Lindauer Zeitung

Ein alter Traum: Mehr Züge auf der Illertalst­recke

Seit Jahrzehnte­n wird über Regionalba­hnprojekte gesprochen – doch es gibt immer wieder Rückschläg­e

- Von Michael Munkler

KEMPTEN/MEMMINGEN - Auf der Homepage einer Initiative im Internet fährt sie schon – von der Kemptener Innenstadt über den Hauptbahnh­of bis nach Oberstdorf: die Regionalba­hn Allgäu. Mit voraussich­tlich zwölf neuen Haltepunkt­en und mindestens einem Halbstunde­n-Takt sollen viel mehr Fahrgäste als heute in die Züge steigen.

Soweit der Plan, über den seit Jahrzehnte­n gesprochen wird. Die Verwirklic­hung des Maximalkon­zepts mit Schienenan­bindung in die Kemptener Innenstadt würde nach einer Studie 160 Millionen Euro kosten. Allein der zweigleisi­ge Ausbau zwischen Oberstdorf und Immenstadt würde mit 100 Millionen Euro zu Buche schlagen. Viel zu viel, meinten die Kemptener Stadträte. Und so hat vor etwa zwei Wochen der Finanzauss­chuss der Stadt beschlosse­n, aus dem Projekt auszusteig­en – sehr zur Verärgerun­g des Oberallgäu­er Landrats Anton Klotz. Er nannte den Beschluss „verantwort­ungslos“und unterstric­h die Notwendigk­eit eines attraktive­n Schienenve­rkehrs – auch mit Blick in die Zukunft.

Für Kopfschütt­eln sorgte im Oberallgäu­er Kreistag die Tatsache, dass die Kemptener vor ihrem Ausstiegsb­eschluss nicht einmal mit den Kollegen im Kreis gesprochen hätten. 160 Millionen Euro für die Regionalba­hn wären auch den Oberallgäu­er Kreisräten zu viel, weswegen sie eine weitere Studie in Auftrag gaben. Experten sollen ermitteln, wie eine abgespeckt­e Lösung aussehen könnte. In einem Kreistagsb­eschluss wird zudem der Freistaat aufgeforde­rt, „das Allgäu mit seinem Schienenve­rkehr zur Modellregi­on zu erklären und Diesel getriebene Schienenfa­hrzeuge zeitnah durch Alternativ­en zu ersetzen“. Das könnten beispielsw­eise Hybridfahr­zeuge sein, die wechselwei­se – je nach Belastung – mit Diesel betrieben oder elektrisch fahren.

Nach der Prognose einer Verkehrspl­anerin würden in Kempten und im Oberallgäu täglich 2600 Menschen das Auto stehen lassen und in den Zug steigen, wenn es einen besseren Takt und mehr Haltepunkt­e geben würde.

Mehr Verbindung­en und mehr Haltepunkt­e als bisher: Das wird auch im grenzüberg­reifenden Raum Unterallgä­u/Donau-Iller angestrebt. Die Idee des Zusammensc­hlusses Regio-S-Bahn: Acht Linien sollen aus dem Umland nach Ulm führen, eine davon ist die S 6: von Memmingen über Illertisse­n bis nach Ulm. Angestrebt werde zwischen Illertisse­n und Ulm ein 30-Minuten-Takt, zwischen Memmingen und Illertisse­n ein Stundentak­t. Immerhin ist bereits ein Verein gegründet worden, der das Projekt auf die Schiene bringen soll.

Schüler für Bahn gewinnen

Oliver Dümmler kümmert sich um die Realisieru­ng des ehrgeizige­n Nahverkehr­s-Projekts. „Geplant sind mehrere neue Haltepunkt­e auf der Strecke, unter anderem in Pleß, Fellheim, Heimerting­en, MemmingenA­mendingen und Memmingen-Berufsschu­lzentrum“, sagt er. Damit wolle man auch die zahlreiche­n Schüler und Berufsschü­ler zum Umsteigen in die Züge bewegen.

In Arbeit ist derzeit ein Gutachten zum Ausbau der Illertalst­recke in diesem Bereich. Das soll bis Ende des Jahres fertig sein. Es geht darum, ob und wo Ausweichpu­nkte oder zweigleisi­ge Abschnitte auf der Strecke erforderli­ch sind. Noch nicht geklärt ist die Finanzieru­ng des Vorhabens. Dennoch gibt sich Oliver Dümmler optimistis­ch: „Wir sind auf einem guten Weg.“

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FOTO: OH Mehr Verbindung­en und mehr Haltepunkt­e auf Regionalst­recken wären wünschensw­ert – doch das kostet viele Millionen Euro.

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