Ein alter Traum: Mehr Züge auf der Illertalstrecke
Seit Jahrzehnten wird über Regionalbahnprojekte gesprochen – doch es gibt immer wieder Rückschläge
KEMPTEN/MEMMINGEN - Auf der Homepage einer Initiative im Internet fährt sie schon – von der Kemptener Innenstadt über den Hauptbahnhof bis nach Oberstdorf: die Regionalbahn Allgäu. Mit voraussichtlich zwölf neuen Haltepunkten und mindestens einem Halbstunden-Takt sollen viel mehr Fahrgäste als heute in die Züge steigen.
Soweit der Plan, über den seit Jahrzehnten gesprochen wird. Die Verwirklichung des Maximalkonzepts mit Schienenanbindung in die Kemptener Innenstadt würde nach einer Studie 160 Millionen Euro kosten. Allein der zweigleisige Ausbau zwischen Oberstdorf und Immenstadt würde mit 100 Millionen Euro zu Buche schlagen. Viel zu viel, meinten die Kemptener Stadträte. Und so hat vor etwa zwei Wochen der Finanzausschuss der Stadt beschlossen, aus dem Projekt auszusteigen – sehr zur Verärgerung des Oberallgäuer Landrats Anton Klotz. Er nannte den Beschluss „verantwortungslos“und unterstrich die Notwendigkeit eines attraktiven Schienenverkehrs – auch mit Blick in die Zukunft.
Für Kopfschütteln sorgte im Oberallgäuer Kreistag die Tatsache, dass die Kemptener vor ihrem Ausstiegsbeschluss nicht einmal mit den Kollegen im Kreis gesprochen hätten. 160 Millionen Euro für die Regionalbahn wären auch den Oberallgäuer Kreisräten zu viel, weswegen sie eine weitere Studie in Auftrag gaben. Experten sollen ermitteln, wie eine abgespeckte Lösung aussehen könnte. In einem Kreistagsbeschluss wird zudem der Freistaat aufgefordert, „das Allgäu mit seinem Schienenverkehr zur Modellregion zu erklären und Diesel getriebene Schienenfahrzeuge zeitnah durch Alternativen zu ersetzen“. Das könnten beispielsweise Hybridfahrzeuge sein, die wechselweise – je nach Belastung – mit Diesel betrieben oder elektrisch fahren.
Nach der Prognose einer Verkehrsplanerin würden in Kempten und im Oberallgäu täglich 2600 Menschen das Auto stehen lassen und in den Zug steigen, wenn es einen besseren Takt und mehr Haltepunkte geben würde.
Mehr Verbindungen und mehr Haltepunkte als bisher: Das wird auch im grenzübergreifenden Raum Unterallgäu/Donau-Iller angestrebt. Die Idee des Zusammenschlusses Regio-S-Bahn: Acht Linien sollen aus dem Umland nach Ulm führen, eine davon ist die S 6: von Memmingen über Illertissen bis nach Ulm. Angestrebt werde zwischen Illertissen und Ulm ein 30-Minuten-Takt, zwischen Memmingen und Illertissen ein Stundentakt. Immerhin ist bereits ein Verein gegründet worden, der das Projekt auf die Schiene bringen soll.
Schüler für Bahn gewinnen
Oliver Dümmler kümmert sich um die Realisierung des ehrgeizigen Nahverkehrs-Projekts. „Geplant sind mehrere neue Haltepunkte auf der Strecke, unter anderem in Pleß, Fellheim, Heimertingen, MemmingenAmendingen und Memmingen-Berufsschulzentrum“, sagt er. Damit wolle man auch die zahlreichen Schüler und Berufsschüler zum Umsteigen in die Züge bewegen.
In Arbeit ist derzeit ein Gutachten zum Ausbau der Illertalstrecke in diesem Bereich. Das soll bis Ende des Jahres fertig sein. Es geht darum, ob und wo Ausweichpunkte oder zweigleisige Abschnitte auf der Strecke erforderlich sind. Noch nicht geklärt ist die Finanzierung des Vorhabens. Dennoch gibt sich Oliver Dümmler optimistisch: „Wir sind auf einem guten Weg.“