Lindauer Zeitung

Der neue Honda CR-V pfeift auf den Diesel

Üppige technische Aufrüstung für den kompakten SUV – Mehr Platz im Innenraum

- Von Anton Fuchsloch

n einer komplett überarbeit­eten Version fährt der Honda CR-V im Herbst bei den Händlern vor. Technisch haben die Japaner den kompakten SUV in der fünften Generation kräftig aufgerüste­t. Auch optisch hat er an Kontur gewonnen: Er tritt mit geschärfte­m Design an, bietet mehr Platz und höheren Komfort, besitzt eine größere Bodenfreih­eit und eine steifere Karosserie.

Doch bei der Motorisier­ung wurde abgespeckt. Ein Dieselantr­ieb wird auf dem europäisch­en Markt nicht mehr verfügbar sein. Der Honda CR-V ist nur noch mit einem aufgeladen­en 1.5-Liter-Vierzylind­erBenziner zu haben. Dieser kommt auch im aktuellen Honda Civic zum Einsatz und leistet mit dem serienmäßi­gen Sechsgang-Schaltgetr­iebe 173 PS, mit der CVT-Automatik 193 PS. Eine Hybrid-Version folgt 2019. Zu den Preisen sagten die Honda-Manager bei der Fahrvorste­llung in Kitzbühel in der vergangene­n Woche noch nichts.

Mit 4,6 Metern ist das neue Modell gleich lang wie das aktuelle, doch die Karosserie ist 22 Millimeter breiter geworden (2,1 Meter mit Außenspieg­eln), der Radstand bis zu 33 Millimeter länger (2,7 Meter), und die Bodenfreih­eit hat bis zu 43 Millimeter auf 198 beziehungs­weise 208 Millimeter zugelegt. Dieses Wachstum ist vor allem im Innenraum spürbar. Große Menschen haben vorne und hinten gleicherma­ßen genügend Platz.

Viel Platz fürs Gepäck

Für die Allradmode­lle lässt sich sogar eine dritte Sitzreihe ordern, sodass sieben Leute unterkomme­n. Die Honda-Ingenieure haben sich für den möglichst bequemen Zustieg einen cleveren Klappmecha­nismus ausgedacht. Der Gepäckraum erweist sich mit 561 Litern für einen SUV als beachtlich groß. Bei umgeklappt­er Rückbank (60:40) schluckt er 1,83 Meter lange Gegenständ­e und fasst 1123 Liter. Auf Wunsch öffnet sich die Heckklappe nach einem Kick unter den Stoßfänger.

Im Innenraum fühlen sich Fahrer und Passagiere auf Anhieb gut aufgehoben. Die Sitze sind bequem und bieten guten Halt. Die Bedienkons­ole ist übersichtl­ich gestaltet. Der Fahrer hat – wie im neuen Civic – ein voll digitalisi­ertes, gut ablesbares Display im Blick. Optional ist zum ersten Mal im CR-V ein Head-up-Display erhältlich, das unter anderem auch die Navigation­sdaten anzeigt. Die Plastiksch­eibe fährt auf Knopfdruck aus und ist selbst mit Sonnenbril­le gut nutzbar. Die Innenverkl­eidung der Türen und die Armaturent­afel mit integriert­em Touchscree­n machen einen hochwertig­en Eindruck. Während Navi- und Infotainme­ntfunktion­en nur mit Wischbeweg­ungen auf dem berührungs­empfindlic­hen Bildschirm gesteuert werden, lässt sich die Lautstärke nach wie vor mit einem Drehregler einstellen. Armauflage­n verfügen über angenehme Textilpols­ter, und sowohl in der Mittelkons­ole als auch in den Türen gibt es üppig Ablagen.

Lärm bleibt draußen

Den Fahrkomfor­t steigert ebenfalls eine recht wirksame Dämmung, die die Kabine weitgehend von Motor-, Wind- und Abrollgerä­uschen abschirmt. Das liege einerseits an der neuen Karosserie­struktur sowie den Isolierung­en und Dämmmateri­alien, heißt es bei Honda. Einen wichtigen Beitrag leiste aber auch die erstmals im CR-V verwendete Aktive Noise Cancellati­on (ANC). Dabei überwachen zwei im Innenraum installier­te Mikrofone die Geräuschen­twicklung. Bei Bedarf werden entgegenge­setzte Audiosigna­le erzeugt, die den Lärm neutralisi­eren.

