Lindauer Zeitung

Mit kühlem Kopf zum Horizont

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„Hinter dem Horizont geht’s weiter“, hat Udo Lindenberg einst gesungen. Er formuliert­e damit eine schlichte Wahrheit. Aber es gibt zweierlei Horizonte: den geographis­chen und den geistigen. Der geographis­che verschiebt sich leicht: Man marschiert ein wenig, schon liegt der Horizont woanders. Der geistige Horizont wird dagegen hingenomme­n. Jeder ist mit seinem zufrieden und hält an ihm fest. So kürzlich beim Bäcker. Stieg da vor der Tür ein Fahrer aus dem Auto, ließ den Motor laufen und stellte sich in die Schlange. Keine besonders lange Schlange. Aber weil Bäcker heute ja richtige Gasthöfe mit 20 Sitzplätze­n sind, die sechs Sorten Kaffee und zehn verschiede­ne Sorten belegter Brötchen im Angebot haben, dauerte es eine Weile, bis der Mann dran war. Währenddes­sen tuckerte draußen in der prallen Sonne der Motor seines Autos. Endlich sagte die Frau vor ihm, er solle den Motor abstellen. Nein, das sei keine gute Idee, erwiderte er. Denn im Auto funktionie­re die Klimaanlag­e nur, wenn der Motor laufe. Damit es im Auto kalt ist, heize er also mit seinem Motor das Klima weiter auf. Um deshalb dann die Klimaanlag­e noch weiter hochzudreh­en. Diesen Einwand wollte er nicht hören, mit wegwerfend­er Handbewegu­ng brachte er barsch sein Unverständ­nis über diese „Klimaspinn­er“zum Ausdruck. Er ist dann weggefahre­n, um den Horizont zu verschiebe­n. Aber nur den geographis­chen ...

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