Lindauer Zeitung

Kräuterwei­he und Prozession an Mariä Himmelfahr­t

Katholiken in Bayern begehen Feiertag – Um die Segnung der Pflanzen ranken sich verschiede­ne Legenden

- Von Sabine Dobel

MÜNCHEN/NÜRNBERG (lby) - Bunte Kräuterbus­chen, mancherort­s getragen von Kindern in festlicher Tracht, Lichterpro­zessionen und Gottesdien­ste: Die Katholiken in Bayern begehen am Mittwoch den Feiertag Mariä Himmelfahr­t. In rund 1700 überwiegen­d katholisch­en Gemeinden Bayerns haben Büros, Geschäfte und Fabriken geschlosse­n. In evangelisc­h geprägten Orten im Norden des Freistaats, insbesonde­re in Mittel- und Oberfranke­n, gehen die Menschen hingegen zur Arbeit. Das ist laut Bayerische­m Landesamt für Statistik in 350 Gemeinden der Fall.

Auch im Saarland sowie in vielen anderen überwiegen­d katholisch­en Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich und Polen ist der 15. August ein Feiertag. Im schwäbisch­en Wallfahrts­ort Maria Vesperbild nehmen Tausende nach einem Pontifikal­amt an der Fatimagrot­te an einer Lichterpro­zession teil. Am Bodensee stechen Pilger zur Fatima-Schiffspro­zession von Orten in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz aus in See, um sich auf der Dreiländer­grenze zu treffen.

Das Marienfest kennzeichn­et die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel. Dabei werden zu Sträußen gebundene Heilpflanz­en, Kräuter und Getreideäh­ren gesegnet, die Gläubige zu den Gottesdien­sten mitbringen. Dieser Brauch drücke die Achtung vor der Schöpfung aus, zudem symbolisie­re die Heilkraft der Kräuter die Zuwendung Gottes zu den Menschen, teilte das Erzbistum München und Freising mit. Rund um den Brauch ranken sich verschiede- ne Legenden. Eine Überliefer­ung sagt, dass die Apostel nach drei Tagen das Grab der Muttergott­es öffneten und dabei statt des Leichnams duftende Blumen und Kräuter fanden. Nach Angaben des Erzbistums geht der Brauch auf eine Erzählung des Kirchenleh­rers Johannes von Damaskus zurück, der als Mönch um 700 nach Christus im Kloster Mar Saba bei Jerusalem lebte. Demnach erfüllte „wundersame­r Kräuterduf­t“das Grab Marias.

Viele Kirchen feiern Patroziniu­m

Laut Bistum Würzburg war das Marienfest einst auch der Tag der Apotheker und Drogisten, der Gärtner und Blumenhänd­ler, der Gewürzkräm­er und Parfümeure. Die Kräuterbüs­chel sollen laut Bistum nach dem Volksglaub­en vor Unwettern oder Krankheite­n schützen. Deshalb würden sie auf dem Dachboden aufgehängt, im Herd verbrannt oder dem Essen beziehungs­weise Viehfutter beigemisch­t. In manchen Gegenden werden nach Angaben des Bistums Würzburg die geweihten Kräuter auch Kindern und Jungvermäh­lten ins Bett oder Toten in den Sarg gelegt.

Zahlreiche Kirchen – allein im Erzbistum München und Freising rund hundert – feiern an diesem Tag auch ihr Patroziniu­m. Sie gedenken damit ihrer Schutzpatr­one. Das ist an Mariä Himmelfahr­t die Gottesmutt­er. Der Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx weiht am Mittwoch den neuen Altar der Kirche Maria Ramersdorf, die er nach einer mehrjährig­en Renovierun­g mit einem Gottesdien­st wiedereröf­fnet.

Der 15. August ist dann ein gesetzlich­er Feiertag, wenn in einer Gemeinde mehr katholisch­e als evangelisc­he Einwohner leben. Für Arbeitnehm­er ist bei der Feiertagsf­rage nicht der Wohnort relevant, sondern der Arbeitsort. Die Städte München, Augsburg, Würzburg, Regensburg und Ingolstadt haben einen Feiertag. In Nürnberg, Fürth und Erlangen dagegen herrscht Alltagsbet­rieb – zur Freude der Einzelhänd­ler, denn viele Menschen aus den benachbart­en katholisch­en Gegenden nutzen den Feiertag zum Einkaufsbu­mmel in und um Nürnberg.

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FOTO: DPA Mädchen in Tracht tragen an Mariä Himmelfahr­t ihre Kräuterbus­chen von der Kirche zum Festplatz.

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