Nur Bares ist Wahres – Geld erhöht den Reiz am privaten Spieltisch
Bitte die Handschellen und das Strafgesetzbuch gleich wieder beiseitelegen, geschätzte Ordnungshüter: Ich rede hier nämlich keineswegs dem illegalen Glücksspiel in muffigen, verqualmten Hinterzimmern das Wort, bei dem Haus und Hof – und gelegentlich auch die Frau – verlustig gehen. Aber kleine Beträge, unregelmäßig verzockt in privaten Räumen mit Freunden und Familienmitgliedern, müssen es schon sein. Oder versuchen Sie sich etwa im Lotto nur um des Vergnügens willen darin, sechs richtige Zahlen zu treffen? Eben!
„Aber spielen stärkt doch den Charakter“, höre ich Sie im Sinne von Loriot grummeln, „es soll ein unterhaltsamer Zeitvertreib sein.“Gewiss, gewiss – wenn alle Parteien die Partie ernsthaft betreiben. Und daran gilt es berechtigte Zweifel anzumelden, wenn nicht ein paar Euros Konzentration und Ehrgeiz fördern. Ich habe es – ungelogen – in bis dahin munterer Skatrunde erlebt, wie ein Grand ohne Vier, mit nur einem Ass und zwei blanken Zehnern gespielt und damit mein todsicheres Blatt ausgebootet wurde – es ging ja schließlich um nichts. Nee, nee, da passe ich in Zukunft lieber und starre ähnlich sinnfrei die Wand an. Oder mache es wie Loriot und knicke die Karten – „und jeder der Herren darf sich dann ein Häuschen wünschen“.
Der letzte Spieleabend ist zwar schon ein Weilchen her, aber um Geld ist es dabei nie gegangen. Wäre bei den Gesellschaftsspielen, die wir in einer kleinen Erwachsenenrunde alle paar Monate zelebrieren, auch sehr schwierig.
Wie soll man ei- nen Sieg bei „Activity“, „6 nimmt“oder bei „Scotland Yard“auch in Heller und Pfennig ummünzen? Wir spielen maximal zwei, drei Runden vom gleichen Spiel, weil es nichts Langweiligeres gibt, als einen ganzen Abend lang das Gleiche zu tun. Viel schöner ist es, Neuentdeckungen der anderen auszuprobieren oder nach einem Kartenspiel für Strategen und Matheüberflieger – die gibt’s wirklich! – wieder ein reines Glückswürfelspiel oder etwas für Tüftler zu testen. Nicht umsonst werden Jahr für Jahr Hunderte neuer Spiele angeboten. Da hat so manches Suchtcharakter.
Jeder von uns hat seine Vorlieben, jeder seine Stärken. Klar ist auch, dass menschliche Schwächen wie Neid, Eifersucht oder Schadenfreude einfach dazugehören. Charakterschulung inklusive. Wer verliert, leidet genug, da muss er nicht noch Strafe zahlen. Spaß haben und sich kennenlernen, ist unser Motto. Sieger dürfen jubeln, Verlierer sich ärgern, aber monetär wird nichts bewertet. Geld verdirbt schließlich auch den Spielercharakter.
Kleine Beträge fördern Konzentration und Ehrgeiz. Von Dirk Uhlenbruch
Geld verdirbt auch den Spielercharakter. Von Christine King