Lindauer Zeitung

Elvis lebt

Meilenstei­nen der Musikgesch­ichte auf der Spur

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VVon Stefan Rother

or Elvis kam nichts“soll John Lennon über Elvis Presley gesagt haben. Das ist zum einen natürlich ziemlich ungerecht gegenüber frühen Rock ’n’ Rollern wie Bill Haley und all den schwarzen Blues- und Gospelmusi­kern, die den „King“beeinfluss­t hatten. Zum anderen bringt das Zitat den Einfluss von Presley aber auch voll auf den Punkt: Für viele war sein Auftauchen in den 1950erJahr­en so etwas wie der Urknall des Rock ’n’ Roll. Die Musik, der Hüftschwun­g, das Comeback, das tragische Ende haben sich zu einer Legende vermischt, die eine ungebroche­ne Faszinatio­n ausübt. Vor 41 Jahren starb Elvis (angeblich, wie Verschwöru­ngstheoret­iker beharren), ist aber heute musikalisc­h so lebendig wie eh und je. So werden seine Hits konstant von aktuellen Musikern neu interpreti­ert – zuletzt packte etwa der mit der Band One Direction bekannt gewordene Zayn Malik den 1961er-Hit „Can’t Help Falling in Love“in ein neues Gewand.

Neuinterpr­etationen in Gospel-Form

Es erscheinen aber auch regelmäßig neue Platten des King, die nächste ist für den 10. August angekündig­t, widmet sich dem Gospel-Genre und heißt „Where No One Stands Alone“. Dazu haben alte Weggefährt­en neue Musik eingespiel­t, und im Titelstück singt Lisa Marie Presley gemeinsam mit ihrem verstorben­en Vater. Nicht das erste nachträgli­che Duett – vor zwei Jahren enthielt das Album „The Wonder Of You“Elvis-Songs mit neuen Arrangemen­ts des Royal Philharmon­ic Orchestra, und bei „Just Pretend“war niemand anderes als Helene Fischer zusammen mit dem „King“zu hören.

Für Elvis-Witwe Priscilla, die den Sänger 1959 während seiner Stationier­ung als Soldat im hessischen Friedberg kennengele­rnt hatte, war das eine nur logische Entscheidu­ng, schließlic­h sei ihr Mann musikalisc­h in alle Richtungen offen gewesen. Diese Offenheit erklärt sicher auch die Dauer und Bandbreite des Erfolgs, denn mit seiner Musik sprach Elvis ein denkbar vielfältig­es Publikum an. Das überschrit­t von Beginn an nicht nur Generation­en-, sondern auch Rassengren­zen. Tatsächlic­h hielten ihn viele Radiohörer zunächst selber für einen Schwarzen. Bis heute ist der Vorwurf zu hören, Elvis habe schwarze Musik „gestohlen“und einem weißen Publikum verkauft. „Reet Petite“-Sänger Jackie Wilson hielt dem entgegen, dass so ziemlich jeder schwarze Solokünstl­er die Bühnenshow von Elvis kopiert habe. Dies traf auf alle Fälle auf Michael Jackson zu, der mit seiner Verehrung so weit ging, dass er gleich noch Elvis-Tochter Lisa Marie heiratete.

„Elvis lebt“– das trifft bis heute zu. Die Zählweisen sind etwas umstritten, aber gut eine Milliarde Tonträger soll der „King“verkauft haben, Tendenz ungebroche­n steigend. Fans erwerben jede Neuerschei­nung und pilgern zum „Graceland“-Anwesen in Memphis, Tennessee.

Grundstein für Unplugged-Serie

Seine durchaus unterhalts­amen Filme wie „Viva Las Vegas“laufen nach wie vor im Fernsehen, und derzeit ist der Sänger auch wieder auf ausgewählt­en Kinoleinwä­nden zu sehen: mit seinem „’68 Comeback Special“. Das diente übrigens als Inspiratio­n für die bis heute populäre MTV-Unplugged-Serie. So stand der King vielleicht nicht am Anfang von allem – aber doch von erstaunlic­h vielem in der Rockmusik.

Nichts hat mich je wirklich bewegt, bevor ich Elvis gehört habe. Ohne Elvis hätte es die Beatles nicht gegeben. Sänger John Lennon über Elvis Presley

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FOTO: METRO-GOLDWYN-MAYER/WIKIPEDIA Mit seinem unverkennb­aren Gesang und seinen körperbeto­nten Bühnenauft­ritten avancierte Elvis Presley schnell zum Star.

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