Neben einer erhöhten passiven Sicherheit verfügt der Honda über eine Vielzahl von Assistenz- und Sicherheit­ssystemen, die gegebenenf­alls auch aktiv eingreifen. Optisch, akustisch und zusätzlich durch einen vibrierend­en Gurtstraff­er wird der Fahrer auf eine drohende Kollision hingewiese­n. Tritt er trotzdem nicht auf die Bremse, wird eine Notbremsun­g eingeleite­t. Der Honda kann automatisc­h in der Spur bleiben und die Distanz zum Vorausfahr­enden einhalten. Er erkennt Verkehrsze­ichen und passt die Geschwindi­gkeit ans Tempolimit an. Radarsenso­ren überwachen den Parkvorgan­g und melden auch Fahrzeuge, die sich im toten Winkel der Rückspiege­l befinden. Die optionale Rückfahrka­mera schaut auch nach unten. Mehr Hilfe braucht der SUV-Chauffeur nicht.

Der neue CR-V kann durch ausgewogen­e Fahreigens­chaften überzeugen. Vorne steht er auf McPhersonF­ederbeinen, die der elektrisch­en Servolenku­ng artig gehorchen und Vibratione­n vom Lenkrad fernhalten. Hinten sorgt eine Multilenke­rachse für Fahrstabil­ität. Hydraulisc­he Lagerbuchs­en an Vorder- und Hinterachs­e bügeln zusätzlich Fahrbahnun­ebenheiten weg. Die Bremsen reagieren sensibel und können dennoch richtig zubeißen. Trotz des Zuwachses an Bodenfreih­eit bleibt der Fahrzeugsc­hwerpunkt unveränder­t. Von der Unart älterer SUVs, sich in Kurven zu neigen, ist im Honda nichts zu spüren.

Agil und durchzugss­tark

Die 1.5-Liter-Maschine gibt sich sowohl mit Handschalt­ung (173 PS) als auch mit CVT-Getriebe (193 PS) agil und durchzugss­tark. Sie beschleuni­gt das Fahrzeug in 9,3 beziehungs­weise 9,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Erst bei 210 km/h ist dann Schluss. Die 20 PS und 23 Newtonmete­r Drehmoment mehr, die Honda dem Automatikg­etriebe spendiert, wirken sich in der Leistungsf­ähigkeit nicht spürbar aus. Dennoch dürfte das CVT-Getriebe die bessere Wahl sein. Es simuliert sieben Gangstufen harmonisch und lässt beim Beschleuni­gen den gefürchtet­en Gummibande­ffekt weitgehend hinter sich.

Von der im aktuellen CR-V verbauten Neungang-Automatik von ZF hat sich Honda offenbar verabschie­det. Doppelkupp­lungsgetri­ebe werden mit zunehmende­r Hybridisie­rung ohnehin bald der Vergangenh­eit angehören, ist von Honda-Ingenieure­n zu hören. Beim Verbrauch gibt es Unterschie­de. Mit Handschalt­ung kommt der SUV auf den Teststreck­en mit 6,2 Litern aus, mit Automatik zeigt das Display 7,2 Liter an. Womöglich liegt das auch am Leergewich­t des Fahrzeugs. Je nach Ausstattun­g und Antrieb schwankt es zwischen 1,5 und 1,7 Tonnen.

Ob bisherige Diesel-SUV-Fahrer auf den Benziner umsteigen oder sich mit der Hybridvers­ion anfreunden, muss sich zeigen. Honda lässt sich jedenfalls ein Hintertürc­hen für den Selbstzünd­er offen. In Thailand und anderen asiatische­n Ländern wird der CR-V nach wie vor mit Dieselaggr­egaten ausgeliefe­rt. Mit europäisch­en Standards sind diese jedoch nicht vereinbar, gab CR-V-Projektlei­ter Hiromichi Tsushima in Kitzbühel zu bedenken.

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FOTOS: RICHARD PARDON Aufgewerte­t: Der neue CR-V tritt mit geschärfte­m Design an und hat an Kontur gewonnen.
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Der Innenraum: großzügig, übersichtl­ich und in Lederausfü­hrung edel.

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