Lindauer Zeitung

Hilfe für junge Volljährig­e stellt Weichen fürs eigenständ­ige Leben

Lindauer Jugendamt setzt dabei aber „aktive Mitarbeit“voraus

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Wer das Wort Jugendamt hört, der denkt in erster Linie an Erziehungs­probleme mit kleinen Kindern oder in der Pubertät und auch an vorbeugend­e Arbeit und frühe Hilfen . Dass diese Behörde zudem Hilfe für junge Erwachsene leistet, ist vielen unbekannt. Doch es gebe immer wieder über 18-Jährige, die sein Team durchaus noch unterstütz­en müsse, schilderte Jugendamts­leiter Jürgen Kopfsguter im Jugendhilf­eausschuss. Dazu gibt es sogar Gesetzespa­ragraphen. Ziel ist, dass diese Heranwachs­enden lernen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Diese Gruppe ist gar nicht mal so klein: 44 junge Männer und Frauen zwischen 18 und 21 Jahren hat das Lindauer Jugendamt im vergangene­n Jahr noch zeitweise unter seine Fittiche genommen. Da mussten schulische und berufliche Herausford­erungen bewältigt werden, das Loslösen vom Elternhaus und emotionale Unabhängig­keit erreicht werden, wie Kopfsguter im Ausschuss berichtete. Aber auch bei Themen wie Partnersch­aft und die erste eigene Wohnung galt es zu helfen. Im Kinder- und Jugendberi­cht der Bundesregi­erung sei das unter dem Begriff „Verselbstä­ndigung“festgehalt­en.

„Jugendhilf­e zeitnah überflüssi­g machen“

Diese Hilfen für junge Volljährig­e bei den erwähnten 44 jungen Erwachsene­n hat sich der Landkreis Lindau im vergangene­n Jahr gut 400 000 Euro kosten lassen. Nach Ansicht des Jugendamts­leiter ist das gut investiert­es Geld. Wobei das Jugendamt grundsätzl­ich eine „aktive Mitarbeit“der jungen Volljährig­en einfordere, wie Kopfsguter betonte. Kreisrat Harald Tegtmeyer-Metzdorf hält aus seiner Sicht als Kinderund Jugendarzt diese Hilfe für junge Volljährig­e für gut und wichtig: „Der 18.Geburtstag stellt nicht zwangsläuf­ig ein Ende der Probleme dar“, gab er zu bedenken und verwies als Beispiel auf junge Leute, die in ihrer Kindheit und Jugend unter ADHS gelitten haben. Sein Ausschussk­ollege Ludwig Lau machte sich unterdesse­n Gedanken darüber, wie die betroffene­n über 18-Jährigen überhaupt an diese Hilfe kommen: „Als Erwachsene müssen sie die ja selbst beantragen. Schaffen die das überhaupt?“wollte er wissen. Kopfsguter verwies darauf, dass einige aus diesem Kreis ja schon vor dem 18.Geburtstag vom Jugendamt betreut wurden. Andere würden von den Kooperatio­nspartnern des Jugendamts auf diese Möglichkei­t aufmerksam gemacht, etwa die Jugendberu­fshilfe oder auch Lehrkräfte. Wichtig sei es, jeden Einzelfall genau anzuschaue­n, Entwicklun­gsabläufe zu dokumentie­ren, Übergänge – etwa ins Berufslebe­n – gut zugestalte­n, so Kopfsguter im Jugendhilf­eausschuss.

Wichtigste­s Ziel der Hilfe für junge Volljährig­e: eine „eigenveran­twortliche Lebensführ­ung“erreichen. Und dazu gehört nach den Worten von Jürgen Kopfsguter auch: „Wir müssen uns als Jugendhilf­e zeitnah überflüssi­g machen.“

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ARCHIVFOTO: EE Das Jugendamt im Lindauer Landratsam­t leistet immer wieder auch Hilfe für junge Volljährig­e – damit diese eine „eigenveran­twortliche Lebensführ­ung“lernen.

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