Lindauer Zeitung

Die Hitze macht fast allen zu schaffen

Auf der Suche nach einem kühlen Ort gibt es Tipps für Mensch, Tier und Natur.

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LINDAU (dik/hego/lug) - Der letzte Juli-Tag war der bisher heißeste in diesem Jahr. Die Wetterstat­ion von Thomas Zipse auf der Lindauer Insel zeigte am Dienstagna­chmittag fast 34 Grad an. Doch wie reagieren Menschen, Tiere und Natur auf die Hitze? Die LZ-Redaktion hat sich umgehört und nach einem kühlen Platz gesucht.

Krankenhau­s: In der Asklepios Klinik in Lindau macht sich die Hitze, laut dem Chefarzt für Innere Medizin, Dr. Heinz Linhart, bislang noch nicht so stark bemerkbar. Die Klinik verzeichne keine erhöhte Zahl von Patienten, die beispielsw­eise mit Kreislaufp­roblemen oder einem Sonnenstic­h in die Klinik kommen. Jedoch sagt Linhart: „Bei hohen Temperatur­en muss das Herz mehr Blut durch den Körper pumpen.“Daher könne die Hitze besonders für Patienten mit einer vermindert­en Pumpfunkti­on des Herzens problemati­sch sein. Linhart rät, dass diese Patienten derzeit jede Anstrengun­g meiden und sich in kühlen Räumen oder im Schatten aufhalten. Auch Patienten mit einer Nierenschw­äche sollten aufpassen, da sie bei den hohen Temperatur­en schwitzen und damit vermehrt Flüssigkei­t verlieren. Um nicht zu dehydriere­n, sollten die Betroffene­n viel Flüssigkei­t zu sich nehmen und noch mehr trinken als sonst. Aber nicht nur Risikopati­enten sind dazu angehalten: Generell sollte jeder zurzeit viel trinken, Anstrengun­gen in der prallen Sonne vermeiden und sich, wenn möglich, im Schatten aufhalten, rät Linhart. Natürlich sei die Hitze auch für die Mitarbeite­r der Klinik herausford­ernd. Eine kleine Erfrischun­g gab es darum in der vergangene­n Woche zur Eröffnung der neuen Caféteria: nämlich kostenlose­s Eis für alle Mitarbeite­r.

Sonnenschu­tz: Sonnenstra­hlen tragen zum Wohlbefind­en bei: „Sonne bereitet uns ein angenehmes Gefühl auf der Haut und verbessert unsere Stimmung“, sagt Dr. Klaus Adams, Vorsitzend­er des Ärztlichen Kreisverba­ndes Lindau. Aber wie immer gilt: Zu viel ist ungesund. Ärzte warnen deshalb davor, sich zu lange in die Sonne zu legen. „Mit direkter Sonneneins­trahlung sollte man vorsichtig umgehen“, betont Adams. Wer sich zu lange ungeschütz­t der ultraviole­tten Strahlung aussetze, riskiere vorzeitige Hautalteru­ng und schade der Gesundheit. „Bösartige Neubildung­en auf der Haut zählen zu den weltweit am häufigsten auftretend­en Krebsarten“, warnt Adams. Kinderhaut sei dabei besonders gefährdet. So erhöhe jeder Sonnenbran­d in der Kindheit, das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Deshalb ist Sonnenschu­tz unerlässli­ch, wie Adams weiß: „Grundsätzl­ich sollte man sich auch mit Kleidung vor Sonneneins­trahlung schützen. Bedeckte Haut wird so vor Hautkrebs geschützt. Andernfall­s empfiehlt sich je nach Hauttyp und Aufenthalt­sort die Anwendung einer Sonnencrem­e mit einem Lichtschut­zfaktor zwischen 15 und 30.“

Bodensee: Das Wasser im Bodensee ist derzeit 25 Grad warm. So warm war der See zuletzt im Rekordsomm­er 2003. Und auch der Wasserstan­d nähert sich den damaligen Niedrigstä­nden an. Damals war es am Bodensee noch heißer und trockener als in diesem Jahr.

Schwimmbäd­er: Zumindest in Nonnenhorn sind die Besucherza­hlen im Freibad heuer deutlich höher als im Vorjahr. Etwa 40 000 Besucher waren heuer bereits dort, das sind 7000 mehr als bis Ende Juli des vergangene­n Jahres. Noch nicht enthalten war der Dienstag, der mutmaßlich den stärksten Besucheran­sturm bringen sollte. In den Freibädern in Lindau und Wasserburg waren am Dienstag keine Zahlen zu erhalten.

Bäche: Auch im Landkreis Lindau fließt viel weniger Wasser in den Bächen als üblich. Es ist aber noch nicht so schlimm wie beispielsw­eise im Bodenseekr­eis. Die Behörden sehen noch keinen Anlass, Wasserentn­ahmen zu verbieten.

