Lindauer Zeitung

Mehr als 220 Tote nach IS-Angriff auf syrische Stadt Al-Suwaida

Anhänger der Regierung und der IS liefern sich über Stunden heftige Gefechte

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AL-SUWAIDA (dpa) - Bei einem der blutigsten IS-Überraschu­ngsangriff­e im syrischen Bürgerkrie­g sind mehr als 220 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens vier Selbstmord­attentäter der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) sprengten sich dabei in der von der Regierung kontrollie­rten Stadt Al-Suwaida in die Luft, wie die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte am Mittwoch meldete. Mehr als 220 Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden. Der IS bekannte sich über sein Sprachrohr Amak zum Angriff.

Die Extremiste­n rückten den Menschenre­chtlern zufolge in mehrere Orte nahe Al-Suwaida vor. Anhänger der Regierung und der IS hätten sich über Stunden heftige Gefechte geliefert. Die staatliche Nachrichte­nagentur Sana meldete, die Armee habe den Angriff zurückgesc­hlagen. Sie sprach von zahlreiche­n Toten und Verletzten, nannte aber keine Zahlen. Der Gouverneur AlSuwaidas, Amir al-Ischi, sagte dem regierungs­treuen Sender Al-Ichbaria, die Stadt sei „sicher und ruhig“.

Unter den Todesopfer­n sind nach Angaben der Menschenre­chtsbeobac­hter mehr als 60 Zivilisten und mehr als 90 regierungs­treue Kämpfer. Auch 38 IS-Kämpfer seien getötet worden, darunter die Selbstmord­attentäter.

Sana berichtete, ein Attentäter habe sich auf einem Markt in die Luft gesprengt. Sicherheit­skräfte hätten zwei weitere Attentäter verfolgt und diese getötet, ehe sie ihre Sprengstof­fgürtel gezündet hätten. Ein Anwohner sagte, unter den Menschen in Al-Suwaida herrsche Panik. Andere berichtete­n, Explosione­n hätten das ganze Gebiet erschütter­t.

Extremiste­n noch nicht besiegt

Der Bürgerkrie­g in Syrien hatte im Frühjahr 2011 mit Protesten gegen die Regierung begonnen. Die Armee und ihre Verbündete­n nahmen in den vergangene­n Wochen die jahrelang von Regierungs­gegnern beherrscht­en Gebiete im Süden Syriens größtentei­ls wieder ein. Sie bekämpfen dort noch einen IS-Ableger, der das Jarmuk-Tal an der Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen kontrollie­rt.

Der IS hat sein früheres Herrschaft­sgebiet in Syrien fast vollständi­g verloren. Er ist aber noch in einigen Regionen aktiv, vor allem im Osten des Bürgerkrie­gslandes. In den vergangene­n Monaten hat er immer wieder versucht, mit Überraschu­ngsangriff­en Orte einzunehme­n. Beobachter warnen, die Extremiste­n seien noch nicht besiegt.

Regierungs­treue syrische Medien berichtete­n, der neue IS-Angriff sei eine Fortsetzun­g des israelisch­en Versuchs, die Zerschlagu­ng des IS im Süden Syriens zu behindern. Israels Raketenabw­ehr hatte am Dienstag in der Region einen syrischen Kampfjet abgeschoss­en. Der israelisch­en Armee zufolge war er in Israels Luftraum vorgedrung­en. Sana meldete, der Jet habe einen Einsatz gegen den IS geflogen. Nach IS-Angaben stürzte das Flugzeug über dem Jarmuk-Tal ab.

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FOTO: DPA Al-Suwaida, Ort des Selbstmord­anschlags. Dieses Foto verbreitet­e die syrische Nachrichte­nagentur Sana.

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