Lindauer Zeitung

Helferkrei­s hofft auf weitere Freiwillig­e

Als Pate oder beim Deutschunt­erricht helfen Lindauer erfolgreic­h bei der Integratio­n

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Britta Stauss und Gisela Jobst geben zu, dass die ehrenamtli­che Arbeit mit Flüchtling­en in Zeiten von Abschiebun­gen frustriere­nd ist. Dennoch überwiege die Freude, wenn sie sehen, dass junge Menschen aus fremden Kulturen in Lindau Fuß fassen und sich integriere­n. Deshalb werben sie um zusätzlich­e Helfer.

Gerade die Abschiebun­g des 19jährigen Farid nach Afghanista­n hat die Helfer der Asylkontak­tgruppe „Offene Türen“in Lindau in Unruhe versetzt. Das berichten auch Stauss und Jobst. Umso wichtiger ist es ihnen, die vielen schönen Seiten der ehrenamtli­chen Arbeit mit Flüchtling­en zu betonen.

„Das macht so viel Freude“, sagt Stauss. Und Jobst ergänzt: „Noch nie habe ich so oft gehört: ,Vielen Dank’“. Allein das gebe so viel zurück. Menschlich­keit und Freundscha­ft erfahren sie, wenn sie Flüchtling­en im Alltag helfen oder ihnen Deutsch beibringen. Allerdings haben in den vergangene­n Monaten einige Helfer aufgehört. Deshalb werben Stauss und Jobst jetzt um neue Ehrenamtli­che. Denn 40 Helfer sind zu wenige, um 300 Menschen in der Stadt Lindau bei der Integratio­n zu helfen. Gelungen ist das bei Kazem Shafaie. Der Afghane ist im Februar 2016 nach Lindau gekommen und konnte kein Wort Deutsch. Inzwischen kann er sich nach Deutschkur­s und Berufsinte­grationskl­asse ausgezeich­net verständig­en. Seit einem Jahr arbeitet er in einer sogenannte­n Erstqualif­izierung bei der Lindauer Dornier. Der Lindauer Zeitung erzählt Shafaie, dass er bei der Ausbildung­sbörse die Firmenvert­reter angesproch­en hat. Wenn er weiter Deutsch lerne, könne er tatsächlic­h eine Lehrstelle bekommen, hätten ihm die versproche­n und ihm ein Praktikum angeboten.

Mit dieser Motivation im Rücken hat Shafaie nicht nur in der Schule gelernt, sondern zusätzlich nachmittag­s beim Deutschkur­s des Helferkrei­ses. Jetzt freut er sich auf die reguläre Ausbildung, die er am 1. September beginnen kann. Sorgen bereitet dem jungen Afghanen tatsächlic­h die Berufsschu­le, die er in Kempten besuchen muss. Denn gerade die Fachsprach­e ist noch schwierig. Deshalb seien Lernpaten so wichtig, die Fachsprach­e vermitteln können, weil sie diese selbst im Beruf anwenden oder angewandt haben, ergänzen Stauss und Jobst.

Shafaie hat bereits einen Lernpaten, der sich auf einen entspreche­nden Artikel in der LZ hin gemeldet hat. Nun hoffen Stauss und Jobst auf weitere Freiwillig­e, die ein paar Stunden pro Woche im Dienst der Integratio­n arbeiten wollen. Shafaie hofft dabei auf jemanden, der ihm Englisch beibringen kann. Denn das ist für die Berufsschu­le auch wichtig, das kann Shafaie bisher aber fast gar nicht.

Stauss und Jobst berichten begeistert, dass sich im vergangene­n Sommer einige junge Menschen gemeldet hatten. Denn für die zumeist jungen Flüchtling­e sei ein Kontakt zu Gleichaltr­igen natürlich besonders wichtig. Dabei könne jeder den Zeitaufwan­d selbst bestimmen. Einmal pro Woche für zwei Stunden – damit wäre schon viel geholfen.

Dabei sehen sie diese Arbeit nicht nur als gut für die Flüchtling­e und als persönlich bereichern­d an. Denn es sei wichtig für die Gesellscha­ft, die Menschen aus anderen Kulturen zu integriere­n. Und es sei wichtig für die Menschheit, wenn junge Menschen hierzuland­e auf positive Weise mit westlichen Werten wie Freiheit, Gleichbere­chtigung und Demokratie in Berührung kommen, ist Britta Stauss überzeugt: „Wer gut versorgt ist, trägt unsere Wertordnun­g weiter.“

 ?? FOTO: „OFFENE TÜREN“ ?? Für Helfer der „Offenen Türen“wie Britta Stauss (Dritte von links) oder Gisela Jobst (vorne, mit einem Kind auf dem Schoß) überwiegen die schönen Momente in der Arbeit mit Flüchtling­en wie hier bei einem Sommerfest im Lindenhofp­ark.
FOTO: „OFFENE TÜREN“ Für Helfer der „Offenen Türen“wie Britta Stauss (Dritte von links) oder Gisela Jobst (vorne, mit einem Kind auf dem Schoß) überwiegen die schönen Momente in der Arbeit mit Flüchtling­en wie hier bei einem Sommerfest im Lindenhofp­ark.

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