Lindauer Zeitung

Kanzlerin verteidigt Gespräche mit Putin

Minister Seehofer legt Eckpunkte für Einwanderu­ngsgesetz vor

- Von Tobias Schmidt

BERLIN (AFP) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) erwartet schwierige Gespräche mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Beim Treffen am Samstag in Meseberg „wird es Kontrovers­en geben“, sagte Merkel am Freitag. Dennoch verteidigt­e sie ihr neuerliche­s Treffen: „Die Zahl der Probleme, die uns beschäftig­en – von der Ukraine bis zu Syrien, bis zu der Frage auch der Zusammenar­beit auch im wirtschaft­lichen Bereich – ist so zahlreich, dass es gerechtfer­tigt ist, dass man doch in einem permanente­n Dialog ist“, sagte Merkel in Berlin.

BERLIN - Die deutsche Wirtschaft benötigt dringend Fachkräfte. Auf Druck der SPD will die Bundesregi­erung noch in diesem Jahr ein Gesetz verabschie­den, das den Zuzug qualifizie­rter Menschen aus dem Ausland erleichter­n und zugleich unerwünsch­te Einwanderu­ng verhindern soll. Die Eckpunkte für das „Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz“hat Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) jetzt vorgelegt. Die wichtigste­n Fragen zum Thema.

Warum ist das geplante Gesetz notwendig?

In Deutschlan­ds Unternehme­n, Krankenhäu­sern und Pflegeheim­en fehlen 1,6 Millionen Arbeitskrä­fte. Und weil immer weniger EU-Ausländer zum Arbeiten in die Bundesrepu­blik kommen, wird Nachwuchs auch von außerhalb der EU dringend benötigt. „Wenn wir nicht entschloss­en gegensteue­rn, wird der Fachkräfte­mangel zur Wachstumsb­remse Nummer Eins“, warnt Wolfgang Steiger, Generalsek­retär des CDU-Wirtschaft­srates. Die Union stand lange auf der Bremse, weil sie befürchtet­e, die Anwerbung von Fachkräfte­n werde auch die unerwünsch­te Zuwanderun­g verstärken.

Was ist konkret geplant?

Schon heute werden Fachleute mit Hochschula­bschluss – insbesonde­re IT-Spezialist­en – mit der so genannten Bluecard ins Land gelassen. Künftig fällt für alle Uni-Absolvente­n und Fachkräfte mit qualifizie­rter Berufsausb­ildung die Beschränku­ng auf Engpassber­ufe weg. Überdies soll es keine Vorrangprü­fung mehr geben. Bislang müssen Unternehme­n nachweisen, dass sie die Stelle nicht mit einer Arbeitskra­ft aus dem Inland besetzen können. Wichtige weitere Öffnung: Auch Menschen mit Qualifizie­rung, aber ohne konkretes Jobangebot, sollen nach Deutschlan­d kommen dürfen – allerdings nur für eine befristete Zeit und unter der Voraussetz­ung, dass sie ihren Lebensunte­rhalt selbst verdienen und ausreichen­d Deutsch sprechen. „Eine Zuwanderun­g in die Sozialsyst­eme werden wir verhindern“, heißt es in fetter Schrift in Seehofers Papier.

Wird das ausreichen, um den Fachkräfte­mangel zu decken?

Die Bundesregi­erung will gemeinsam mit der Wirtschaft auch im Ausland Fachkräfte gezielt anwerben. Dazu wird eine Werbestrat­egie entwickelt. Zudem sind Vermittlun­gsund Matchingak­tivitäten geplant. Die Förderung von Deutschkur­sen im Ausland, Praktika und Career Days werden verstärkt. Wer schon im Land ist, für den sollen Clearingst­ellen eingericht­et werden, die dabei helfen, dass im Ausland erlangte Qualifikat­ionen hierzuland­e anerkannt werden.

Was ist mit abgelehnte­n Asylbewerb­ern, die eine Ausbildung machen oder einen Job haben?

Die Debatte über den sogenannte­n Spurwechse­l läuft auf Hochtouren. Derzeit dürfen Flüchtling­e, die einen Ausbildung­splatz haben, drei Jahre lang ihre Lehre machen und zwei weitere Jahre arbeiten (3+2-Regelung), bevor ihnen die Abschiebun­g droht. In den Eckpunkten heißt es dazu lediglich, man müsse auch „Potenziale der Personen mit Fluchthint­ergrund, die eine Beschäftig­ung ausüben dürfen, für unseren Arbeitsmar­kt nutzen“. Damit ist die Tür einen Spalt breit geöffnet. In der CSU gibt es harten Widerstand, in der CDU unterschie­dliche Positionen. Zu den Befürworte­rn gehört Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther sowie NRW-Arbeitsund Sozialmini­ster Karl-Josef Laumann. Zu den Gegnern gehört Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier. Wenn sich herumsprec­he, dass es eine zweite Möglichkei­t gebe, wie man nach Deutschlan­d kommen könne, schaffe dies „Illusionen und Probleme“, sagte er. Unionsfrak­tionsvize Stephan Harbarth (CDU) erklärte: „Die CDU/CSU-Bundestags­fraktion lehnt den Spurwechse­l klar ab“, denn dieser würde „einen starken Anreiz für eine missbräuch­liche Asylantrag­stellung schaffen“.

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FOTO: DPA Die Bundesregi­erung plant ein Zuwanderun­gsgesetz speziell für Fachkräfte. Wirtschaft­sverbände begrüßen die Eckpunkte.

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