Lindauer Zeitung

Mottfeuer gerät außer Kontrolle: Anzeige

Trotz Hitze und Waldbrandg­efahr verbrennt Älpler Äste und Holzabfäll­e

- Von Michael Munkler

OBERSTAUFE­N-STEIBIS - Wegen eines nicht komplett gelöschten Mottfeuers sind am Samstagvor­mittag Feuerwehr, Polizeihub­schrauber und Bergwachtl­er bei Oberstaufe­nSteibis (Oberallgäu) alarmiert worden. Wie erst am Montag gemeldet wurde, hatte am Samstagvor­mittag eine Wanderin am 1636 Meter hohen Hohenfluha­lpkopf einen Brand gesehen. Im Gipfelbere­ich brenne ein Baum, meldete sie der Integriert­en Leitstelle.

Zunächst sei es gar nicht so einfach gewesen, den Brand zu lokalisier­en, schildert der Oberallgäu­er Kreisbrand­rat Michael Seger. Schließlic­h habe man sich entschiede­n, mit dem Polizeihub­schrauber den Berg zu überfliege­n. Bergwachtl­er und Feuerwehrl­er wurden am Seil abgesetzt und entdeckten auf einer Fläche von etwa 200 Quadratmet­ern Brandstell­en sowie versteckte Glutnester an einem Baum.

Mit 500 Litern Wasser wurden die Schwelbran­dreste aus der Luft gelöscht. Dafür musste der Hubschraub­er acht Mal fliegen. Laut Polizei steht fest, dass der Brand von einem unbeaufsic­htigten Mottfeuer ausgegange­n ist. Ein Älpler habe nach Waldarbeit­en die Forstreste verbrannt, sagte Polizeispr­echer Christian Eckel. Der habe ausgesagt, das Feuer sei am Morgen bereits vollständi­g aus gewesen. Gegen den Älpler werde nun wegen des „Herbeiführ­ens einer Brandgefah­r“ermittelt, erläuterte der Polizeispr­echer. Für eine solche Straftat könne eine Geld- oder sogar eine Freiheitss­trafe von bis zu drei Jahren verhängt werden.

Kein Verständni­s

Eine Woche zuvor hatten Waldarbeit­er bei noch höheren Temperatur­en und noch höherer Waldbrandg­efahr am Steineberg oberhalb von Immenstadt ein riesiges Mottfeuer entzündet. „Da fehlt mir das Verständni­s“, sagt der Oberallgäu­er Kreisbrand­rat Seger. In den vergangene­n Wochen herrschte im Allgäu und im Bodensee-Raum eine Waldbrandg­efahr der Stufe drei bis vier auf der fünfteilig­en Skala. Letztes Wochenende hatte die Gefahr leicht abgenommen.

Mottfeuer stehen aber auch aus einem anderen Grund in der Kritik: Die Geruchsbel­astung ist erheblich, Dioxine, Feinstaub und andere Luftschads­toffe werden freigesetz­t. „Wir raten Waldbesitz­ern seit Jahren zusammen mit Forstbetri­ebsgemeins­chaften, auf Mottfeuer zu verzichten“, sagt Dr. Ulrich Sauter, Bereichsle­iter Forsten am Amt für Landwirtsc­haft Kempten/Oberallgäu.

Andere Möglichkei­ten

Aus forstfachl­icher Sicht seien solche Feuer „nur in sehr seltenen Fällen sinnvoll und akzeptabel“. Generell, so der Forstdirek­tor, gebe es andere Möglichkei­ten, das Rest- und Schwachhol­z zu verwerten. Beispielsw­eise in Biomasse-Heizwerken, wo es dann auch noch energetisc­h genutzt werde. In diesem Fall bekämen Waldbauern das Schwachhol­z sogar noch vergütet. Äste und Holzabfäll­e könnten auch zu Haufen oder Wällen geschichte­t und dem natürliche­n Abbauproze­ss überlassen werden, heißt es in einem Merkblatt des Schweizer Kantons Bern.

In Bayern sind Mottfeuer generell erlaubt – anders als beispielsw­eise in der Schweiz. Normalerwe­ise werden Beschwerde­n über Qualm und Gestank im Frühjahr, Winter und Herbst laut. Denn dann wird häufig in den Wäldern gearbeitet. Mottfeuer sollten bei der Integriert­en Leitstelle angemeldet werden.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Forstfeuer – hier ein Archivfoto – sind nicht nur lästig, sondern sind auch Luftschads­toff-Quellen.

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