Nonnenhorn feiert das 150-Jährige seiner Feuerwehr
Zum großen Jubiläum wird auch neuer Mannschaftswagen geweiht
NONNENHORN - „Bleibet da und seiet friedlich!“Mit diesen feierlichen Worten hat Pfarrer Ralf Gührer die Segnung des neuen MannschaftsTransportwagens MTW beendet und damit den offiziellen Teil der 150-Jahr-Feier der Nonnenhorner Feuerwehr. Eine Aufforderung, derer die Nonnenhorner bekanntlich nicht bedürfen – denn wenn im Dorf gefeiert wird, was gerne und häufig der Fall ist, dann sind sie zur Stelle.
Einen ausufernden Festakt zum Jubiläum wollten die Nonnenhorner Feuerwehrleute vermeiden. Das haben sie eigentlich immer so gehalten. Also beschränkte sich der offizielle Teil auf das Nötigste: Rede von Bürgermeister Rainer Krauß, Rede von Kommandant Uwe Burgtorf, Ansprache von Kreisbrandrat Friedhold Schneider und kirchliche Segnung des neuen Fahrzeugs, dessen Motorhaube noch ein wenig zum Zelt vor der Feuerwache in Nonnenhorn reinschaute, nachdem wegen der unsicheren Wetterlage die ganzen Festivitäten vom Seeufer hoch zur Feuerwache verlegt worden waren.
Ralf Gührer hatte sich nach eigenen Worten deshalb möglichst schwarz gekleidet, um auch die evangelische Seite so gut wie möglich zu vertreten: Denn seine Kolleginnen der protestantischen Seite waren beide verhindert. Und kurz nach seinen anfangs zitierten Worten verabschiedete er sich schon vom Fest, zumindest vorübergehend, da auch er noch andere Dienste hatte. Aber er versprach, bald wiederzukommen. Verständlich, denn bekanntlich ist es in Nonnenhorn schön zu feiern, auch wenn es ausnahmsweise mehr Bier als Wein im Ausschank gab.
Rainer Krauß blätterte zurück in die Anfangszeit der Nonnenhorner Feuerwehr, die kurz nach ihrer Gründung zu einem Großbrand nach Oberdorf gerufen worden war. „Man muss sich das bildlich vor Augen führen: Es wurden also zunächst zwei Rösser an einen Heuwagen angeschirrt, hängte dann die zweirädrige Spritze an und begab sich anschließend auf die Reise nach Oberdorf.“
Nach dem Brand muss auch der Durst gelöscht werden
Dort müssen die Nonnenhorner so tüchtig gelöscht haben, dass sie laut Ortschronik lebhaften Dank empfingen.
Noch tüchtiger (und vor allem länger) müssen sie auf dem Heimweg im Adler zu Hemigkofen gelöscht haben – dort ihren Durst, sodass auch dieser Einsatz Eingang in die Chronik gefunden hatte: „Doch nach getanem Rettungswerk ist der verdienten Rast keine Grenze gesetzt.“Was hier so lustig klingt, hat aber einen elementaren Hintergrund: die Kameradschaft unter Feuerwehrkameraden, die bei Einsätzen so wichtig ist, das Wissen, einer kann sich auf den anderen verlassen.
Damals war der technische Stand eine zweirädrige Druckspritze und eine private Spritze von Conrad
Forster, dem ersten Kommandanten der Feuerwehr. Die Nonnenhorner Wehr war also auf dem Stand der Zeit. Das sei sie auch heute, freute sich Kommandant Uwe Burgtorf, denn mit dem Löschgruppenfahrzeug, das vor ein paar Jahren gekommen ist, und mit dem neuen Mannschaftswagen sowie dem Tragkraftspritzenanhänger wäre die Wehr bestens für die aktuellen Anforderungen ausgerüstet. Die Bereitschaft der Mannschaft – derzeit 37 aktive Feuerwehrleute – sei beispielhaft, betonte der Nonnenhorner Kommandant, auch bei Aus- und Fortbildung. Auch Burgtorf gab Einsätze aus den Anfangsjahren der Nonnenhorner Feuerwehr zum Besten, darunter jenen bei einem Großbrand im Dorf, bei dem bereits nach zehn Minuten 48 Mann und zwei Spritzen am Einsatzort waren – eine nach damaligen und heutigen Maßstäben beispiellose Schnelligkeit. Leider sei das Engagement der insgesamt 201 Feuerwehrleute aus dem Dorf und der gesamten Umgebung damals vergeblich gewesen: Die Gebäude brannten vollständig aus.
Vor 50 Jahren noch vorm technischen Fortschritt gewarnt
Kurios mutet heute auch eine Mahnung des damaligen Kommandanten Josef Hornstein im Jahre 1968 anlässlich der 100-Jahr-Feier an: Er warnte vor den Gefahren des technischen Fortschritts. Anlass dafür war der erste Einsatz der Feuerwehr aufgrund eines explodierten Fernsehgerätes, wovon es damals in Nonnenhorn nicht viele gegeben haben dürfte, wie Krauß berichtete.
Bürgermeister wie auch Kommandant freuten sich jedenfalls, dass mit dem aktuellen Jubiläum der neue Mannschaftswagen gesegnet werden konnte, erstmals ein richtiges Neufahrzeug, das von einem Arbeitskreis um den zweiten Kommandanten Stefan Hener genau konzipiert wurde und insgesamt 70 000 Euro kostet, von denen 12 500 Euro vom Freistaat übernommen wurden. Das reiche für viele Jahre, fanden beide.
Und dann fügten sie sich gemeinsam mit den zahlreichen Gästen, unter ihnen auch reichlich politische Prominenz, der Aufforderung ihres Pfarrers Ralf Gührer – nämlich zu bleiben und friedlich gemeinsam zu feiern.