Differenzierter über Flüchtlinge diskutieren
Zum Bericht „Lindauer protestieren lautstark gegen aktuelle Asylpolitik“; LZ vom 9. August:
Auf dem Weg zu einer anderen Veranstaltung kam ich zufällig zu der Demonstration vor der Inselhalle am 8. August. Meine Gedanken zum „Umgang mit Migranten“wünschen sich eine Trennung folgender Themen, die leider immer wieder im Doppelpack diskutiert und gefordert werden.
Da ist auf der einen Seite die Diskussion über Einreise und den Verbleib in sogenannten Ankunftszentren. Dies halte ich für legitim, wenn die Aufenthaltsdauer dort nicht endlos lange ist und die Entscheidung über Einreiseerlaubnis „ja oder nein“zügig entschieden wird.
Anders sehe ich die Probleme bei der Ausweisung/Rückführung. Es kann und darf nicht sein, dass Menschen/Jugendliche nach mehreren Jahren Aufenthalt in Deutschland dann plötzlich ausgeflogen werden. Ein krasser Fall ist der junge 19-jäh- rige Farid. Viele Integrationshelfer und Deutschlehrer hatten sich über Jahre mit dem Jungen beschäftigt. Er kann nun recht gut Deutsch, akzeptiert unsere Lebensformen und hat einen Ausbildungsplatz zum Orthopädie-Schumacher.
Unerwartet wurde er nun im Juli abgeschoben in „sein Heimatland“, das er im Alter von zwei Jahren verlassen hatte. Er hat dort kein Zuhause, und seine Mutter und die älteren Geschwister leben weiterhin in Lindau. Diese bürokratische Entscheidung ist nicht nachvollziehbar und nimmt uns die Energie und Freude am Unterstützen der einreisenden Menschen. Der Junge ist leider kein Einzelfall, aber ein sehr tragischer.
Grenzen kontrollieren und Einreise beschränken ja; Ausweisung nach vielen Jahren Aufenthalt in Deutschland – wenn der Migrant hier angekommen ist und sich selbst ernähren kann – empfinde ich als unmenschlich und falsch.