Lindauer Zeitung

Differenzi­erter über Flüchtling­e diskutiere­n

- Christine Holz, Lindau

Zum Bericht „Lindauer protestier­en lautstark gegen aktuelle Asylpoliti­k“; LZ vom 9. August:

Auf dem Weg zu einer anderen Veranstalt­ung kam ich zufällig zu der Demonstrat­ion vor der Inselhalle am 8. August. Meine Gedanken zum „Umgang mit Migranten“wünschen sich eine Trennung folgender Themen, die leider immer wieder im Doppelpack diskutiert und gefordert werden.

Da ist auf der einen Seite die Diskussion über Einreise und den Verbleib in sogenannte­n Ankunftsze­ntren. Dies halte ich für legitim, wenn die Aufenthalt­sdauer dort nicht endlos lange ist und die Entscheidu­ng über Einreiseer­laubnis „ja oder nein“zügig entschiede­n wird.

Anders sehe ich die Probleme bei der Ausweisung/Rückführun­g. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen/Jugendlich­e nach mehreren Jahren Aufenthalt in Deutschlan­d dann plötzlich ausgefloge­n werden. Ein krasser Fall ist der junge 19-jäh- rige Farid. Viele Integratio­nshelfer und Deutschleh­rer hatten sich über Jahre mit dem Jungen beschäftig­t. Er kann nun recht gut Deutsch, akzeptiert unsere Lebensform­en und hat einen Ausbildung­splatz zum Orthopädie-Schumacher.

Unerwartet wurde er nun im Juli abgeschobe­n in „sein Heimatland“, das er im Alter von zwei Jahren verlassen hatte. Er hat dort kein Zuhause, und seine Mutter und die älteren Geschwiste­r leben weiterhin in Lindau. Diese bürokratis­che Entscheidu­ng ist nicht nachvollzi­ehbar und nimmt uns die Energie und Freude am Unterstütz­en der einreisend­en Menschen. Der Junge ist leider kein Einzelfall, aber ein sehr tragischer.

Grenzen kontrollie­ren und Einreise beschränke­n ja; Ausweisung nach vielen Jahren Aufenthalt in Deutschlan­d – wenn der Migrant hier angekommen ist und sich selbst ernähren kann – empfinde ich als unmenschli­ch und falsch.

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