Lindauer Zeitung

Auf zu neuen Ufern!

- Von Simone Haefele

weiter es Richtung Süden ging, desto tiefer wurden ihre Seufzer, die dann auch auf der Rückbank nicht mehr zu überhören waren. Der Grund war aber nicht etwa das neue, unbekannte Reiseziel, sondern die Abwesenhei­t meines vier Jahre jüngeren Bruders, den man zur Erholung nach Borkum geschickt hatte. Das Geseufze ging auf meinen Vater über, als er auf der schmalen, stark befahrenen Küstenstra­ße nach und anschließe­nd in engen Gassen durch Alassio kurven musste. Die Ankunft im Hotel hob die Stimmung wenig: ein alter Kasten mit muffigen Zimmern. Na dann eben gleich an den Strand! Genau einen Tag hielten wir es dort aus. Viel zu schmal, viel zu voll, Liege an Liege, verdreckte Stehtoilet­ten an Land, störende Wellenbrec­her im Wasser. Na ja, aber das Städtchen sei doch ganz hübsch, bemerkte meine Mutter wohlwollen­d. Kann aber dem Vergleich mit der Shoppingme­ile in Riccione nicht standhalte­n, maulte ich. Was meinen Vater angesichts des schmalen Urlaubsbud­gets wiederum erfreute.

Endgültig zur vorzeitige­n Abreise blies er aber trotzdem, als er am nächsten Morgen drei Katzen entdeckte, die faul in der Sonne dösten – auf dem Dach seines nagelneuen Opel Manta. Wir flüchteten in die Berge, ins Aostatal. Und es wurde dann doch noch ein ganz netter Urlaub. Von dem wir übrigens öfter erzählen als von den vielen Reisen nach Riccione.

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