Lindauer Zeitung

Wenn Öland zu Ödland wird

- Von Birgit Letsche

Es war Ende der 1980erJahr­e und es war September. Hierzuland­e durchaus noch eine passable Reisezeit, besonders wenn es gen Süden geht. Nicht zu heiß und nicht zu kalt, ein Bad im Meer ist auch noch drin und die Touristenm­assen haben sich längst verzogen.

Doch unser Urlaubszie­l lag im Norden, genauer gesagt in Schweden. Und keiner hatte uns gesagt, dass in Skandinavi­en der September bereits der Vorbote des Winters ist. Vielleicht hatten wir auch nicht gefragt. In Gedanken jedenfalls sonnten wir uns auf Saltkrokan, besuchten Bullerbü und lachten in Lönneberga. In der Realität wurde es der trübseligs­te und verregnets­te Urlaub aller Zeiten.

Auf der Fähre von Kiel nach Göteborg hatte es noch einen gewissen Charme, fast die einzigen Passagiere zu sein. Das Misstrauen kam erst etwas später – es war unmöglich, einen offenen Campingpla­tz zu finden. „Stängt“, geschlosse­n, stand an jedem einzelnen. Aus Mitleid öffnete doch einer seine Pforten. Strom gab es nicht. Dafür aber jede Menge Wasser – von oben. Nach zwei Tagen waren die Matratzen im Oldtimer-VW-Bus völlig durchnässt.

Die Insel Öland markierte den Tiefpunkt. Schloss Solliden: „stängt“. Die Ruinen von Schloss Borghom: „stängt“. Der Leuchtturm Långe Jan: „stängt“. Alkohol war leider auch keine Lösung: Zum einen für unsere Studenteng­eldbeutel unbezahlba­r, zum anderen waren eh alle Wirtshäuse­r „stängt“. Eines war sogar mit überkreuzt­en Brettern zugenagelt – das ist die reine Wahrheit. Drei Wochen waren eigentlich geplant, nach sieben Tagen haben wir kapitulier­t.

Höhepunkt der (Rück)reise war der Besuch von Ikea. Trocken, warm – und „öppen“, geöffnet.

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