Der Özil-Kosmos
Eltern, Freundin, Berater – Wem vertraut Mesut Özil? Wer beeinflusste ihn bei seiner Rücktritts-Entscheidung?
MÜNCHEN (SID) - Mesut Özil als wilder Angreifer, der einen Rachefeldzug gegen Deutschland und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) führt, bis hin zu Rassismusvorwürfen: Viele langjährige Wegbegleiter erkennen den 29-Jährigen in seiner Rücktrittserklärung nicht wieder. Still, in sich gekehrt – so haben ihn die meisten stets erlebt. Das wirft die Frage auf: Wer steckt hinter der Abrechnung? Wer berät Özil und wem vertraut er? Ein Überblick:
DER BERATER
Erkut Sögüt. Die zentrale Figur beim Rücktritt Özils. Hat wie Özil türkische Wurzeln, stammt aus Hannover – und einfachen Verhältnissen. Doktor der Rechtswissenschaften, führt eine Kanzlei in London und leitet die Agentur Family and Football, die auch für Ilkay Gündogan und Shkodran Mustafi arbeitet. Das Unversöhnliche, die Angriffe in Özils Erklärung – langjährige Wegbegleiter führen dies auf Sögüt zurück. Wie Özil habe auch dieser über Jahre in Deutschland immer wieder Zurückweisung erfahren und Özil nun in eigener Sache „instrumentalisiert“. Özil selbst wisse gar nicht, welche Auswirkungen seine Äußerungen haben, sei „eine tragische Figur“.
Sögüt soll auch eine schnelle Stellungnahme zu den Erdogan-Fotos analog zu der von Gündogan – verhindert haben. Der DFB verzweifelte beim Krisenmanagement auch immer wieder an ihm. Pikant: Arp Sportmarketing listet ihn als Mitarbeiter. Geschäftsführer der Agentur ist Harun Arslan, der seit über 20 Jahren Joachim Löw berät.
DER VATER
„Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich sagen: Schönen Dank, aber das war es! An Mesuts Stelle würde ich zurücktreten“, sagte Mustafa Özil Anfang Juli der „Bild“. Er war über Jahre Özils wichtigste Bezugsperson, sein Berater. Die Beziehung sei „die Grundlage“für seinen Aufstieg als Fußballer gewesen, sagte Özil einmal. Vor fünf Jahren der Bruch. Der Vater verzettelte sich in Verhandlungen mit Clubboss Florentino Perez von Real Madrid. Sein Sohn fällt in Ungnade und sieht sich zum Abschied gezwungen. Im Oktober 2013 trennen sich Vater und Sohn beruflich, Mustafa Özil klagt sogar auf 630 000 Euro Provision. Mittlerweile haben beide wieder Kontakt. Der Vater sagt sogar: „Ich bin sehr traurig, dass seine große Karriere in der Nationalmannschaft so zu Ende geht. Das ist unwürdig.“Sein Sohn sei „einfach zu verletzt wegen der Anfeindungen, zu gekränkt.“
DIE FAMILIE
Özil hat in seiner Erklärung die Rolle seiner Mutter Gülizar im Zusammenhang mit den Erdogan-Fotos hervorgehoben. Sie habe ihn gelehrt, „immer respektvoll zu sein und nie zu vergessen, wo ich herkomme.“
Die Mutter, vom Vater getrennt, lebt noch immer in Özils Heimatstadt Gelsenkirchen. Zum Özil-Kosmos gehört auch Bruder Mutlu, der neben Sögüt in Özils Fußballgeschäfte involviert ist. Er sagte der türkischen Nachrichtenagentur DHA: „Wir haben diese Entscheidung zusammen getroffen. Er hat über das Thema sehr viel nachgedacht.“Und weiter: „Wir sind nicht gekränkt. Wir leben in Deutschland und sind Türken. Wir haben zwei Verbindungen.“Dazu kommen die Schwestern Nese und Duygu, auch Cousin Serdar. Wie wichtig ihm sein Clan ist, zeigt, dass er von seinem Auto-Sponsor stets auch Wagen für die Familie verlangt.
DIE FREUNDIN
Amine Gülse. Lebt in Istanbul, geboren in Göteborg. Model („Miss Turkey“2014) und Schauspielerin. Gülses Familie, berichtet die „Bild“, unterstütze Erdogan. Auch deshalb soll sich Özil zunächst geweigert haben, auch Bundespräsident FrankWalter Steinmeier zu treffen.