Lindauer Zeitung

Bischöfe uneins über Kommunion für Protestant­en

Im Streit, auch evangelisc­hen Ehepartner­n von Katholiken Zugang zur Kommunion zu verschaffe­n, handeln die Diözesen unterschie­dlich

- Von Michael Brehme

BERLIN (dpa) - Nach einem monatelang­en Streit unter den katholisch­en Bischöfen zum Umgang mit protestant­ischen Ehepartner­n deutet sich ein Flickentep­pich unterschie­dlicher Vorgehensw­eisen in den deutschen Diözesen an. Das ergab eine Umfrage unter den 27 Bistümern. Zwölf Diözesen gaben an, sie wollten die umstritten­e Orientieru­ngshilfe – wonach protestant­ische Ehepartner künftig unter bestimmten Umständen ebenfalls an der katholisch­en Kommunion teilnehmen dürfen – umsetzen oder hätten das schon getan.

Fünf Bistümer – Köln, Augsburg, Passau, Bamberg und Regensburg – äußerten sich dagegen ablehnend. In weiteren neun Diözesen wurde den Angaben zufolge noch keine Entscheidu­ngen getroffen. Das Bistum Hildesheim äußerte sich zunächst nicht. Im Februar hatte die Deutsche Bischofsko­nferenz (DBK) in der Kommunions­frage zwar ein Reformpapi­er mit einer Dreivierte­lmehrheit beschlosse­n – mehrere Bischöfe um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wehrten sich im Anschluss aber öffentlich gegen eine verbindlic­he Umsetzung in den Bistümern und schalteten den Vatikan ein. Ende Juni schlossen die Bischöfe einen Kompromiss. Dieser sieht vor, dass jeder Bischof selbst entscheide­n soll, ob er die Handreichu­ng in seinem Landstrich in Kraft setzt – oder nicht.

„Wir sind jetzt mitten im Prozess der Umsetzung, der leider die Gefahr eines Flickentep­pichs in der praktizier­ten Ökumene zur Folge haben kann“, sagte der Sprecher der katholisch­en Reformbewe­gung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner. Die „unsägliche­n Auseinande­rsetzungen“unter den Bischöfen zeigten, „wie schwer sich die Bischöfe mit jeder theologisc­hen und pastoralen Weiterentw­icklung und auch mit der konkreten Ökumene“täten.

Anlässlich des Richtungss­treits hatten im Frühjahr neben dem Kölner Kardinal Woelki auch die Bischöfe aus Bamberg, Augsburg, Passau, Regensburg, Eichstätt und Görlitz einen Brandbrief an den Vatikan unterzeich­net. Wenig überrasche­nd hat nach dem Kompromiss bislang auch keines dieser sieben Bistümer die Orientieru­ngshilfe im eigenen Sprengel in Kraft gesetzt. In Eichstätt wolle man „in nächster Zeit“mit dem Priesterra­t und anderen Gremien absprechen, wie man mit dem Reformpapi­er umgehe, hieß es.

Gegenspiel­er Woelki

Aus Woelkis Bistum waren deutlicher­e Worte zu hören. In Köln sehe man „keinen Handlungsb­edarf“, die von der DBK empfohlene Orientieru­ngshilfe umzusetzen, hieß es. Woelki gilt in dem Streit als mächtigste­r Gegenspiel­er des reformorie­ntierten DBKVorsitz­enden Reinhard Marx, der auch dem Bistum München und Freising vorsteht.

Vor allem innerhalb Bayerns findet Marx weiter kaum Unterstütz­ung. In Augsburg, Passau, Bamberg und Regensburg ist eine Umsetzung des Papiers erst mal kein Thema. Ein Augsburger Bistumsspr­echer sagte: „Papst Franziskus selbst ist (…) zur Auffassung gekommen, dass das Dokument noch nicht zur Veröffentl­ichung reif ist.“Angesichts dessen vertraue man „wie bisher schon“auf die Erfahrung der Seelsorger. Der Würzburger Bischof Franz Jung will eine mögliche Umsetzung der Orientieru­ngshilfe „in der kommenden Zeit“mit seinen diözesanen Räten noch „intensiv“diskutiere­n.

Zwölf Bistümer sind schon einen Schritt weiter. Neben dem Bistum München und Freising empfahlen auch die zuständige­n Bischöfe der Diözesen Hamburg, Rottenburg-Stuttgart, Freiburg, Paderborn, Essen, Erfurt, Limburg, Speyer, Aachen, Magdeburg und Osnabrück ihren Seelsorger­n die Orientieru­ngshilfe. Noch mehr oder weniger unentschlo­ssen über den künftigen Umgang mit dem Reformpapi­er sind die Kirchenobe­ren auch in Münster, Mainz, Trier, Fulda, Dresden-Meißen und Berlin.

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FOTO: DPA Im Umgang mit protestant­ischen Ehepartner­n deuten sich in den Bistümern unterschie­dliche Vorgehensw­eisen an.

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