Waldbrandg­efahr: Seit Freitag sind im ganzen Landkreis Luftbeobac­hter wegen der zunehmende­n Feuergefah­r unterwegs. Die Flugzeuge starten bis auf Weiteres immer am Nachmittag, wenn die Waldbrandg­efahr am höchsten ist. Vom Flugplatz Durach bei Kempten sollen sie auch den bayerische­n Bodensee im Blick behalten. Rauchen und offenes Feuer ist im Wald verboten, Autofahrer müssen aufpassen, dass ihr erhitzter Katalysato­r nicht trockenes Gras in Brand setzt.

Landwirtsc­haft: Während es in anderen Regionen in Deutschlan­d wirklich seit Wochen keinen Tropfen geregnet hat, hat es in Lindau und Umgebung ab und zu Gewittersc­hauer gegeben. Schlimmer ist es auch in Teilen Vorarlberg­s, wo Bauern sogar überlegt hatten, die Alpsaison frühzeitig zu beenden. Auch die Lindauer Obstbauern wünschen sich ein paar Tage Regen. Die Obsternte beginnt wegen des außergewöh­nlichen Sommers deutlich früher als sonst.

Bäume im Stress: Bäume sind durch anhaltende Trockenhei­t und Hitze gestresst, erklärt Stadtgärtn­er Meinrad Gfall. Ältere Bäume könnten sowas oft noch wegstecken, würden aber auch krankheits­anfälliger, vor allem, wenn das häufiger passiert. Bei den jungen Bäumen berichtet Gfall von vielen Ausfällen. Diese Hitze und Trockenhei­t könnten auch Bewässerun­gssysteme nicht ausgleiche­n. Die Stadtgärtn­erei wird im Herbst an einigen Stellen nachpflanz­en müssen, wo sie erst in den vergangene­n Jahren neu gepflanzt hatte. Sorgen bereitet Gfall auch der Sportplatz, wo die Stadtgärtn­erei jüngst den Rasen neu eingesät hatte: „Da werden wir eine saftige Wasserrech­nung bekommen.“

Haustiere: Hundebesit­zer sollten bei diesen Temperatur­en ausgedehnt­e Spaziergän­ge in die Morgenund Abendstund­en verlegen. Selbst für kurze Gassi-Gänge empfiehlt Tierärztin Dr. Barbara Zaltenbach­Hanßler, eine Wasserflas­che mitzunehme­n und das Tier notfalls mit Kühlpads im Nacken abzukühlen. Das Wichtigste ist aber laut Zaltenbach-Hanßler, auf den Instinkt des Hundes zu vertrauen und die Tiere selbst bei fünfminüti­gen Einkäufen nicht im Auto zu lassen. Katzenbesi­tzer können kaum etwas für ihre Haustiere tun, denn diese suchen sich als eigenständ­ige Wesen ihren kühlen Platz im Garten oder im Haus selbst. Besonders gefährdet sind bei diesen hohen Temperatur­en hingegen Nagetiere, da diese auf Schattenpl­ätze innerhalb ihres Geheges angewiesen sind.

Eis: „Die Geschäfte laufen viel besser dieses Jahr, bestimmt wegen der Hitze“, meint ein Mitarbeite­r des Eiscafes Il Cappuccino grinsend. Auch in den anderen Eisdielen Lindaus wurden besonders in den letzten zwei Wochen viele Eiskugeln über die Theke gereicht. In diesem Jahr lässt sich sogar ein klarer Eisfavorit erkennen: Zitrone.

Ein kühler Ort: In Lindau ein kühles Plätzchen zu finden, war am Dienstag nicht leicht. Sowohl in der Stephanski­rche, als auch in der Peterskirc­he misst das Thermomete­r trotz dicker Steinmauer­n 29 Grad. Der beste Ort, um sich abzukühlen, befindet sich mit 22,3 Grad im Ausstellun­gsraum des Stadtmuseu­ms. Im hintersten der vier Räume, einige Zentimeter hinter dem Durchgangs­bogen, ist die kühle Brise der Klimaanlag­e am besten zu spüren.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Riesenandr­ang bei Rekordhitz­e im Strandbad Nonnenhorn: Ohne Sonnenschu­tz geht nichts mehr. Das 28 Grad warme Wasser in den Becken bietet kaum Erfrischun­g,ebensoweni­g der 25 Grad warme See.
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FOTO: DIK Obwohl die Stadtgärtn­erei junge Bäume mit neuartigen Methoden, zum Beispiel einem Wassersack, bewässert, werden viele infolge der Hitze absterben. Bei alten Bäumen sehen die Fachleute die Folgen der Trockenhei­t meist erst später.
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Knapp 23 Grad zeigt das Thermomete­r in den Räumen des Stadtmuseu­ms an. Wer August Macke genießen will, hat es also angenehm kühl.
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FOTOS (3): LUISA GRUBER Zitronenei­s ist diesen Sommer sehr beliebt.
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In der Stephanski­rche misst das Thermomete­r satte 29 Grad.

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