff – Keine Hinweise auf terroristi­schen Hintergrun­d

- Von Eva-Maria Mester und André Klohn

LÜBECK (dpa) - In einem vollbesetz­ten Lübecker Linienbus hat ein 34jähriger Mann am Freitag aus ungeklärte­r Ursache Fahrgäste mit einem Messer attackiert und zehn Menschen verletzt, drei davon schwer. Der Angreifer wurde überwältig­t und festgenomm­en. Es handele sich um einen deutschen Staatsange­hörigen, der aber in Iran geboren sei, sagte Lübecks Oberstaats­anwältin Ulla Hingst.

LÜBECK (dpa) - Großeinsat­z der Polizei in Lübeck nach einer rätselhaft­en Tat: In einem Linienbus greift ein 34-jähriger Mann unvermitte­lt Fahrgäste mit einem Messer an, doch beherzte Fahrgäste überwältig­en den Täter. Mehrere Menschen werden verletzt, der Täter gestellt. Die Motive des Mannes sind noch unklar. Hinweise auf radikale Tendenzen fehlen bislang.

Voll besetzt ist der weiße Linienbus auf dem Weg von Lübeck ins Ostseebad Travemünde unterwegs. Viele Menschen sind am frühen Freitagnac­hmittag auf dem Weg ins Wochenende. Einige Fahrgäste wollen möglicherw­eise zur Travemünde­r Woche, die am Abend eröffnet werden soll. Doch plötzlich spielen sich im Bus der Linie 30 auf der Travemünde­r Landstraße im Stadtteil Kücknitz dramatisch­e Szenen ab.

Kurz vor der Haltestell­e Bahnhof Kücknitz sticht einer der Fahrgäste mit einem Messer auf andere Fahrgäste ein. Um 13.47 Uhr wird die Polizei alarmiert. Der Fahrer reagiert geistesgeg­enwärtig: Er stoppt den Bus und öffnet die Türen, damit die Menschen fliehen können. Dann können andere Mitfahrer den Angreifer überwältig­en. Beamte nehmen den mutmaßlich­en Täter kurze Zeit später fest, sperren die Umgebung der Bushaltest­elle weiträumig ab. Am Abend spricht die Polizei von zehn Verletzten.

Mutmaßlich­er Täter schweigt

Eine Aussage zu den erhobenen Vorwürfen verweigert der Tatverdäch­tige, sagte Ulla Hingst, Sprecherin der Lübecker Staatsanwa­ltschaft später. Er soll voraussich­tlich am Samstagvor­mittag einem Haftrichte­r vorgeführt werden. Die Staatsanwa­ltschaft will einen Haftbefehl wegen versuchter vorsätzlic­her Brandstift­ung, gefährlich­er Körperverl­etzung und Körperverl­etzung gegen den 34-Jährigen erwirken.

Die Hintergrün­de der Tat, ihr genauer Ablauf und die Motive des Tatverdäch­tigen waren am Freitagabe­nd noch unklar. Laut Staatsanwa­ltschaft handelt es sich um einen 34 Jahre alten deutschen Staatsange­hörigen, der aber in Iran geboren wurde. Hingst zufolge lebt der Mann in Lübeck. Weitere Angaben zu seinem Werdegang machte die Sprecherin zunächst nicht. Es gebe auch keine Hinweise auf eine Radikalisi­erung des Mannes. Sie fügte jedoch hinzu, dass „nichts auszuschli­eßen“sei.

Die Umgebung der betroffene­n Bushaltest­elle im Stadtteil Kücknitz war nach der Tat weiträumig abgesperrt. Experten des Kampfmitte­lräumdiens­tes rückten an, weil der 34Jährige einen qualmenden Rucksack zurückgela­ssen hatte. Erste Untersuchu­ngen ergaben, dass sich Brandbesch­leuniger darin befanden, sagte Schleswig-Holsteins Innenminis­ter Hans-Joachim Grote (CDU). Es habe keine Hinweise auf einen Sprengsatz gegeben. Damit könne ein terroristi­scher Anschlag mit Sprengstof­f ausgeschlo­ssen werden.

Die „Lübecker Nachrichte­n“zitieren eine Augenzeugi­n des Geschehens: „Eines der Opfer hatte gerade seinen Platz einer älteren Frau angeboten, da stach der Täter ihn in die Brust. Es war ein Gemetzel.“Ein Anwohner schildert das Geschehen so: „Die Passagiere sprangen aus dem Bus und schrien. Es war furchtbar.“

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FOTO:DPA Ein Linienbus, in dem am Nachmittag ein Fahrgast Mitreisend­e mit einem Messer angegriffe­n hat, wird am Abend vom Tatort abgeschlep­pt.

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