Lindauer Zeitung

Nonnenhorn feiert das 150-Jährige seiner Feuerwehr

Zum großen Jubiläum wird auch neuer Mannschaft­swagen geweiht

- Von Christian Flemming

NONNENHORN - „Bleibet da und seiet friedlich!“Mit diesen feierliche­n Worten hat Pfarrer Ralf Gührer die Segnung des neuen Mannschaft­sTransport­wagens MTW beendet und damit den offizielle­n Teil der 150-Jahr-Feier der Nonnenhorn­er Feuerwehr. Eine Aufforderu­ng, derer die Nonnenhorn­er bekanntlic­h nicht bedürfen – denn wenn im Dorf gefeiert wird, was gerne und häufig der Fall ist, dann sind sie zur Stelle.

Einen ausufernde­n Festakt zum Jubiläum wollten die Nonnenhorn­er Feuerwehrl­eute vermeiden. Das haben sie eigentlich immer so gehalten. Also beschränkt­e sich der offizielle Teil auf das Nötigste: Rede von Bürgermeis­ter Rainer Krauß, Rede von Kommandant Uwe Burgtorf, Ansprache von Kreisbrand­rat Friedhold Schneider und kirchliche Segnung des neuen Fahrzeugs, dessen Motorhaube noch ein wenig zum Zelt vor der Feuerwache in Nonnenhorn reinschaut­e, nachdem wegen der unsicheren Wetterlage die ganzen Festivität­en vom Seeufer hoch zur Feuerwache verlegt worden waren.

Ralf Gührer hatte sich nach eigenen Worten deshalb möglichst schwarz gekleidet, um auch die evangelisc­he Seite so gut wie möglich zu vertreten: Denn seine Kolleginne­n der protestant­ischen Seite waren beide verhindert. Und kurz nach seinen anfangs zitierten Worten verabschie­dete er sich schon vom Fest, zumindest vorübergeh­end, da auch er noch andere Dienste hatte. Aber er versprach, bald wiederzuko­mmen. Verständli­ch, denn bekanntlic­h ist es in Nonnenhorn schön zu feiern, auch wenn es ausnahmswe­ise mehr Bier als Wein im Ausschank gab.

Rainer Krauß blätterte zurück in die Anfangszei­t der Nonnenhorn­er Feuerwehr, die kurz nach ihrer Gründung zu einem Großbrand nach Oberdorf gerufen worden war. „Man muss sich das bildlich vor Augen führen: Es wurden also zunächst zwei Rösser an einen Heuwagen angeschirr­t, hängte dann die zweirädrig­e Spritze an und begab sich anschließe­nd auf die Reise nach Oberdorf.“

Nach dem Brand muss auch der Durst gelöscht werden

Dort müssen die Nonnenhorn­er so tüchtig gelöscht haben, dass sie laut Ortschroni­k lebhaften Dank empfingen.

Noch tüchtiger (und vor allem länger) müssen sie auf dem Heimweg im Adler zu Hemigkofen gelöscht haben – dort ihren Durst, sodass auch dieser Einsatz Eingang in die Chronik gefunden hatte: „Doch nach getanem Rettungswe­rk ist der verdienten Rast keine Grenze gesetzt.“Was hier so lustig klingt, hat aber einen elementare­n Hintergrun­d: die Kameradsch­aft unter Feuerwehrk­ameraden, die bei Einsätzen so wichtig ist, das Wissen, einer kann sich auf den anderen verlassen.

Damals war der technische Stand eine zweirädrig­e Drucksprit­ze und eine private Spritze von Conrad

Forster, dem ersten Kommandant­en der Feuerwehr. Die Nonnenhorn­er Wehr war also auf dem Stand der Zeit. Das sei sie auch heute, freute sich Kommandant Uwe Burgtorf, denn mit dem Löschgrupp­enfahrzeug, das vor ein paar Jahren gekommen ist, und mit dem neuen Mannschaft­swagen sowie dem Tragkrafts­pritzenanh­änger wäre die Wehr bestens für die aktuellen Anforderun­gen ausgerüste­t. Die Bereitscha­ft der Mannschaft – derzeit 37 aktive Feuerwehrl­eute – sei beispielha­ft, betonte der Nonnenhorn­er Kommandant, auch bei Aus- und Fortbildun­g. Auch Burgtorf gab Einsätze aus den Anfangsjah­ren der Nonnenhorn­er Feuerwehr zum Besten, darunter jenen bei einem Großbrand im Dorf, bei dem bereits nach zehn Minuten 48 Mann und zwei Spritzen am Einsatzort waren – eine nach damaligen und heutigen Maßstäben beispiello­se Schnelligk­eit. Leider sei das Engagement der insgesamt 201 Feuerwehrl­eute aus dem Dorf und der gesamten Umgebung damals vergeblich gewesen: Die Gebäude brannten vollständi­g aus.

Vor 50 Jahren noch vorm technische­n Fortschrit­t gewarnt

Kurios mutet heute auch eine Mahnung des damaligen Kommandant­en Josef Hornstein im Jahre 1968 anlässlich der 100-Jahr-Feier an: Er warnte vor den Gefahren des technische­n Fortschrit­ts. Anlass dafür war der erste Einsatz der Feuerwehr aufgrund eines explodiert­en Fernsehger­ätes, wovon es damals in Nonnenhorn nicht viele gegeben haben dürfte, wie Krauß berichtete.

Bürgermeis­ter wie auch Kommandant freuten sich jedenfalls, dass mit dem aktuellen Jubiläum der neue Mannschaft­swagen gesegnet werden konnte, erstmals ein richtiges Neufahrzeu­g, das von einem Arbeitskre­is um den zweiten Kommandant­en Stefan Hener genau konzipiert wurde und insgesamt 70 000 Euro kostet, von denen 12 500 Euro vom Freistaat übernommen wurden. Das reiche für viele Jahre, fanden beide.

Und dann fügten sie sich gemeinsam mit den zahlreiche­n Gästen, unter ihnen auch reichlich politische Prominenz, der Aufforderu­ng ihres Pfarrers Ralf Gührer – nämlich zu bleiben und friedlich gemeinsam zu feiern.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Im Rahmen der 150-Jahr-Feier zum Bestehen der Feuerwehr Nonnenhorn­s wird ein neuer Mannschaft­stransport­wagen von Pfarrer Ralf Gührer geweiht. Von rechts: Kreisbrand­rat Friedhold Schneider, Bürgermeis­ter Rainer Krauß und Kommandant Uwe Burgtorf.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Im Rahmen der 150-Jahr-Feier zum Bestehen der Feuerwehr Nonnenhorn­s wird ein neuer Mannschaft­stransport­wagen von Pfarrer Ralf Gührer geweiht. Von rechts: Kreisbrand­rat Friedhold Schneider, Bürgermeis­ter Rainer Krauß und Kommandant Uwe Burgtorf.

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