Bürger sorgen sich um eine Buche
Planer präsentieren Stellungnahmen zum Bebauungsplan für die Erweiterung des Maria-Martha-Stifts
LINDAU - Es geht voran mit dem geplanten Erweiterungsbau des MariaMartha-Stifts. Die ersten Stellungnahmen von Behörden und Trägern öffentlicher Belange zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan sind eingegangen. Auch Nachbarn haben sich zu Wort gemeldet, wie Merlin Rehmann vom Planungsbüro Sieber den Stadträten in deren jüngsten Sitzung erläuterte. Die Bürger sorgen sich, dass der Umbau des MariaMartha-Stifts zu Schäden am Nachbargebäude führen könnte. Und dass eine große Hainbuche den Bauarbeiten zum Opfer fallen könnte.
Der Baum steht zwischen dem Maria-Martha-Stift und einem Nachbarhaus. „Wir können uns nicht vorstellen, dass der Baum durch die vorgestellten Maßnahmen nicht in Mitleidenschaft gezogen wird“, schreibt ein Bürger. Schließlich solle der Neubau nach Westen hin drei Meter weiter an den Baum heranrücken. Ein anderer Bürger fürchtet ebenfalls, dass der Bebauungsplan nicht genug Raum für die angrenzenden Bäume vorsieht. „Damit sich diese weiterentwickeln und wachsen können und auch während der Baumaßnahme keinen Schaden nehmen, ist ein ausreichend großer Abstand zum geplanten Neubau vorzusehen“, schreibt der Bürger.
Laut Rehmann ist die große Hainbuche neben dem Maria-MarthaStift als „zu erhalten“gekennzeichnet. „Das bedeutet, dass alle Handlungen, die zu einer Beschädigung oder zum Verlust des Baumes führen könnten, verboten sind.“
Die Bewohner des direkten Nachbarhauses fragen sich außerdem, ob ihr Wohngebäude durch die Umbaumaßnahmen zu Schaden kommen könnte. Denn das Haus habe sich schon einige Zentimeter in Richtung Kleinem See geneigt und stehe bereits schief. „Der Untergrund, auf dem das Haus steht, ist offensichtlich instabil“, schreibt ein Nachbar. Durch die erhebliche Erweiterung des Maria-Martha-Stifts sehe er sein Haus stark gefährdet. Weitere Bewohner befürchten, dass sich durch die Bauarbeiten am Maria-MarthaStift Risse im Nebengebäude bilden.
Laut Rehmann wird es dazu ein Beweissicherungsverfahren geben, sprich: Für nachweislich durch die Baumaßnahmen entstandene Schäden ist das Maria-Martha-Stift beziehungsweise die Diakonie verantwortlich. Allerdings sei die sogenannte Pfahlgründung – der Neubau auf dem aufgeschütteten Gelände am Kleinen See muss auf Pfähle gestellt werden – eine sehr schonende Bauweise. Denn die Pfähle würden nicht gerammt, sondern gebohrt.
Westflügel soll abgerissen und neu gebaut werden
Auch das staatliche Bauamt, das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz sowie das Wasserwirtschaftsamt haben Stellungnahmen zum geplanten Bebauungsplan abgegeben. Letzteres weist darauf hin, dass der Untergrund womöglich belastet sein könnte. Deswegen empfiehlt das Wasserwirtschaftsamt, dass entsprechende Baumaßnahmen vorsorglich gutachterlich begleitet werden. Das Lindauer Landratsamt stimmt dem Vorhaben unter Naturschutzaspekten zu.
Das Maria-Martha-Stift will Gebäudeteile abreißen und neu bauen. Der Bauausschuss hat dem Vorhaben grundsätzlich zugestimmt. Nun geht es darum, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu erstellen. Das Vorhaben hat eine lange Vorgeschichte, denn schon vor mehr als zehn Jahren hat die Stadt einem an dieser Stelle geplanten Bauvorhaben zugestimmt. Das scheiterte seinerzeit letztlich aber an Einsprüchen der Nachbarn. Deshalb wählen die Stadt und die Diakonie diesmal den länger dauernden, aber sicheren Weg über einen Bebauungsplan.
Das Hauptgebäude soll erhalten bleiben, das Verbindungsgebäude und der Westflügel sollen abgerissen und neu gebaut werden. Die Baumaßnahmen sollen bei laufendem Heimbetrieb erfolgen, Bewohner aus dem Westflügel sollen nach und nach in den Ostflügel umziehen.
Die Stadträte haben am Montagabend den Abwägungen der vorgebrachten Äußerungen einstimmig zugestimmt. Der Bebauungsplan wird nun erneut öffentlich ausgelegt. Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange können dann erneut Stellung nehmen.