Berliner Nachwuchssegler holt sich den Titel
Internationale Deutsche Meisterschaft der olympischen Finn-Dinghy-Klasse beim WYC
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Die Internationale Deutsche Meisterschaft der olympischen Finn-Dinghy-Klasse ist entschieden: Neuer Meister ist der 19-jährige Berliner Nicolas Thierse vom Joersfelder Segelclub. Rang zwei geht an Andrè Budzien (Schweriner YC) vor Lokalmatador Peter Ganzert (YC Immenstaad). Das Medalrace der besten zehn Segler konnte mangels Wind nicht ausgesegelt werden.
Erst seit vorigem Jahr segelt der neue Meister im Finn-Dinghy. „Die Klassenvereinigung hatte ihm eine von zwei Vereinsjollen zur Verfügung gestellt“, freute sich KlassenChef Uwe Barthel, den richtigen Nachwuchssegler ausgewählt zu haben. „Im Frühjahr habe ich mir dann einen eigenen Finn gekauft“, sagte Nicolas Thierse, der seit einem Jahr in Freiberg bei Chemnitz Maschinenbau studiert. Der Meistertitel ist sein bisher größter Erfolg. Im Laser war er einmal Vierter bei der Meisterschaft, im Laser-Radial einmal U17-Vizemeister. Am Bodensee segelte Thierse zum ersten Mal. „Ich fand die Woche ganz nett. Das ist eine sehr schöne Kulisse mit den Bergen auf der Schweizer Seite – und es waren schöne, leicht, drehende Winde“, meinte Thierse. Mit 93 Kilogramm bei 1,77 Meter Körpergröße gehört er aber nicht zu den Leichtgewichten. Ein bisschen erleichtert war er dagegen schon, dass er im Medal Race (das doppelt gezählt hätte) nicht mehr gegen den Topfavoriten und Ranglisten-Vierten Andrè Budzien (56, mehrfacher Masters-Weltmeister im Finn) aus Schwerin antreten musste. „Schade, dass so wenig Wind war“, resümierte dagegen Budzien, „aber damit muss man im August rechnen. Ich bin mit dem Ergebnis trotzdem zufrieden.“
Auch Peter Ganzert (57), seit über einem Vierteljahrhundert schon Landestrainer des LSV Baden-Württemberg in Seemoos, war heiß auf das Medal Race. 1991 war er schon einmal bei einer Finn-Meisterschaft in Friedrichshafen, seinerzeit in Fischbach. „Damals Silber, jetzt Bronze – was will man mehr“, strahlte der ehemalige Berliner.
Zweieinhalb Tage Flaute
63 Teilnehmer aus sechs Nationen (neben den Bodensee-Anrainern auch aus Frankreich, Polen und der Tschechischen Republik) waren laut Pressebericht beim Württembergischen Yacht-Club in Seemoos zu Gast. Die Meisterschaft hatte mit zweieinhalb Tagen Flaute begonnen. Nach einzelnen Anläufen konnten erst am Freitagnachmittag die ersten Wettfahrten auch tatsächlich gesegelt werden – dafür aber dann gleich vier am Stück. Thierse hatte da schon die Rolle des Spitzenreiters übernommen. Am Samstagmittag fand die fünfte Wettfahrt statt, der Berliner verteidigte seine Führung. Auch der Sonntag begann hochsommerlich: „Wunderschönes Wetter, aber kein brauchbarer Wind“, hatte Uwe Barthel, Vorsitzender der Finn-Klassenvereinigung, schon vormittags festgestellt.
Wettfahrtleiter Fabian Bach ging später nur mit den zehn Seglern des Medal Race zwar aufs Wasser, baute eine Regattabahn auf – doch im Startverfahren ließ der schwache Wind wieder stark nach, so dass Bach den Start abbrechen musste. Er wartete noch etwas und schickte die Segler dann endgültig an Land. „Es waren viele Grenzsituationen zwischen segelbar und nicht segelbar“, so Bach. Mit der Klassenvereinigung war vereinbart worden, dass unter fünf Knoten Windgeschwindigkeit nicht gesegelt werden sollte. „Für fünf Tage war es eine magere Ausbeute, aber was machbar war, haben wir gemacht“, betonte Bach.
„Wir sind froh, dass wir fünf faire Läufe und damit eine gültige Meisterschaft zusammengebracht haben“, war auch WYC-Präsident Oswald Freivogel erleichtert. Er dankte den vielen Helfern des WYC, dem vom YC Immenstaad „ausgeliehenen“Wettfahrtleiter Bach und den benachbarten Vereinen für tatkräftige Unterstützung.
Meisterschale und Medaillen überreichte schließlich Andreas Löwe, Vizepräsident des Deutschen Segler-Verbandes: „Auf den Württembergischen Yacht-Club ist einfach Verlass, das war nicht einfach diesmal.“