Lindauer Zeitung

Bayern soll Glasfaser-Land werden

Heimatmini­ster präsentier­t Pläne für Breitbanda­usbau – und für Schloss Neuschwans­tein

- Von Uwe Jauß

UNTERJOCH - Die bayerische Staatsregi­erung will den Breitbanda­usbau für ein schnellere­s Internet forcieren. Der nächste Schritt sei mittelfris­tig eine Glasfaserv­erbindung in jedes Haus, hat am Donnerstag Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker (CSU) angekündig­t. Bereits im nächsten Jahr sollen dafür Fördermitt­el in Höhe von zwei Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Nach seinen Worten gebe es aber bei diesen Bestrebung­en ein zentrales Problem: Die Baufirmen seien gegenwärti­g auf Jahre ausgelaste­t. Es würden die Bagger fehlen, formuliert­e der Minister zugespitzt.

Kupferkabe­l reichen nicht mehr

Der Oberpfälze­r Füracker war auf Einladung des CSU-Landtagsab­geordneten Eric Beißwenger in dessen Wohnort Unterjoch (Landkreis Oberallgäu) gekommen. Vor geladenem Publikum skizzierte der Minister einmal mehr die Anstrengun­gen der Staatsregi­erung in Sachen schnellem Internet. Mit diesem Begriff wird üblicherwe­ise ein Anschluss mit einer Leistungsf­ähigkeit von 30 Megabit bezeichnet. „Hier haben wir enorme Fortschrit­te gemacht“, sagte Füracker. Inzwischen seien in Bayern über 70 Prozent der Haushalte damit versorgt. Nach Abschluss dieses Programms könnten 98 Prozent der Haushalte diese Art der Internetve­rbindung haben, meinte er.

Experten halten die 30 Megabit aber längst für zu gering. Letztlich wird in diesem Zusammenha­ng ein Glasfaserk­abel zum Verteilerk­asten gelegt. Von dort geht es aber mit den alten Kupfertele­fonleitung­en weiter in die Häuser. Füracker ist klar, dass dies nur ein Zwischensc­hritt sein kann. Richtig schnell wird das Internet nur, wenn es eine Glasfaserv­erbindung bis zum Endnutzer gibt. „Wo gewerblich­es Handeln stattfinde­t“, meinte der Minister, „fördern wir deshalb bereits jetzt eine solche Lösung.“

Er erklärte, einem verschärft­en, rascheren Ausbau stünden nicht etwa fehlende Finanzmitt­el entgegen. Das Haupthinde­rnis seien gegenwärti­g die vollen Auftragsbü­cher in der Baubranche. Es bestünde zum Teil nicht einmal die Möglichkei­t, in den nächsten Jahren entspreche­nde Aufträge zu vergeben.

Füracker ging in Unterjoch auch auf die inzwischen vom Kabinett gekippte umstritten­e Straßenaus­baubeitrag­ssatzung ein. Es handelt sich um jene Reglung, durch die Kommunen beim Straßenbau ihre Bürger finanziell belasten dürfen. Da einige Allgäuer Bürgermeis­ter zur Veranstalt­ung gekommen waren, stieß dies auf reges Interesse. Ihm Raum steht nämlich nun die Frage, woher die Kommunen nun das Geld fürs Bezahlen des Straßenbau­s nehmen. Wobei nicht jede Gemeinde oder Stadt über ein entspreche­nde Satzung verfügt haben. „Nur zwei Drittel der bayerische­n Gemeinden hatten so etwas“, sagte Füracker. Im Schnitt wären jährlich 65 Millionen Euro in deren Kassen geflossen. Für- acker erklärte nun, dass der Freistaat in die Bresche springen wolle. Der Plan sehe folgenderm­aßen aus: Die 65 Millionen Euro würden von der öffentlich­en Hand auf 100 Millionen Euro aufgestock­t. Aus diesem Topf könnten sich die Kommunen dann für den Straßenbau oder die Straßensan­ierung bedienen.

20 Millionen fürs Märchensch­loss

Vor der Visite in Unterjoch hatte Füracker Schloss Neuschwans­tein im Ostallgäu besucht. Das ab 1869 errichtete Bauwerk des Märchenkön­igs Ludwig II. wird gegenwärti­g umfassend saniert. Auf 20 Millionen Euro würden sich die Kosten dafür belaufen, vermeldete der Minister. Neuschwans­tein fällt in sein Ressort. Er wollte sich vom Fortgang der Arbeiten überzeugen. „Restaurier­ungsziel ist neben der Wiederhers­tellung eines gepflegten, gealterten Erscheinun­gsbilds eine dauerhafte Konservier­ung der historisch­en Ausstattun­g und Bausubstan­z“, sagte Füracker.

An Neuschwans­tein hatte nicht nur der Zahn der Zeit genagt. Jährlich kommen rund 1,5 Millionen Besucher auf das Schloss. Das führt zu erhebliche­n Belastunge­n der Böden sowie der im Original erhaltenen Möbel und Textilien. Die Bauarbeite­n werden abschnitts­weise umgesetzt. Indes läuft der Besichtigu­ngsbetrieb weiter. Eine komplette Schließung des Schlosses für die Arbeiten habe man unbedingt vermeiden wollen, fügte der Minister an.

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FOTO: IMAGO Im kommenden Jahr will die Staatsregi­erung zwei Milliarden Euro für den Ausbau des Glasfasern­etzes ausgeben.
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FOTO: UWE JAUSS Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU).
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FOTO: DPA Das eingerüste­te Torhaus von Schloss Neuschwans­tein.

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