Die Entscheidung ist bedauerlich
Zum Bericht „Räte lehnen Hochhaus am Köchlin ab“; LZ vom 19. Juli:
Sehr bedauerlich finde ich die Entscheidung der Räte gegen ein Hochhaus trotz der großen Wohnungsnot, die es auch Lindauer Firmen sehr erschwert Arbeitskräfte zu bekommen. Alte Ansichten sind wichtiger!
Wie wäre es da mit einem Blick über die eigene Kichturmspitze hinaus nach Bregenz? Dort haben Bürger dank Hochhäusern schon lange schönste Wohnungen, oft mit Seesicht. Erfrischend wie in Bregenz neue und alte Architektur, wie beim Kunsthaus zu sehen, gemixt werden. So spürbar für mich dort wie die inzwischen weltgerühmte moderne Architektur Vorarlbergs sich am Wohl für die Menschen und für die Landschaft orientiert.
Hochhäuser können diesem Wohl durch viel Wohnraum bei wenig Platzverbrauch dienen. Spannende Konzepte für attraktives Leben im Hochhaus könnten umgesetzt werden, zum Beispiel für Begrünung auf Fassaden und Gartenterrassen (siehe in Singapur), Nachbarschaftshilfe durch Begegnungsräume, variable Grundrisse usw. Ein lohnender Gegenentwurf zum landschaftfressendem Häuslebau, in dem oft alleinstehende ältere Menschen vereinsamen. Um noch mehr Häuserbau zu verhindern gibt es in anderen Städten übrigens Zuschüsse für Hausaufstockungen. In die Höhe zu bauen ist eine gute Alternative. Und deswegen habe ich einen Traum: Ich träume auf der Hinteren Insel von einem als Architekturwunder zu bestaunendem Wohnturm mit vielen, vielen schönen Wohnungen für Lindauer mit herrlicher Seesicht, umgeben von einem großen Park für alle Bürger. Die Verbindung von musealer Altstadt und modernem Lebensbereich könnte durchaus eine touristische Attraktion ergeben.
Nur so ein Traum! Neues soll sich in Lindau ja lieber hineinducken, wie zu erkennen bei der Inselhalle mit dem scheußlich braunen, weil wahrscheinlich als unauffällig gedachtem, klobigem Dach. Warum diese Angst vor moderner, zeitgemäßer Architektur? Ich jedenfalls wünsche Lindauern viele neue Ansichten.
Brigitte Merkle,
Bodolz