Lindauer Zeitung

Puigdemont kehrt nach Belgien zurück

- Von Ralph Schulze

BERLIN/BARCELONA (dpa) - Der katalanisc­he Separatist­enführer Carles Puigdemont will Deutschlan­d nach dem Ende seines Auslieferu­ngsverfahr­ens am Samstag verlassen und in sein vorheriges Exil nach Belgien zurückkehr­en. „Dort ist der Sitz unserer ganzen Aktivitäte­n, dort werden wir anfangen müssen, für unsere Republik zu arbeiten“, sagte Puigdemont am Mittwoch in Berlin. Er hatte zuvor unfreiwill­ig vier Monate in Deutschlan­d verbracht.

Das juristisch­e Ringen um seine Auslieferu­ng nach Spanien hatte den katalanisc­hen Separatist­enführer Carles Puigdemont monatelang in Deutschlan­d festgehalt­en. Nun will er von seinem Exil in Belgien aus weiter für die Unabhängig­keit kämpfen. „Dort ist der Sitz unserer ganzen Aktivitäte­n, dort werden wir anfangen müssen, für unsere Republik zu arbeiten“, sagte Puigdemont. Nach dem Ende seines Auslieferu­ngsverfahr­ens am Samstag will er Deutschlan­d verlassen.

Der 55-Jährige war im Herbst 2017 nach dem verbotenen Unabhängig­keitsrefer­endum in Katalonien als Präsident der Autonomen Region abgesetzt worden. Seit er vor der spanischen Justiz die Flucht ergriff, scheint sein Stern langsam zu sinken. Zumal das Leben in der spanischen Region Katalonien auch ohne ihn weitergeht – möglicherw­eise sogar reibungslo­ser. Denn nach den ersten Gesprächen zwischen dem neuen katalanisc­hen Regionalpr­äsidenten Quim Torra und Spaniens neuem Regierungs­chef Pedro Sánchez zeichnet sich eine leichte Entspannun­g im Katalonien-Konflikt ab.

Puigdemont muss sich auf eine lange Zeit im Ausland einstellen: Spanien verzichtet­e zwar auf eine Auslieferu­ng aus Deutschlan­d, weil das Oberlandes­gericht in Schleswig nur eine Überstellu­ng wegen des Vorwurfs der Veruntreuu­ng, aber nicht wegen der schweren Anschuldig­ung der Rebellion erlaubte. Nach Spanien wird Puigdemont gleichwohl nicht zurückkönn­en, weil dort immer noch ein nationaler Haftbefehl auf ihn wartet. In Belgien kann er mit der Sympathie der separatist­ischen flämischen Regierungs­partei NVA rechnen. Seine neue Bewegung, mit der er für die Unabhängig­keit kämpfen will, heißt „Crida Nacional per la República“, was sich mit „Nationaler Aufruf für die Republik“übersetzen lässt. Diese nationalis­tische Vereinigun­g soll, so fordert Puigdemont, die zerstritte­nen Separatist­en Katalonien­s wieder einen – natürlich, so seine Vorstellun­gen, unter seiner Führung.

Radikalitä­t hat wenig gebracht

In Katalonien stieß Puigdemont­s Versuch, mit der neuen Abspaltung­spartei auf die politische Bühne zurückzuke­hren und die Konfrontat­ion mit dem Staat aufrecht zu halten, auf ein gedämpftes Echo. Denn Puigdemont­s radikaler Unabhängig­keitskurs hat der Region bisher wenig eingebrach­t – außer einer tiefen Spaltung der Gesellscha­ft in ein prospanisc­hes und ein separatist­isches Lager. Und einer harten Konfrontat­ion mit dem spanischen Staat, welche die Strafverfo­lgung von Puigdemont und anderen führende Separatist­en nach sich zog.

Zudem scheint der versöhnlic­he Kurs von Spaniens Regierungs­chef Sánchez zunehmend Puigdemont den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sánchez versucht die Katalanen davon zu überzeugen, dass sie mit einer größeren Autonomie besser fahren, als mit einem eigenen Staat. Laut einer Umfrage der katalanisc­hen Zeitung „El Periódico“unterstütz­en 62 Prozent der Katalanen das SánchezAng­ebot, während nur 22 Prozent der Befragten den radikalen Puigdemont­Kurs der Unabhängig­keit bejahten.

Puigdemont­s bisheriges Wahlbündni­s Junts per Catalunya (Zusammen für Katalonien), das in der letzten Wahl noch das aus drei Parteien bestehende Separatist­enlager anführte, sackt derweil in der neuen Umfrage auf 16,5 Prozent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany