Lindauer Zeitung

„Motorworld“-Hotel nimmt Fahrt auf

Kein Grünzug auf ehemaligem Werftgelän­de: Regionalve­rband lehnt Antrag der Grünen-/ÖDP-Fraktion ab

- Von Sybille Glatz

KRESSBRONN - Darf auf dem Gelände der ehemaligen Bodan-Werft in Kressbronn ein Hotel gebaut werden oder wird das Gebiet renaturier­t? Diese Frage hat der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en in seiner jüngsten Versammlun­g in Owingen beantworte­t – und zwar zugunsten des Hotelbaus. Gegen eine Bebauung und für die Renaturier­ung hatte sich die Grünen/ÖDP-Fraktion ausgesproc­hen. Ihr Antrag wurde jedoch von der Mehrheit der Verbandsmi­tglieder abgelehnt.

Zum Hintergrun­d: Im Entwurf für den neuen Regionalpl­an für die Region Bodensee-Oberschwab­en ist dort, wo einmal die Bodan-Werft stand, jetzt kein „regionaler Grünzug“mehr eingetrage­n. Damit hat der geplante Hotelbau eine weitere Hürde genommen. Denn in einem Grünzug darf bis auf wenige Ausnahmen nicht gebaut werden. Im bislang gültigen Regionalpl­an von 1996 ist an der Stelle, wo das neue Hotel gebaut werden soll, noch ein solcher Grünzug eingezeich­net.

Dieser alte Regionalpl­an soll in absehbarer Zeit von einem neuen abgelöst werden, an dem der Regionalve­rband aktuell arbeitet. Er wird für die drei Landkreise Bodenseekr­eis, Ravensburg und Sigmaringe­n gelten. Vergangene­s Jahr hatte der Verband einem Antrag der Gemeinde Kressbronn zugestimmt, dass das ehemalige Werftgelän­de für einen Hotelneuba­u genutzt werden kann und der regionale Grünzug aufgehoben wird. Der Plan, dem der Gemeindera­t im vergangene­n März mehrheitli­ch zugestimmt hat: ein Hotel mit dem Thema „Motorworld“zu bauen, das neben Zimmern, Wellnessbe­reich und Restaurant auch eine Ausstellun­g vorsieht. Im Gegensatz dazu beantragte die Fraktion der Grünen und der ÖDP im Juli, den Grünzug wie bisher zu belassen und eine Renaturier­ung des ehemaligen Werftgelän­des voranzubri­ngen.

Die Diskussion in der Verbandsve­rsammlung konzentrie­rte sich recht schnell auf den geplanten Hotelbau. Dass dort ein Hotel entstehen soll, das nicht für Touristen, sondern für Business-Gäste gedacht ist, war den Grünen und der ÖDP ein Dorn im Auge: „Eine Konzeption, die bei 100 Betten mehr als 300 PKW-Stellplätz­e und mehrere Konferenzr­äume vorsieht, wendet sich primär (und dies wird vom Investor auch nicht bestritten) nicht an Menschen, die hier Urlaub machen wollen, sondern hat als Zielgruppe Personen aus der Business-Branche“, heißt es im Antrag. Das widersprec­he dem Landesentw­icklungspl­an, der eine Bebauung am Bodenseeuf­er nur für den Tourismus vorsehe.

Zurück zur Natur

Weitere Gründe, die gegen den Bau sprechen, sind aus Sicht von Grünen und ÖDP Hochwasser­schutz, Artenschut­z und mögliche Altlasten auf dem Gelände. Die Geschichte des Grundstück­s interpreti­erte die Fraktion so, dass „in den 1950er-Jahren eine Halle der Bodan-Werft-Betriebe in den Grünzug gebaut“worden sei, vielleicht „unter Missachtun­g behördlich­er Vorschrift­en“. Als Konsequenz forderte Matthias Klemm (Die Grünen): „Geben wir der Natur zurück, was ihr zusteht.“

Gegen den Antrag wandten sich vor allem SPD-Kreisrat Norbert Zeller und Landrat Lothar Wölfle (CDU). Das Argument, dass ein „Luxushotel“an dieser Stelle geplant sei, ließ Zeller nicht gelten: „Und was wäre, wenn es ein Hotel für ‚normale Touristen‘ wäre? Hätten Sie dann nichts dagegen?“Von der Bezeichnun­g „Grünzug“solle man sich nicht täuschen lassen, bei dem Gebiet handle es sich um eine „massiv bebaute Fläche“, betonte Norbert Zeller. Zu entscheide­n, was damit geschehen soll, sei Sache der Gemeinde Kressbronn.

Ähnlich argumentie­rte Lothar Wölfle: „Ich sehe ein Problem, wenn wir uns hier zum Obergemein­derat aufschwing­en.“Die Werft sei vorher da gewesen. Wenn man jetzt den Grünzug herausnehm­e, werde ein Fehler korrigiert, der in der Vergangenh­eit gemacht wurde. Die bisherige Entwicklun­g der Fläche sieht der Landrat des Bodenseekr­eises als Bereicheru­ng für die Öffentlich­keit: „Vor fünf Jahren war da ein Zaun und hinter dem Zaun eine alte Werft. Jetzt kommt man wieder an den See, und es ist hervorrage­nd begrünt.“

Nach der Diskussion lehnte die Verbandsve­rsammlung den Antrag der Grünen/ÖDP-Fraktion mehrheitli­ch ab. Laut Verbandsdi­rektor Wilfried Franke wird er jedoch im Rahmen der Öffentlich­keitsbetei­ligung nochmals geprüft: „Wenn der Planentwur­f öffentlich ausliegt und Anregungen bei uns eingehen, werden wir uns noch einmal damit befassen.“Offiziell ausgelegt werde der Entwurf zum neuen Regionalpl­an vermutlich gegen Endes des Jahres, erklärte Wilfried Franke. Sobald dieser ausliegt, können Behörden, Verbände, aber auch Privatpers­onen ihre Einwände dagegen geltend machen.

 ?? ANIMATION: CIP ARCHITEKTE­N ?? Lückenfüll­er: Der Umsetzung des Plans, auf dem alten Werftgelän­de zwischen Strandbad und Bodan-Wohnen ein Themenhote­l „Motorwelt“zu bauen, steht nach der Entscheidu­ng des Regionalve­rbands zunächst nichts mehr im Weg.
ANIMATION: CIP ARCHITEKTE­N Lückenfüll­er: Der Umsetzung des Plans, auf dem alten Werftgelän­de zwischen Strandbad und Bodan-Wohnen ein Themenhote­l „Motorwelt“zu bauen, steht nach der Entscheidu­ng des Regionalve­rbands zunächst nichts mehr im Weg.

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