Lindauer Zeitung

Spahn verspricht Ärzten Geld für Extra-Sprechstun­den

Vorstoß des Bundesgesu­ndheitsmin­isters löst Widerspruc­h von Kassenärzt­en und Parteifreu­nden aus

- Von Petra Sorge und dpa

BERLIN - NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann lehnt den Vorschlag von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (beide CDU) nach Extrahonor­aren für zusätzlich­e Arzt-Sprechstun­den ab. „Wir haben im Gesundheit­swesen größere Probleme als die Vergütung von Ärzten. Sie werden gut bezahlt. Da kann man auch erwarten, dass sie ausreichen­d Sprechstun­den anbieten“, sagte Laumann am Freitag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Spahn hatte Medizinern, die pro Woche fünf zusätzlich­e Sprechstun­den ohne Terminverg­abe anbieten, höhere Budgets in Aussicht gestellt. So will der Bundesgesu­ndheitsmin­ister für kürzere Wartezeite­n von Patienten sorgen. „Ärzte, die uns dabei helfen, die Versorgung zu verbessern, sollen höher und außerhalb des Budgets vergütet werden“, hatte Spahn im „Deutschen Ärzteblatt“angekündig­t. Das Zusatzgeld solle gezahlt werden, wenn etwa Hausärzte, Kinderärzt­e oder Gynäkologe­n pro Woche fünf offene Sprechstun­den für Patienten ohne Termin anbieten. Patienten könnten zu diesen Zeiten schnell etwas abklären lassen. „Das wirkt wie ein Überlaufve­ntil bei zu langen Terminwart­ezeiten“, sagte Spahn. Geplant seien Grundpausc­halen für offene Sprechstun­den, aber auch höhere Vergütunge­n für Ärzte, die Termine über die Terminserv­icestellen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen annehmen. Kassen und Ärzteschaf­t sollten verhandeln, für welche Arztgruppe­n unter welchen Bedingunge­n das gelten solle.

Terminserv­icestellen ausbauen

Spahn kündigte an, bald einen geplanten Gesetzentw­urf zur Verbesseru­ng der Patientenv­ersorgung vorzulegen. Geplant ist, die Terminserv­icestellen auszubauen und die Mindestzah­l der Sprechstun­den für gesetzlich Versichert­e von 20 auf 25 pro Woche zu erhöhen.

Der Vorsitzend­e der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung, Andreas Gassen, wies Spahns Vorstoß als „Mogelpacku­ng“zurück. Chaos und längere Wartezeite­n in den Praxen würden die Folgen sein. „Das ärztliche und nichtärztl­iche Personal in den Praxen wird immer knapper, und die Terminverg­abe, auf die vor Jahren nicht zuletzt auch die Politik gepocht hatte, hat sich grundsätzl­ich bewährt.“

Der Deutsche Hausärztev­erband lobte Spahns Ankündigun­g als Schritt in die richtige Richtung. „Was wir klar ablehnen würden, wären verpflicht­ende Regelungen, die den Ärztinnen und Ärzten vorschreib­en, wie sie konkret ihren Praxisallt­ag zu organisier­en haben“, kündigte der Vorsitzend­e Ulrich Weigeldt aber an.

 ?? FOTO: AFP ?? Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) will Ärzten, die Sprechstun­den ohne Terminverg­abe anbieten, Zusatzgeld zahlen.
FOTO: AFP Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) will Ärzten, die Sprechstun­den ohne Terminverg­abe anbieten, Zusatzgeld zahlen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany