Tauber: Ideen des Widerstands gegen Populisten verteidigen
Gedenkfeier zum Jahrestag des Hitler-Attentats – Staatssekretär weist auf Verbindung zum Grundgesetz hin
ULM - Verteidigungsstaatssekretär Peter Tauber (CDU) ist am Freitag in Ulm allen rechtspopulistischen Versuchen entgegengetreten, den deutschen Widerstand im Dritten Reich als geistiges Erbe zu reklamieren. Die Männer und Frauen des Widerstands seien von Recht und Anstand als Grundlage des staatlichen Zusammenlebens überzeugt gewesen, sagte Tauber bei der Gedenkstunde zum Hitler-Attentat in der Ulmer Wilhelmsburg-Kaserne. Kräfte, die gegen die Ordnung des Grundgesetzes agierten, könnten sich nicht auf die durch den Humanismus geprägten Ideale des Widerstands berufen.
In der alten Bundesfestung der Donaustadt, heute Sitz des Multinationalen Kommandos Operative Führung, findet seit Auflösung der Sigmaringer Stauffenberg-Kaserne alljährlich das Gedenken an die Attentäter des 20. Juli 1944 statt. Die Redner in Ulm – im vergangenen Jahr war es Alt-Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) – setzen sehr unterschiedliche Akzente. Auch zeigen die Befehlshaber des Ulmer Kommandos als Gastgeber die Traditionslinien zwischen Widerstand und Bundeswehr auf.
In diesem Jahr spricht Verteidigungsstaatssekretär Tauber, ein Vollblutpolitiker. Und ganz offensichtlich hat sich der studierte Historiker mit dem deutschen Widerstand befasst und betont in seiner Rede, dass die derzeit wahrzunehmenden rechtspopulistischen Versuche, den Widerstand zu vereinnahmen, abzulehnen seien: „Es ist ahistorisch, es ist beschämend, und wer zum Widerstand gegen die heutige politische Ordnung aufruft und sie infrage stellt, der kann sich wahrscheinlich gerade nicht auf die Verschwörer des 20. Juli berufen.“Tauber zitiert zum Beweis aus der von den Widerstandskämpfern vorbereiteten Regierungserklärung: „Zur Sicherung des Rechts und des Anstands gehört die anständige Behandlung von Menschen.“Diese Aussage weise auf den Artikel 1 des Grundgesetzes hin: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“Tauber weiter: „Und so sehr das für uns heute eine Banalität sein mag, so sehr zeigt das, welch tiefes Wertefundament die Männer und Frauen des Widerstands damals geleitet hat.“
Vielleicht weiß Tauber schon, dass gleichzeitig in Berlin ein Appell bekannt wird, in dem 400 Nachfahren deutscher Widerständler in der NS-Zeit am Jahrestag des Hitler-Attentats vor nationalen Alleingängen und der Gefährdung eines geeinten Europas warnen. In dem Schreiben heißt es, „wir möchten an diesem Tag an den Mut und die visionäre Kraft unserer Eltern, Urgroß- und Großeltern, Onkel und Tanten erinnern und hoffen, dass nationale Alleingänge nicht das geeinte, starke, friedliche Europa gefährden, das sie für sich, uns und unsere Kinder erhofft hatten“. Es erfordere Mut und Zivilcourage, um Recht, Freiheit und Demokratie zu verteidigen, aber auch Menschlichkeit und Zusammenhalt. „In den vergangenen Jahrzehnten ist Europa zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, die auf Rechtsstaatlichkeit, freiheitliches Denken und Handeln, Toleranz, Respekt und die Achtung der Menschenwürde baut. Diese Errungenschaft sollten wir nicht sorglos aufs Spiel setzen.“
Die Stauffenberg-Werte leben
Zurück nach Ulm. Tauber spricht die anwesenden Soldaten an, denn er hat eine Botschaft: „Diese von Stauffenberg und den Männern des 20. Juli, wenn man so will, rehabilitierten Werte finden sich heute wieder in der ethischen Verantwortung des Offiziers, wie sie sich im Staatsbürger in Uniform und auch in dem Prinzip der inneren Führung manifestieren.“