Serebrennikow seit einem Jahr unter Hausarrest
MOSKAU (dpa) - Der russische Starregisseur Kirill Serebrennikow steht ein Jahr nach seiner Festnahme nach Angaben seines Anwalts unter immensem Druck. „Die Einschränkungen seiner Freiheit sind sehr belastend für Kirill“, sagte der Jurist Dmitri Charitonow der Deutschen Presse-Agentur. „Deswegen arbeitet er rund um die Uhr.“Die Arbeit an neuen Projekten helfe dem 48-jährigen Theatermacher, im Hausarrest in seiner Wohnung im Moskauer Stadtzentrum durchzuhalten.
Serebrennikow hat keinen Kontakt zur Außenwelt, darf mit kaum einem Menschen telefonieren, und die Nutzung des Internets ist tabu. Er sei eingesperrt in seiner kleinen Wohnung ohne Balkon, sagte der unbequeme Theatermacher bei einer Anhörung. Der zu den bekanntesten Regisseuren seines Landes gehörende Serebrennikow darf lediglich zwei Stunden am Tag für einen Spaziergang nutzen, immer bewacht von Aufpassern.
Der Leiter des renommierten Gogol-Theaters war im August 2017 wegen angeblicher Veruntreuung von staatlichen Fördergeldern in einer Höhe von 133 Millionen Rubel (rund zwei Millionen Euro) festgenommen worden. Er selbst bestreitet seine Schuld.
Ob Filme, Ballett, Oper oder Theater – Serebrennikow gilt als so vielseitig wie kein anderer russischer Künstler. Oft inszenierte er im Ausland. Im vergangenen Herbst zeigte die Stuttgarter Oper seine unvollendete Inszenierung von „Hänsel und Gretel“– ohne den Regisseur. Sein Widerstandsfilm „Leto“über die russische Rocklegende Viktor Zoi wurde beim Filmfestival in Cannes gefeiert, ebenfalls ohne Serebrennikow.