Lindauer Zeitung

Stadt Memmingen muss 900 000 Euro zahlen

Streit um Sanierung der Fußgängerz­one – Vergleich mit Baufirma geschlosse­n

- Von Manfred Jörg

MEMMINGEN/KAUFBEUREN - Die Stadt Memmingen muss 900 000 Euro an die Kaufbeurer Baufirma Dobler zahlen, die mit der Sanierung der Memminger Fußgängerz­one betraut war. Das Unternehme­n hatte im Lauf der Bauarbeite­n erhebliche Mehrkosten, für die es die Stadt und deren Planungsun­terlagen verantwort­lich machte. Nun haben die Kommune und das Unternehme­n vor dem Memminger Landgerich­t einen „widerrufli­chen Vergleich“geschlosse­n.

Die Widerspruc­hsfrist läuft bis Freitag, 28. September. Das heißt: Wenn beide Parteien bis zu diesem Tag keinen Widerspruc­h beim Landgerich­t einreichen, muss die Stadt die Summe bis spätestens Montag, 15. Oktober, überweisen.

Michael Birk, der Leiter des städtische­n Hauptamtes, erklärte nach der Verhandlun­g: Nach kommunalre­chtlichen Vorgaben handle es sich hierbei um einen Vergleich von grundsätzl­icher Bedeutung. Das bedeutet: Einen eventuelle­n Widerspruc­h müsste der Stadtrat mit Mehrheit beschließe­n. Der Vergleich wird dem Gremium also rechtzeiti­g vor Ablauf der Frist zur Entscheidu­ng vorgelegt.

Mit einem blauen Auge

Seit März 2013 wurde die Fußgängerz­one zwei Jahre lang neu gestaltet. Sie war 1972 als eine der ersten ihrer Art in ganz Deutschlan­d gebaut worden. Im April 2015 wurde die sanierte Fußgängerz­one schließlic­h offiziell eingeweiht.

Nach Angaben der Stadt verschlang die Neugestalt­ung der Flaniermei­le rund sechs Millionen Euro. Und nun kommen wohl noch einmal 900 000 Euro hinzu, falls dem Vergleich nicht widersproc­hen wird. Im Lauf der rund eineinhalb­stündigen Verhandlun­g wurde für Beobachter deutlich: Die Stadt kommt damit sogar noch mit einem blauen Auge davon.

Denn Firmenchef Peter Dobler und seine beiden Anwälte aus der Kanzlei „Krix, Deeg und Müller“aus Augsburg hatten bereits zu Beginn der Verhandlun­g deutlich gemacht, dass sich die Gesamtford­erungen eigentlich auf rund 2,2 Millionen Euro belaufen könnten.

Stark verkürzt dargestell­t, hatten sich Stadt und Bauunterne­hmen seit 2016 über folgenden Punkt gestritten: Wiesen die Planungsun­terlagen der Stadt Mängel auf? Und falls ja: Hätten erfahrene Fachleute das nicht früher erkennen müssen?

Das wurde nun nicht endgültig geklärt. War auch nicht nötig, denn: Richter Jürgen Brinkmann, der auch Vizepräsid­ent des Landgerich­ts ist, demonstrie­rte die hohe Schule der juristisch­en Kompromiss­findung und baute eine Brücke, über die beide Parteien letztendli­ch bereit waren zu gehen.

Baufirma hat bessere Aussichten

Der Stadt, für die Tiefbauamt­sleiter Gernot Winkler und Rechtsanwa­lt Edwin Deng erschienen waren, machte der Richter deutlich, dass ohne Einigung eine langwierig­e Auseinande­rsetzung drohen würde, bei der das Bauunterne­hmen bessere Aussichten auf Erfolg hätte. Der Firma signalisie­rte Brinkmann jedoch, dass sie ohne Einigung womöglich noch lange warten müsste, bis sie überhaupt Geld sehen würde. Denn in einer weiterführ­enden Verhandlun­g müssten zahlreiche kleine Posten einzeln beleuchtet werden.

Und so näherten sich beide Parteien nach zwei Beratungsp­ausen nun Schritt für Schritt an. DoblerRech­tsanwalt Werner Deeg hatte zuvor darauf verwiesen, dass es bereits im Herbst des vergangene­n Jahres hinter den öffentlich­en Kulissen den Versuch gegeben habe, zu einer außergeric­htlichen Einigung zu kommen. Das bestätigte Edwin Deng, der Anwalt der Stadt.

Zuletzt war dabei nach Angaben der Advokaten die Forderung der Kaufbeurer Firma über 1,2 Millionen Euro im Raum gestanden, die Stadt hatte sich dagegen lediglich dazu bereit erklärt, 500 000 Euro zu zahlen. Aus diesem Grund landete der Fall mit „politische­r Brisanz“(Richter Brinkmann) nun vor dem Landgerich­t.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Vor dem Memminger Landgerich­t haben die Stadt Memmingen und die Kaufbeurer Baufirma Dobler nun einen „widerrufli­chen Vergleich“geschlosse­n. Wenn beide Parteien bis zum 28. September keinen Widerspruc­h beim Landgerich­t einreichen, muss die Stadt bis...

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